Enden bald! Nicht verpassen.

Ein Rundgang durch Galerieausstellungen in Wien

Wenn Sie den Trubel auf den Weihnachtsmärkten entfliehen wollen oder die Adventzeit so und so gerne nutzen für einen Ausstellungsbesuch, bietet Wien aktuell eine reichhaltige Auswahl an Museums- und auch Galerieausstellungen an. Viele davon laufen noch bis Ende Jänner oder auch bis in den Februar hinein. Einige jedoch enden vor Weihnachten oder kurz nach den Weihnachtsferien. Daher haben wir für Sie einen kurzen Rundgang als Reminder zusammengestellt.


Galerie Charim

Lisl Ponger  Making Off”

Die Ausstellung „Making off …“ gibt einen Einblick in die künstlerische Praxis der renommierten Fotokünstlerin. Die zumeist großformatigen Fotoarbeiten und Installationen sind stets sorgsame Inszenierungen, für die Lisl Ponger eigene Settings schafft. Dadurch dass die Ausstellung auch das DAVOR zeigt, wirken sie wie die Essenz der während der Arbeit entstandenen Filme. Diese zeigen auch die Kommunikation von Pongers Protagonist:innen untereinander und ihr Agieren vor der Kamera mit Masken und Kostümen und geben einen Einblick in die Gedankenwelt der Künstlerin. Die Ausstellung umfasst drei Filme sowie Requisiten, die Ponger zu einem installativen Ensemble zusammengefügt hat und so diverse Zugänge zu ihren Arbeiten ermöglicht. Doch über diesen Einblick hinaus bleibt Ponger stets eine sensible Beobachterin politischer und gesellschaftlicher Strukturen, die sie in ihren Werken unmissverständlich aufzeigt. Das Aufständige und Widerständige verköpert in der Schau jedoch die Figur des Trickster mit dem Postulat: „Trickster will remake this world“. Zugleicht setzt diese Figur auch ein Fragezeichen und stellt jegliche Deutungs-Autorität, auch jene der Künstlerin in Frage. Und so löst sich Ponger nicht ohne Ironie aus der ihr oft zugesprochen Aufgabe, verändernde, erneuernde Impulse zu setzen und überlässt dem Trickster die Aufgabe „to remake her world“ – oder nicht viel mehr uns allen?

bis 13. Jänner 2024

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Lisl Ponger, Trickster will remake this world (Diptych, detail) The Alarm, 2023, analog C-Print, 150 x 125 cm, Foto: Lisl Ponger


Giese & Schweiger Kunsthandel

Fokus 19. Jahrhundert

Back to the roots! Mit der aktuellen Ausstellung gibt Giese & Schweiger ihrer Kernkompetenz der Malerei des 19. Jahrhundert der Malerei eine Bühne! Und die kann sich sehen lassen. Anhand von ausgesuchten Werken werden wesentliche Facetten des österreichischen Kunstschaffens dieser Epoche, die sich durch viele Umbrüche auszeichnete, dargestellt. Anhand der Landschafts- und Genremalerei, dem Porträt und Stillleben spannt sich ein Bogen von frühen realistischen Zugängen zur sichtbaren, äußerlichen Welt bis hin zu einer freieren Malerei und gefühlsbetonteren Darstellungen und der Interpretation subjektiver Wahrnehmungen. Der Farbauftrag und die malerische Handschrift des Künstlers treten stärker in den Vordergrund und leiten über zur Moderne. TIPP: die beiden Podcastfolgen von Herbert und Alexander Giese zur Österreichischen Malerei des
19. Jahrhunderts.“

bis 22. Dezember 2023

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Ausstellungsansicht, Courtesy of Giese und Schweiger Kunsthandel


Galerie Martin Janda

Svenja Deininger „Cache Cache”

