Esther Stocker
Unter dem Titel „Geometrien“ zeigt Esther Stocker in der Italienischen Botschaft im Palais Metternich am Wiener Rennweg raumbezogene Arbeiten. Die gelungene Zusammenstellung, die vor allem auch durch den Kontrast der reduzierten Ästhetik von Stockers Arbeiten mit den prunkvollen großzügigen Räumen der Botschaft beeindruckt, wurde von Marcello Farabegoli kuratiert.
Es ist bereits die sechste Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die in der Italienischen Botschaft in Wien präsentiert wird. Eine Aufgabe, so der Botschafter in seiner Rede, der man gerne nachkomme. Das Palais Metternich sei mit seinen Sälen, Skulpturen und Prunkräumen ein idealer Ort um Geschichte mit Gegenwart in Zusammenhang zu bringen und biete auch die Möglichkeit allgemein großdimensionierte Werke auszustellen. „Die Erfahrungen der letzten zwei Jahre haben uns bewiesen, dass es möglich ist, auf harmonische Weise den klassischen Stil des Palais mit modernen Kunstwerken zu verbinden.“
In den Räumen werden sowohl Gemälde aber auch neue Arbeiten der 1974 in Schlanders, Südtirol, geborenen Künstlerin gezeigt. Sie bezieht sich dabei direkt auf die Räume. Ihre Objekte besiedeln antike Möbel, die damit gleichsam eine Sockelfunktion für Stockers Papierobjekte bilden. Im Grünen Salon inszenierte sie ein eindrucksvolles Environment – inklusive Sitzbänke, die Teil der Bodeninstallation sind. Im Schlachtensalon und im Gelben Salon wurden große Leinwände aufgestellt, die durch die Präsentation eine neue Objekthaftigkeit erhalten. Besonders eindrucksvoll sind Stockers neue großformatige Skulpturen, die sie für den Prunkraum angefertigt hat.
Esther Stockers Werke sind reine Abstraktionen, gewonnen aus dem Einsatz minimalistischer Mittel: Horizontale, Vertikale, Diagonale. Die Palette ist dabei auf die Farben Schwarz, Weiß und die verschiedene Abstufungen von Grau reduziert. Stockers Interesse gilt komplexen visuellen Systemen, die sich am Raster orientieren, beziehungsweise den Verschiebungen innerhalb von Systemen. Empfinden wir rechte Winkel und parallele Strukturen als rational und geordnet, so belegen Esther Stockers „Verrückungen“, die sie durch das Einbringen von Störmomenten evoziert, dass dieser vermeintlich sichere Boden der Ordnung sich als schwankend erweist. Die Ausstellung zeigt einmal mehr, dass Stocker gerne an den Grenzen zwischen Malerei, Raum und Objekt arbeitet und vertraute Perspektiven stets aufs Neue verschiebt. Raster sind für die Künstlerin jedoch keine Synonyme für Inflexibilität und Starre, sondern vielmehr ein Motiv der Entriegelung und Entgrenzung, wie Rainer Fuchs einmal über Stockers Arbeiten bemerkte. So schafft Stocker auch im Palais mit ihren Installationen verräumlichte Bilder, in dem sie sehr dominant über die historische Architektur arbeitet und an den geordneten und regelmäßigen Strukturen rüttelt.