Ein Leben mit zeitgenössischer Kunst – Der Sammler Franz Wojda

Der aus Kärnten stammende Manager, Betriebswirt, Universitätsrat und Kunstsammler Franz Wojda ist 81-jährige gestorben. Das gab die Galeristin Rosemarie Schwarzwälder am Samstag bekannt. 


Franz Wojda war einer jener Privatsammler die sowohl etablierte Kunst kauften, als auch junge, emerging artist förderten und das mit großer Neugier und Entdeckungslust und der Bereitschaft, Neuland zu betreten. Seit Beginn der 1980er-Jahre baute das Ehepaar Sigrid und Franz Wojda zunächst in ihrem Haus in St. Veit in Kärnten und dann auch in Wien ihre Sammlung auf. Sigrid Wojda, verstarb am  9. Juli 2011. Ihren Verlust hat Franz Wojda nie überwunden und betonte im persönliche Gespräch stets ihren großen Anteil an der Sammlung und ihre gemeinsame Liebe zur Kunst. Sigrid und Franz Wojda haben sich beide schon früh für Kunst interessiert. Sigrid Wojda lernte durch ihren mehrjährigen Italienaufenthalt die Kunst Giottos, Fra Angelicos und der Renaissance lieben, und durch Lucio Fontana auch die Gegenwartskunst, ihr Onkel war der Maler Richard Krauss. Für Franz Wojda wurde ein Besuch in der Londoner Tate Gallery 1964 zu einem Schlüsselerlebnis. Der Fokus ihrer Sammlertätigkeit lag jedoch stets auf der Zeitgenössische Kunst. Der erste Ankauf, so erzählten mir Franz und Sigrid Wojda bei unserem ersten Treffen für eine Artikel im PARNASS im Wiener Café Tirolerhof war 1971 Arnulf Rainers „Wasserwelten I“. Weitere Ankäufe waren auch aufgrund damals beschränkten finanziellen Mittel sporadisch und umfassten ausschließlich österreichische Positionen wie Eduard Angeli, Thomas Reinhold, Siegfried Anzinger oder Maria Lassnig.

Ab 1982 erfolgte, so das Ehepaar, „der Übergang von der Liebhaberei zum Sammeln“ mit einem Schwerpunkt auf österreichische Malerei unter anderem von Gunter Damisch, Herbert Brandl, Hubert Scheibl,  Erwin Bohatsch, Thomas Reinhold zu bereits reduzierteren Positionen wie Karl-Heinz Ströhle, Gerwald Rockenschaub, Rudi Stanzel, Heimo Zobernig oder Jakob Gasteiger. Ein Besuch einer Ausstellung der Erste Bank, kuratiert von Rosemarie Schwarzwälder, führte, so Franz Wojda zum neuen Sammlungsschwerpunkt mit Fokus auf reduktivistisch-konzeptuellen und analytischen Tendenzen. Den Anfang machten die klassischen internationalen Positionen wie Josef Albers, Günther Umberg, Robert Barry, Heinz Gappmayr, Helmut Federle und Joseph Marioni, François Morellet, Bernard Frize, und Imi Knoebel bis hin zu Robert Zandvliet und Katharina Grosse. Dies zeigt zugleich auch die Internationaliserung der Sammlung als auch den Wunsch neben zeitgenössischen analytischen Tendenzen auch bedeutende historische Referenzpositionen in die Sammlung zu integrieren. Darunter etwa vier Gouachen von Imi Knoebl aus dem Jahr 1974, Papierarbeiten, die noch einen expressiven Duktus zeigen und Acrylarbeiten auf Aluminum von 1994 und 2001 sowie Arbeiten von Ernst Caramelle und Bernard Frize. Ein Künstler der kontinuerlich angekauft wurde ist Heimo Zobernig, von dem sich in der Sammlung Arbeiten von 1982 bis in die 2000er-Jahre befinden. Auch Positionen wie Gerwald Rockenschaub oder Heinrich Dunst, ebenso internationale Positionen wie Ruth Root und Gerold Miller umfasst die Sammlung. Wojda war inzwischen Professor an der TU Wien und auch in der Privatwirtschaft erfolgreich tätig. Am neuen Sammlungsschwerpunkt analytisch, konstruktiver Tendenzen, sah er nicht nur Gemeinsamkeiten zu seinem beruflichen Umfeld, sondern auch auch eine gewisse Grundhaltung zum Leben selbst.

Franz Wojda vor Franz West, 2009, © Pepo Schuster, Foto erstmals veröffentlich im PARNASS 01/2012

Es kommt auf das Wenige an, ich habe das dann auch beruflich verinnerlicht und reduzierte meine vielfältigen Tätigkeiten in verschiedenen Vereinen und Geschäftsfeldern

Franz Wojda

Kontinuierlich fördert das Ehepaar Wojda auch junge Positionen die dem konzeptuellen Ansatz der Sammlung entsprachen, wie etwa die aus Kärnten stammenden Manuel Knapp und Luisa Kasalicky, die sie beide schon sehr früh kauften. Es ist Franz Wojda geschuldet, dass er mich mit Manuel Knapp anlässlich meiner Ausstellung in Kärnten zusammenbrachte und ich den damals noch sehr jungen Knapp in die Gruppenaustellung im Künstlerhaus Klagenfurt integrierte – wo er gemeinsam mit Kaslicky eine raumgreifende Installation realsierte. Ab 2000 wurden darüber hinaus auch skulpturale Arbeiten in die Sammlung integriert: Franz West, Martin Waldes Glasobjekte „Duft der verblühenden Alpenrosen“.

Die Beschäftigung mit den Arbeiten Waldes entsprach ganz den Intentionen des Sammlerehepaares, die wie Sigrid Wojda es einmal formulierte, den „Zeitgeist“ widerspiegeln sollte. Franz Wojda war darüber hinaus auch im Bereich der Institutionen tätig. So war er  2003 bis 2008 Vorsitzender des Uni-Rates der Universität für angewandete Kunst und seit 2001 stellvertretender Vorsitzender des Kuratorium des Museums für Moderne Kunst. In den 2000er-Jahren zeigten sie auch Einblicke ihrer Sammlung. So 2003 in ihrem aus der Renaissance stammenden Familienhaus am St. Veiter Hauptplatz. 2005 war ein Teil der Sammlung im Rahmen der von Edelbert Köb kuratierte Ausstellung „„Entdecken und Besitzen. Einblicke in österreichische Privatsammlungen“ im Wiener mumok zu sehen. Nach dem Tod von Sigrid Wojda wurde die Sammlung 2012 – noch mitkonzipiert von Sigrid Wojda – im Museum Moderner Kunst gezeigt. In den letzten Jahren widmete sich Franz Wojda dem Apspekt des Sammelns auf theoretischer und praktischer Ebene. Gemeinsam mit Werner Rodlauer (heute Remm) gab er 2015 das Buch: Das Sammeln zeitgenössischer Kunst Ein ganzheitlicher Ansatz, im Verlag für Moderne Kunst heraus und entwickelte ein digitales Sammlungsarchiv. Wie sehr die Liebe zur Kunst in der Familie verankert ist – vor allem in der Familie seiner Frau seit dem 19. Jahrhundert von Generation weitergeben wurde, zeigte Franz Wojda in einer kleinen Ausstellung – passend im Familienhaus in St.Veit, ergänzt durch einen Katalog. Darin arbeitete er die Geschichte anhand der Familienporträts auf und schrieb diese durch Porträtaufnahmen der österreichischen Fotokünstlerin Rita Nowak, die seine aktuellen Familie bis hin zur Enkelgeneration porträtierte, in die Zukunft fort.

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