Einmal mehr überzeugt Svenja Deininger mit ihren Arbeiten in der Galerie Martin Janda. Ihre Bilder spielen mit Farbe und Materialität und vor allem auch mit dem Raum. Tritt einmal mehr die textile Stofflichkeit der Leinwand in den Vordergrund hat man andernorts den Eindruck einer ledernen Oberfläche. Präzis gesetzte Schnitte umschreiben die Formen. Deininger gelingt es nicht nur den Betrachter:innen die diversen Möglichkeiten des Materials vor Augen zu führen,  sondern sie entwickelt durch die gekonnt gewählten Farbenkombinationen, durch den Kontrast von opaken und transparenten Farbfeldern und den linearen Einschnitten, eine lebendige Partitur auf der Leinwand in der Disharmonie und Harmonie in eine Balance zu treten scheinen. Eine eindrucksvolle Architektur der Malerei, die die Zweidimensionalität des Bildträgers zu überwinden weiß. Vanessa Joan Müller hat einen lesenswerten Text zur Ausstellung geschrieben. Lesen sie hier.

bis 21. Dezember 2023

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Svenja Deininger, Cache at Galerie Martin Janda, Vienna, 2023, Foto: kunst-dokumentation.com


Galerie Krinzinger

Andreas Werner „Beyond Myth and Tool”

Mit „Beyond Myth and Tool” zeigt die Galerie Krinzinger die bereits zweite Soloausstellung des Künstlers. Die großformatigen Zeichnungen gewinnen durch ihre installative Inszenierung. Futuristische Ästhetik mischt sich mit Anklängen an klassische Skulpturen, die sowohl Lorbeerkranz als auch mittelalterliche Waffen tragen. Ebenso zitiert er auch in seinen Architekturzeichnungen aus verschiedenen Epochen und zeichnet Architektur als Maschine, die aus verschiedenen Modulen besteht. Stets formal streng vor weißem Hintergrund sind die figurativen, wie architektonischen Zeichnungen frontal aufgebaut – und treten so unweigerlich in eine Verbindung. Mutiert also der Mensch auch zur Maschine, gepanzert und mit wehrhaften Zacken und Waffen ausgestattet? Doch sind Werners Figuren mehr Ritter als Cyborg. Insgesamt tut die sorgsam gewählte und nuancierte Farbigkeit den Werken gut. Die Fluidität des aquarellhaften Farbauftrags in Kontrast zur Strenge der Darstellung macht sie prägnanter und raumpräsenter, was wohl auch insgesamt am Setting liegt, in der die Arbeiten in einen gelungenen Dialog treten – ganz im Gegensatz zur linearen Wandhängung „Galkatal“ in der Kunsthalle Krems. Die zweite Ausstellung in der Seilerstätte zeigt neue Malerei des spanischen Künstlers Secundino Hernández.

bis 13. Jänner 2024

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Andreas Werner, Courtesy of Galerie Krinzinger


Galerie Frey

Bernard Ammerer „Die Landschaft kehrt zurück“

Bernard Ammerer macht in der aktuellen Ausstellung das Motiv der Landschaft zum Hauptakteur und stellt sich ganz in die Tradition dieses Bildgenres. Die Landschaft ist in Varianten in seinen Arbeiten schon länger vertreten – oft in Verbindung mit urbanen Räumen. Hier nun spielt sie in vielen Bildern eine Hauptrolle – zuweilen zu eklektisch wo man nicht weiß, ob der Künstler bewusst die Ölmalerei einsetzt um Klischees zu ironisieren oder um sich in der Meisterschaft des Malerischen zu verlieren. Interessanter sind jene Bilder wo Ammerer einmal mehr das Weiß der grundierten Leinwand einbezieht oder mit Klebestreifen arbeitet. Ein formale Bildkonzeption die für den Künstler charakteristisch ist. In Verbindung mit der Landschaft entsteht so ein interessanter Diskurs zur Frage des Bildraums per se.

bis 13. Jänner 2024

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Ausstellungsansicht, Bernard Ammerer, Foto: Galerie Frey Wien


