Eduardo Chillida
In der Kunsthalle Krems ist die erste umfangreiche monografische Ausstellung von Eduardo Chillida in Österreich zu sehen. Gezeigt werden rund 80 Skizzen, Zeichnungen, Modelle und Plastiken sowie fotografische Dokumentationen prominenter Skulpturenprojekte.
„1996 habe ich in der Galerie Göttlicher in Stein bei Krems zusammen mit meinen Eltern eine Druckgrafikausstellung von Eduardo Chillida besucht. Mein Vater war selbst Druckgrafiker und ich habe mich sofort in Chillidas Arbeiten verliebt“, erinnert sich Florian Steininger, Direktor der Kunsthalle Krems. Dabei wollte Eduardo Chillida (1924–2002) ursprünglich gar nicht Künstler werden: Als Tormann von Real Sociedad San Sebastián nannte man ihn – ob seiner Sprungkraft – „die Katze“.
Eine Beinverletzung zwang ihn zum Berufswechsel. Heute gilt der Meister der abstrakten Skulptur als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Und vielleicht ist es Chillidas Vergangenheit als Tormann geschuldet, dass etwa die Stahlplastik vor dem deutschen Bundeskanzleramt in Berlin (1999) zur Wiedervereinigung die Hände verschränkt oder die Monumentalskulptur „Peine del viento XV“ (1976/77) wie eine Klaue nach der peitschenden Wasserflut des Golfs von Biskaya greift. „Dabei handelt es sich sicher um Chillidas bekanntestes Werk im öffentlichen Raum. Wie in vielen anderen Werken dient ihm dabei die geöffnete oder geschlossene Hand dafür, den Raum im wahrsten Sinne des Wortes zu be-greifen. Oft entstehen dabei neue geistige Zwischenräume. ‚Peine del viento XV‘ besteht aus drei massiven Stahlskulpturen mit jeweils über zehn Tonnen, die in den Fels an der Küste San Sebastiáns installiert wurden. In der Kunsthalle Krems visualisieren wir diese riesige Arbeit unter anderem mit großen Wallpapers und einer akustischen Einspielung der Meeresbrandung“, so Steininger.
Doch nicht nur mit seinen Skulpturen löste sich Chillida von klassischen Vorbildern. Die grafischen Arbeiten des gebürtigen Basken –lineare Zeichnungen, flächenbezogene Collagen und geprägte Druckgrafiken – zeigen sich ebenso autonom. Allen voran seine „Gravitaciones“ (1985–98), die der Ausstellung den Titel verleihen. Denn in diesen zarten Reliefs aus hängenden Papierbögen offenbart sich auch die musikalische Seele des Bildhauers, erklärt Florian Steininger: „Eduardo Chillidas Skulpturen sind zumeist massiv und wiegen mehrere Tonnen. Sie bilden das Orchestrale in seinem Werk. Auf der anderen Seite gibt es dann aber diese leichten Papierarbeiten, die über eine feine kammermusikalische Note verfügen.“ Und so bitten die „Gravitaciones“ zum lyrischen Tanz mit der Schwerkraft. Unbekümmert und federleicht folgen ihre Bewegungen der Luft, atmen die Stille des Raums. Streng und schlicht zugleich schaffen sie ihrerseits neue Zwischenräume und -töne und inszenieren so das Unausgesprochene.
Dieser Text wurde gekürzt. Den ganzen Beitrag lesen Sie in unserer PARNASS Frühjahrsausgabe.
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5, 3500 Krems an der Donau
Österreich