GALERIE 422 – Hans Weigand + Erwin Wurm
Die großformatigen Holzschnitte des Hans Weigand, auf denen dystopische Szenerien zwischen Popkultur und Endzeitstimmung changieren, treffen in den Räumen der Galerie 422 in Gmunden auf Erwin Wurms ironische und humorvolle Skulpturen. Margund Lössl hat die so unterschiedlichen Arbeiten dieser beiden Größen der österreichischen Kunstszene zu einem spannenden Dialog zusammengeführt.
Eine Knackwurst, die das Autodach einzudrücken scheint, eine Doppelliterflasche auf bunten Füssen oder eine knallgelbe Banane, die auf einem Hausdach zu liegen kommt sind nur einige der Sujets, die Erwin Wurm charakterisieren. Er denkt die Skulptur neu, indem Volumen, Gewicht, Statik, Schwerkraft, Form und Masse nicht mit der Realität der Dinge übereinstimmen und sie auf den ersten Blick lachhaft, lächerlich oder zumindest voll des Humors erscheinen lassen. Bei näherer Betrachtung jedoch kann man Erwin Wurms Spiel mit gesellschaftskritischen Gedanken erkennen. Kleinbürgertum, Spießigkeit oder das Hinterfragen von Statussymbolen sind nur einige der Assoziationen.
Er war es auch, den Margund Lössl zur Ausstellung in ihren Galerieräumen eingeladen-, und der dann seinen Künstlerkollegen Hans Weigand als Konterpart vorgeschlagen hat. „Als die Arbeiten der beiden geliefert wurden, hatte ich einige schlaflose Nächte“ gesteht die Galeristin, bevor sie sich im Klaren wurde, wie die beiden konträren Künstlerpositionen sinnvoll zu zeigen wären. „Harmonie ist mir immer wichtig“ sagt sie und wenn man die teils großzügigen, teils kleinteiligen und verwinkelten Räume, Durchgänge und Flächen im wunderschönen Familienhaus an der Traunbrücke durchstreift, ist diese zu erkennen.
Da korrespondiert Hans Weigands großflächiger Holzschnitt, auf dem die Katastrophe eines umfallenden Skyscrapers angedeutet ist, mit Erwin Wurms, von einer Knackwurst zerquetschtem Auto. Oder ein kolorierter Druck voll eindrucksvoller Pflanzenwelt trifft auf einen Stein, der von viel zu kleinen Männerbeinen getragen zu wird.
Margund Lössl kennt beide Künstler gut. Sie hat schon oft mit ihnen gearbeitet. An Wurm schätzt sie dessen Charme, dessen Korrektheit, Freundlichkeit, Klarheit und allen voran seine humorvollen und hintergründigen Arbeiten. Weigands künstlerischen Werdegang hat Lössl ebenfalls immer verfolgt. Seine Technik, die unterschiedlichen Materialien und die diversen Themen, des teilweise in den USA lebenden Tirolers, begeistern sie.
Die Galerie 422 besteht seit nunmehr fast 25 Jahren an diesem Standort. Damals hat Margund Lössl sie gemeinsam mit dem Kunsthändler, Restaurator und Galeristen Erich Spitzbart aus Vorchdorf eröffnet, mit dem sie bis heute in freundschaftlichem Kontakt ist. „Wir sind mit den Jungen Wilden groß geworden“ beschreibt sie. Von Prachensky bis Pillhofer, von Attersee bis Rainer, von Damisch bis Scheibl, Zitko, Nitsch, Brandl, Elfi Semotan oder Maria Moser reicht die Palette an Künstlern mit denen die Galeristin bereits gearbeitet hat und die „schon fast zur klassischen Moderne gehören“ wie sie lachend sagt.
Margund Lössl ist auch immer auf der Suche nach weniger bekannten Talenten, um deren Arbeiten mit Werken von arrivierten Künstlern zu spannenden Gruppenausstellungen zusammen zu stellen. Die Keramiken von Benjamin Nachtigall, Stefan Zsaitsits´ Zeichnungen und die hyperreale Malerei des Martin Veigl treffen da beispielsweise gleich ab dem 9. Oktober in der Galerie aufeinander.
Galerie 422
An der Traunbrücke 9–11, 4810 Gmunden
Österreich