Gallery Diary - Ebensperger Rhomberg | Hanakam & Schuller

Die aktuelle Situation bedeutet eine enorme Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft und auch für uns als Kunstmagazin. In dieser Zeit wollen wir unseren Beitrag leisten und geben Ihnen täglich Einblicke in die Ausstellungen der derzeit geschlossenen Galerien.


Die Ausstellung Linterna Mágica in der Galerie Ebensperger Rhomberg Berlin ist noch bis zum 5. April über die Website zu besichtigen. Im wöchentlichen Newsletter werden derzeit Ausstellungsbesuche durch die vier laufenden Ausstellungen in Wien, Salzburg und Berlin unternommen. Hanakam & Schuller fertigen Malbücher, die dort zum Download angeboten werden.

Die Artefakte des in Wien lebenden Künstlerduos Markus Hanakam (*1979 Essen, Deutschland) & Roswitha Schuller (* 1984 Friesach, Österreich) sind häufig Gestaltwandler, verändern ihre äußere Form und tauchen in unterschiedlichen Kontexten wieder auf. Als Kunstschaffende und Forschende gestalten Markus Hanakam und Roswitha Schuller die Regelwerke der bildenden Kunst um und bauen in Videos und Objekten an eigenwilligen Ordnungen und neuen Weltentwürfen. Dabei arbeiten sie auch immer wieder mit angewandten Kunstformen. Ihre Werke wurden unter anderem im Haus der Kulturen der Welt in Berlin, im Eyebeam Center for Art + Technology in New York, im Palais de Tokyo in Paris, im Garage Museum of Contemporary Culture in Moskau, im Wiener MAK, im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles sowie im National Art Center in Tokio gezeigt. Aktuelle Soloshows im Kunstraum Lakeside, Klagenfurt (2019), im Muzej—Museo Lapiadarium Novigrad (HR, 2019) und in der Art Box im Museumsquartier Wien (bis April 2020). The Heralds (2017) war Finalist im International Experimental Film and Video Festival BIDEODROMO 2019 in Bilbao.

  Hanakam & Schuller; Cabinet; 2016; 150 x 80 x 50 cm © Ludger Paffrath, Courtesy Ebensperger Rhomberg

Das Duo nimmt Reprofotografien verschiedener Sotheby‘s Auktionskataloge als Ausgangspunkt für eine Serie von Bildarbeiten (...)

Das Duo nimmt Reprofotografien verschiedener Sotheby‘s Auktionskataloge als Ausgangspunkt für eine Serie von Bildarbeiten, diese Repros von Auktionslosen zeigen in der Darstellungskonvention des Auktionskataloges Porzellanfigurinen mit leichtem Schatten vor neutralem Hintergrund. Alle ausgewählten Objekte sind dem Rokoko zuzuordnen. Es sind also weder „autonome“ Skulpturen, noch „Design“-Objekte im eigentlichen Sinn – dennoch schon Erzeugnisse serieller Fertigung (beispielsweise aus den Manufakturen Buen Retiro, Meissen oder Frankenthal).

Hanakam & Schuller; Saboyano Con Linterna Mágica, Real Fábrica De Porcalana Del Buen Retiro, 1784–1803; 2017; 52,5 x 32,8 cm © Ludger Paffrath, Courtesy Ebensperger Rhomberg

Diese Objekte sind bereits Hybride zwischen Kunsthandwerk und Alltagsgegenstand, wenngleich sie für die Zeitgenossen des mittleren 18. Jahrhunderts noch weit davon entfernt sind, einer Allgemeinheit zugänglich zu sein. In der zeitlichen Distanz des Objektes als Dekorgegenstand damals zur Auktionsware heute, muss das Objekt für den Verkauf auratisiert dargestellt werden. Es wird zum Kunstobjekt und damit zum unikalen Artefakt stilisiert. Hanakam & Schuller überzeichnen diesen Prozess im Wortsinn, wenn sie auf den Reprofotografien, die noch Druckraster und Losnummer erkennen lassen, Auraflächen auftragen, wie sie der gängigen esoterischen Praxis der Aurafotografien von Personen entsprechen. Verschiedene amorphe Farbfelder aus farbiger Acryltusche überziehen die Abbilder der Porzellangruppen. Der lokal (in Österreich) etablierte Gestus der Übermalung, ebenfalls eine hochgradig auratisierte Kunstform, wird auf ironische Weise mit ins Spiel gebracht.


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