Marija Šikoronja (1939–2021)

Eine große, eine verbindende Galeristin verlässt die Kunstbühne Kärntens

Marija Šikoronja, Galerie Šikoronja, Rosegg, o.D. © Galerie Šikoronja

Die bekannte Kärntner Galeristin Marija Šikoronja ist Montag, 18. Oktober, nach kurzer, schwerer Krankheit im 82. Lebensjahr gestorben. 1985 eröffnete sie ihr Kunsthaus in Rosegg. Der Fokus lag bei Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, stets grenzübergreifend und mit der – auch in schwierigen politischen Zeiten in Kärnten Selbstverständlichkeit der der gelebten slowenische Sprache und grenzüberschreitenden Ausstellungspräsentationen von Künstlern aus Slowenien, Österreich und vielen anderen Ländern. Gemeinsam mit ihrer Tochter, der viel zu früh verstorbene Kunsthistorikerin Renata Šikoronja, gab sie das Buch "KUNST AN DER GRENZE/ UMETNOST NA MEJI. Zur Lage der Kunst im Kulturraum Kärnten/Slowenien/K polozaju umetnosti v kulturnem prostoru Koroska — Slovenija" heraus (KIGRO - Kulturinitiative Galerie Rosegg-Šikoronja), in der die wesentlichen Eckpfeiler ihres und Renatas Selbstverständnis zur Kunst in Kärnten und ihrer notwendigen transnationalen Ausrichtung zum Ausdruck kam. 

Wir haben die Kärntner Kunsthistorikerin Ulli Sturm, die viele Ausstellungen in Rosegg eröffnete, um einen Nachruf gebeten. 


Erst im Vorjahr hat Marija Šikoronja ihr 35-jähriges Jubiläum gefeiert und dabei an die Anfänge ihrer erfolgreichen Galerietätigkeit in Rosegg erinnert. Mit viel Leidenschaft, Gastfreundschaft und einem außergewöhnlichen Gespür für zeitgenössische Kunst hat sie jahrzehntelang die Selbstverständlichkeit der Zweisprachigkeit in Kunst und Kultur vorgelebt und aus dem ehemalige Gasthaus Brückenwirt an der Drau ein weit über die Grenzen renommiertes Zentrum für länderübergreifende Kunst in Kärnten gemacht. 

 

Begonnen hat alles 1985 mit keinem Geringeren als dem Kärntner Slowenen Valentin Oman, einem der herausragenden Künstler des Landes, der die noch jungfräulichen Wände der Galerie mit Fresken, als Vorarbeit zu seinem monumentalen Bilderzyklus in Tanzenberg, bemalt hat. Diese Seccomalerei war Teil der ersten Ausstellung und ist bis heute ein bleibender Hintergrund, vor dem unzählige Künstler*innen aus Kärnten, Slowenien, Kroatien und Italien ihre Arbeiten gezeigt haben. Mit diesem Werk wird Valentin Oman zu einem langjährigen Freund und Begleiter der Galerie Šikoronja, die mit ihrem Programm von zweisprachigen Ausstellungen, Konzerten und Lesungen eine ganz solitäre Position in Kärnten eingenommen hat.

Valentin Oman, Fresken 1985, Galerie Šikoronj, Rosegg, © Galerie Šikoronja

Valentin Oman, Fresken 1985, Galerie  Šikoronj, Rosegg, © Galerie Šikoronja

Mit Weitblick und Begeisterung gelang es Marija Šikoronja in den kommenden Jahren hervorragende Kontakte in den Alpe-Adria-Raum und dabei besonders nach Slowenien- aufzubauen und Künstlergrößen wie Bogdan Borčić, Janez Bernik, Jože Ciuha oder Zoran Mušič nach Rosegg zu bringen. Und über viele Jahre hinweg wurden Künstler*innen aus Kärnten wie Inge Vavra, Caroline, Giselbert Hoke, Peter Krawagna oder Gustav Januš zu ihren ständigen Weggefährt*innen, die sie in ihrer künstlerischen Arbeit begleitete und in zahlreichen Ausstellungen einer immer größer werdende Fangemeinde vorstellte.

Mainstream in der Kunst hat sie als Galeristin nie interessiert, lieber orientierte sie sich in der Auswahl ihres Programmes am eigenen „Bauchgefühl“ und lag damit immer richtig. Es waren keine unüberlegten Entscheidungen wen und was sie zeigt, vielmehr ein behutsames gefühlvolles Beobachten und Fördern von Künstler*innen dreier Generationen. Und dieses besondere Gespür für Kunst hat schon von Beginn an dazu geführt, dass neben Ausstellungen von anerkannten Künstlern wie Hans Staudacher, Hans Bischoffshausen oder Franz Grabmayr auch der jungen Kunst eine Chance gegeben wurde Beachtung zu finden. So hat beispielsweise die damals noch unbekannte Kiki Kogelnik erstmals in einer Kärntner Galerie ihre Werke in Rosegg gezeigt und zahlreiche Newcomer*innen aller Kunstgenres aus Kärnten und den Nachbarländern sind ihr gefolgt.

Peter Krawagna und Marija Šikoronja, Rosegg, © Galerie Šikoronja

Peter Krawagna und Marija Šikoronja, Galerie Šikoronj, Rosegg, © Galerie  Šikoronja

Durch ihr verbindendes Wesen, ihre Offenheit und konsequente Haltung hat Marija Šikoronja die ganz besondere Rolle einer Vermittlerin, einer „Brückenbauerin der Kunst im Alpe-Adria-Raum“ eigenommen und hat uns allen damit - über alle Grenzen in den Köpfen und der Sprache hinweg - das Gemeinsame einer Region mithilfe von Kunst und Kultur vor Augen geführt. Eine Lebensaufgabe, die sich in 35 Jahren Galeriearbeit mehr als gelohnt hat. Wir trauern um eine große Persönlichkeit, die dem Land Kärnten, der Volksgruppe und ganz besonders den vielen Künstler*innen fehlen wird.

Die Zweisprachigkeit und die grenzübergreifende Präsentation von Kärntner und slowenischen Künstler*innen war für Marija Sikoronja selbstverständlich. Die Künstlerin Tanja Prušnik hat daher eine kurze Zusammenfassung des Nachrufs ins Slowenische übersetzt. 

Lani je praznovala Marija Šikoronja svoj 35 galerijskii jubilej in se s tem spomnila na svoje začetke pomembega galerijskega delovanja v Rožeku. Z veliko strastjo, gostoljubnostjo in izjemnim občutkom za sodobno umetnost je desetletja ponazarjala samoumevno naravo dvojezičnosti v umetnosti. Nekdanjo gostilno Bruckenwirt ob Dravi je spremenila v center mednarodne umetnosti na Koroškem, ki slovi daleč čez meja. Žalujemo za veliko osebnostjo, ki jo bo pogrešala Koroška dežela, etnična manjšina in številni umetniki, ki so delovali z njo.

Marija Šikoronja, 2021 Galerie Šikoronj, Rosegg, © Galerie Šikoronja

Marija Šikoronja, 2021 Galerie  Šikoronj, Rosegg, © Galerie Šikoronja

Marija Šikoronja, Galerie Šikoronja, Rosegg, o.D. © Galerie Šikoronja

Marija Šikoronja, Galerie Šikoronja, Rosegg, o.D. © Galerie Šikoronja

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