Galerie Crone

Hamlet Lavastida - Internal Order

Galerie Crone zeigt die erste Einzelausstellung des kubanischen Künstlers Hamlet Lavastida – großformatige Wandinstallationen, feingliedrige Scherenschnitte und eine Videoarbeit, in denen er sich mit den Repressionsmethoden totalitärer Staaten und den Auflehnungsstrategien oppositioneller Friedens- und Freiheitsbewegungen auseinandersetzt. Akribisch trägt er Bilder, Symbole und Schlagworte zusammen, in denen sich die unterdrückerischen Mechanismen eines totalitären Staats offenbaren bzw. vor allem die Ikonografie der kubanischen Revolution dokumentiert. Lavastida nutzt dafür die Technik des Scherenschnitts. Neben relativ eindeutigen Motiven, wie der Darstellung bewaffneter Militärs, sind die Bildinhalte oftmals chiffriert. Immer aber stecken hinter den Logos, Akronymen, Sprüchen und Zahlenkombinationen Verweise auf Manifestationen von Gewalt. Sie sind der Propaganda des staatlichen Sicherheits- und Medienapparats entnommen oder greifen die öffentliche Diskreditierung von Personen auf. Hamlet Lavastida wurde 1983 in Havanna geboren und zählt zu den bekanntesten Vertretern einer neuen, jungen Künstlergeneration in Kuba, die sich offen gegen das kommunistische Regime stellt. Nach seiner Teilnahme an Protesten der Demokratiebewegung „27-N“ und einer Haft in Havannas berüchtigstem Foltergefängnis Villa Marista, lebt er seit Anfang 2022 im Zwangsexil in Berlin. Im vergangenen Jahr nahm er unter anderem an der documenta in Kassel und einer umfassenden Überblicksausstellung lateinamerikanischer Kunst im Museo Reina Sofia in Madrid teil. Aktuell Albertinum Dresden und auf der Kyiv Biennale im Wiener Augarten gezeigt (noch bis 17. Dezember!).

bis 23. Dezember 2023

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Ausstellungsansicht, Hamlet Lavastida, Foto: Simon Veres, Courtesy Galerie Crone

GALERIE STEINEK 

WHERE WE GO FROM 

Noch bis 22. Dezember zeigt die Galerie Steinek eine Gruppenausstellung. Während Olga Georgieva bereits seit längerem von der Galerie repräsentiert wird, sind mit Fabian Erik Patzak, Felix Malnig und Soli Kiani Künstler:innen erstmals oder erst seit kurzem in der Galerie zu sehen. So scheinen nur Georgieva und Patzak auf der Webpage bereits im Künstlerportfolio auf. Der Titel „Where we go from here“ evoziert den Gedanken an eine Standortbestimmung – des eigenen künstlerischen Tuns als auch der Galerie selbst, in dem sie etwa mit Soli Kiani eine in den letzten Jahren stärker in den Vordergrund gerückten Stimmen der Kunstszene aufnimmt, die stark im aktuellen Diskurs verankert ist und damit die emanzipatorisch-feministischen Positionen der Galerie inhaltliche wie formal wohltuend erweitert. Gemeinsamkeiten unter den einzelnen künstlerischen Positionen lassen sich schwer festmachen – auch keine wirklich dialogischen Zusammenhänge im Display der Ausstellung. Es empfiehlt sich daher, sich auf die einzelnen Werke einzulassen. Einmal mehr überzeugen Olga Georgievas Zeichnungen und Soli Kianis Skulpturen. Wobei hier dem Raum ein paar ihrer größeren Arbeiten gut getan hätten.

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 Exhibition view, on the wall : Felix Malnig, TV Tower Berlin, 2023, Acryl, Lackspray auf Leinwand 120 x 90 cm. Sculptures : Blurred Line 4, 2022 Beton Stahl Leim Acryl Stoff Kohlestift ca. 48 x 21 x 10 cm | Soli Kiani, Blurred Line 4, 2022, Beton Stahl Leim Acryl Stoff Kohlestift ca. 48 x 21 x 10 cm | Foto © Felix Malnig

Galerie Steinek, Ausstellungsansicht,  Felix Malnig, TV Tower Berlin, 2023, Acryl, Lackspray auf Leinwand 120 x 90 cm. Sculptures : Blurred Line 4, 2022
Beton Stahl Leim Acryl Stoff Kohlestift ca. 48 x 21 x 10 cm | Soli Kiani, Blurred Line 4, 2022, Beton Stahl Leim Acryl Stoff Kohlestift ca. 48 x 21 x 10 cm | Foto © Felix Malnig

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