Christian Ecker, Erwin Lichtenegger, Monika Sobotik, Enterdet, 2018, Ausstellungsansicht, Galerie Eboran, Salzburg | Foto: Christian Ecker

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Eboran zeigt einen Dialog zwischen Naturwissenschaft und Kunst. Ausgangspunkt waren Wurzelpräparate, Zeichnungen und Fotografien der österreichischen Wurzelforscher Lore Kutschera, Erwin Lichtenegger und Monika Sobotik. Ein Forschungsgebiet in dem Kutschera, Lichtenegger und Sobotik internationale Reputation genießen, das aber der Öffentlichkeit kaum bekannt ist. In der Galerie treffen ihre Arbeiten auf Werke des Salzburger Künstlers Christian Ecker.


Im Gespräch mit Getraud Seiser betonte Monika Sobotik, dass Wurzelforschung „Freilegen“ bedeutet. Wurzeln sind unter der Erde versteckt. Ihren Geheimnissen aus naturwissenschaftlicher Perspektive nachzuspüren, ihre Funktionen zu entschlüsseln beschäftigt(e) die drei Naturwissenschafter bis ins hohe Alter. Sie „freilegen“ eben bis ins Innerste, das wurde diesem Dreierteam, das auch Herausgeber der Wurzelatlanten ist, zur Lebensaufgabe.


Kunst als Werkzeug

Doch so schreibt Seiser im Austellungskatalog: „Der botanische, naturwissenschaftliche Blick kam ohne das Künstlerische nicht aus. Erwin Lichtenegger war ein begnadeter, detailgetreuer Zeichner. Mit feinstem Strich bildete er bis kurz vor seinem Tod in Österreich, der Mongolei, in der Namib im südwestlichen Afrika das ab, was fotografisch in dieser Perspektivität nicht erfassbar war." Die Kunst dient hier als Werkzeug. Als abstrakte Kunst lassen sich auch Monika Sobotiks mikroskopische Wurzelschnitte deuten, Mandalas von farbenprächtiger Schönheit.

Der botanische, naturwissenschaftliche Blick kam ohne das Künstlerische nicht aus.

Gertraud Seiser

 


Wurzeln – enterdet und besiedelt

Einer zumeist verborgenen, da unterirdischen Welt pflanzlichen Lebens ist die Galerie Eboran in ihrer Sommerausstellung gefolgt: Unter dem einenden Titel „Enterdet“ werden die naturwissenschaftliche Arbeit der Botanikerin Monika Sobotik und die fotografische Sicht des Künstlers Christian Ecker gegenüber gestellt. Wurzeln - da wie dort: Das „Mycellium“ feinstverzweigter Wurzeläderchen einer Ulme (ausladend auf sechs Metern Breite und rund zwei Metern Höhe) dominiert den Ausstellungsraum und fasziniert in seiner Ästhetik.

Genauso, wie es auch die anderen Wurzelpräparate tun, die in mehrere Jahrzehnte dauernder Arbeit von der Wurzelforscherin Sobotik sowie ihren Lehrern Lore Kutschera und Erwin Lichtenegger weltweit freigelegt wurden. Dokumentiert wurden die Exponate in Form minutiös erfasster Feldzeichnungen, die die bildliche Grundlage für  den bisher auf sieben Bände angewachsenen Wurzelatlas darstellen.

Christian Ecker, 2018, Aus der Serie Ansiedlungen | Foto: Christian Ecker

Christian Ecker, 2018, Aus der Serie Ansiedlungen | Foto: Christian Ecker


Kontrast zum naturwissenschaftlich analytischen Prozess

Während es bei der Wurzelforschung im Anfang um das akribisch genaue Befreien von Erde geht, wird in den Fotografien Christian Eckers, der seine Arbeiten „Böschungsansiedlungen“ nennt, ein gegenteiliger Prozess sichtbar. Bei Sobotiks Präparaten wurde ausschließlich freigelegt und enthüllt. Ecker hingegen folgt in seinen Beobachtungen keinem naturwissenschaftlich analytischen Prozess, sondern Ereignissen, die in der Natur ohne das Zutun des Menschen passieren.

In den gezeigten Arbeiten handelt es sich um Wurzeln, aber auch Zweige, die an Böschungen von Flussläufen nach Hochwassern mit natürlichem Schwemmgut oder Kunststoffabfällen „besiedelt“ wurden. Knäuel- oder nesterartig formiert sich neue Materie, wobei die durch das schwemmende Wasser einst freigelegten Wurzeln hier sich wieder zu verdichten und verhüllen beginnen.

 

Galerie Eboran. Verein zur Förderung junger KünstlerInnen

Ignaz-Harrer-Straße 38, 5020 Salzburg
Österreich

Christian Ecker, Erwin Lichtenegger, Monika Sobotik

Enterdet

Ausstellungsdauer: 2.8. bis 31.8.2018
Öffnungszeiten: Di–Fr, 18–20 Uhr

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