Gallery Diary - Galerie Krobath | Sebastian Koch

Die aktuelle Situation bedeutet eine enorme Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft und auch für uns als Kunstmagazin. In dieser Zeit wollen wir unseren Beitrag leisten und geben Ihnen täglich Einblicke in die Ausstellungen der derzeit geschlossenen Galerien.


Es liegt ein ganz offensichtlicher ernsthafter Witz in den Bildern Sebastian Kochs, der durch das Ausformulieren der Linie auf der Leinwand zum Ausdruck kommt. Eine gemalte Fläche wird durch eine Linie gestört, die Linie scheint nur soweit formuliert, bis es zu einem Dialog zwischen Fläche, Linie und Bildraum kommt. Koch betreibt dieses Spiel solange, bis diese Liniengefüge zu Assoziationen mit etwas außerhalb des Bildes liegenden anregen. Die Linien werden zu Zeichen, die wir nicht eindeutig zuordnen können. Aber eine leise Ahnung hat jeder Betrachter, sie reift nur nicht zu einer konkreten Form in unserer Vorstellung, obwohl die Linie eine ganz konkrete Form annimmt.

Es liegt ein ganz offensichtlicher ernsthafter Witz in den Bildern Sebastian Kochs

Wenn diese Malerei dann noch mit einer Rahmenleiste versehen wird, die den Rand der Leinwand sichtbar macht, so lenkt er unseren Blick auf die Materialität der Malerei. Aber gleichzeitig verweist die Rahmung auch auf die Malerei der 50er Jahre und auf eine Zeit, als der abstrakte Expressionismus einen Wendepunkt der Malerei einleitete: Von der Projektionsfläche zum Materialkonstrukt. Koch fasst die Malerei als Konstruktion von Material auf, aber auch als Träger von Zeichen die auf ein „außen“ verweisen – mit dieser doppelten Konnotation eröffnet Koch ein Spiel der Zeichen, die in ihrer Lesbarkeit ganz im Sinne der Semiotik immer auch rätselhaft und uneindeutig bleiben und nicht einen gewissen Witz entbehren.

Sebastian Koch  Schlingfiester VII, 2020 Acryl und Öl auf Leinwand / acrylic and oil on canvas  190 x 160 cm Unikat/ unique Courtesy: Sebastian Koch und Krobath Wien. Foto: Rudolf Strobl.

Bei Sebastian Koch handelt es sich nicht um eine reduktionistische Malerei, um das Abstrahieren von Formen aus einer gegebenen Vorlage heraus. Sie repräsentiert nicht das Sich-Abarbeiten an einer Vorlage, egal ob diese Vorlage nun die nun Natur oder Kunst wäre. Sie ist aber auch kein ständiges Erproben der malerischen Mittel um ihrer selbst willen. Koch behandelt alles als Material, daraus resultiert wiederum ein spielerischer Umgang. Er unterscheidet nicht zwischen bildnerischem Material, Ideenmaterial, oder dem tatsächlichen Material, aus dem Malerei (und die moderne Plastik!) entsteht, nämlich aus Farbe, Holz, Rahmen, Leinwand etc. Dass er sich immer auch mit Kunst auseinandersetzen muss ist dabei klar. Denn sobald er nur den geringsten Eingriff ins Material der Malerei setzt, beginnt das Spiel und die Bürde der Repräsentation. Malerei und sein Diskurs sind dafür seit dem beginnenden 20. Jahrhundert elaboriert genug um neue Angriffsflächen zu bieten. Man spürt die Lust an der Auseinandersetzung bei Koch, die nicht bei der Kunst endet und im Titel der Ausstellung ebenfalls zum Ausdruck kommt.

Ausstellungsansicht Sebastian Koch, Krobath Wien 2020 Courtesy: Sebastian Koch und Krobath Wien. Foto: Rudolf Strobl.

Galerie Krobath visited Sebastian Koch in his studio and talked about his work and the current exhibition "schlingfiester" at the gallery. © Galerie Krobath

 


Sebastian Koch

12.03.–21.04.2020
schlingfiester

IMPRESSIONEN

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