Umrahmung schräg gekippt

Die Sammlung Liaunig in Bewegung

 Ingo Nussbaumer & Michael Kienzer © Museum Liaunig

Eine kleine Arbeit, in der Gerhard Frömel fröhlich an der Formenlehre herumdreht, gibt der aktuellen Jahresausstellung im Museum Liaunig den Titel – „Umrahmung schräg gekippt“. Kuratiert wurde die Ausstellung von Günther Oberhollenzer, der aus der umfangreichen Sammlung des Museums aus dem Vollen schöpfen kann.


Die Besonderheit dieser Schau ist jedoch nicht allein einmal mehr die Sammeltätigkeit der Familie Liaunig zu zeigen, die sich wohltuend auch abseits des Mainstreams bewegt, sondern jenen Diskurs weiterzuschreiben, der sich mit den konstruktiv, konkreten Tendenzen in der österreichischen Kunst auseinandersetzt. Diese war schon einmal Thema einer Museumschau in Neuhaus und dennoch gibt es aufgrund der Zusammenstellung der Werke wieder Neues zu entdecken. Sie zeigt vor allem Oberhollenzers Anliegen festgeschriebene kunsthistorische Strukturen aufzubrechen. Das diese Einteilung in geometrische, konstruktive, konkrete Kunst in der österreichischen Kunstlandschaft nie einfach war, zeigen zahlreiche Essays nicht zuletzt von einem der Sammlerpionier dieser Kunstrichtung, Dieter Bogner.

Sind nun malerisch-reduktive Werke wie jene von Jakob Gasteiger oder Peter Krawagna, die allein aufgrund der Genese und der Ausgangsbasis ihrer Werke schon grundverschieden sind, auch dazu zu rechnen? Der eine bedient die Geste wenngleich nicht mit der Hand, sondern mit dem Malkamm, für den anderen ist die Wirklichkeit stets der Impuls, die er dann mit einer prägnanten Setzung gleich einer Notation auf die Leinwand setzt. Oder haben diese per se, nichts miteinander zu tun. Oberhollenzer vereint in der Ausstellung ganz unterschiedliche künstlerische Strategien, die so ist sich der Kurator bewusst nicht alle der einen oder anderen Strömung zuzuordnen sind.

Es geht ihm darum diese gängigen Kategorisierungen aufzubrechen, was ihm in der spielerisch, dialogischen Hängung der Ausstellung gelingt.

 

Franz Zadarazil, Peter Krawagna, Peter Kogler, Josef Peintner © Museum Liaunig

Franz Zadarazil, Peter Krawagna, Peter Kogler, Josef Peintner © Museum Liaunig

Sowohl jene Künstler, die in den 1980er-Jahren an die Öffentlichkeit traten, als auch die jüngere Generation zeigen, dass eine Kategorisierung und stilistische Zuordnung zu kurz greift. Außerdem lässt sich die Kunst per se ohnedies heute nicht mehr in –ismen und Epochen einteilen, weder stilistisch noch medienimmanent. Themenfelder und Werkauswahl verstehen sich, so betont der Kurator daher auch mehr als eine frei assoziative, denn eine streng kunsthistorische Zusammenstellung. „Von Kunstwerken, die strengen geometrischen Grundprinzipen folgen, führt uns der Weg über die Entdeckung von Text und Schrift als eigenständigem Bildmedium und das Experimentieren mit Farbgrund und Malmaterial bis hin zur absoluten Reduktion von Farbe und Form. Wir betrachten die Malerei als selbstreflexive, abstrakte Geste, aber auch als abstrahierendes Medium, das den Gegenstand stets mitklingen lässt, behandeln die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Ich, der Realität und ihrer Wahrnehmung und schließen mit einem facettenreichen Zwiegespräch von zeichnerischem und skulpturalem Ausdruck.“

Roland Goeschl & Hildegard Joos © Museum Liaunig

Roland Goeschl &  Hildegard Joos © Museum Liaunig

Eindrucksvoll wird diese über die Generationen gezogen und zeigt, dass einmal mehr, dass die österreichische Kunst nach 1945 (und auch davor) nie nur expressiv, malerisch, farbintensiv und gestisch war, wenngleich das bis in die 1980er-Jahre Jahrzehnte von Kunsthistorikern (hier muss man nicht gendern) mit dem Stichwort „barockes Erbe“ festgeschrieben wurde. Die Malerei bildet das Hauptmedium der Darstellung, häufig werden aber Skulpturen ergänzt durch Zeichnungen oder raumgreifenden Papierarbeiten wie von Christoph Luger und Objekten. Kongenial werden auch internationale Positionen in Bezug gesetzt und das höchst unkonventionell wie etwa Imi Knoebls „Weiss Schwarz 16“mit der „Kreisform in Rot“ des Tirolers Hellmut Bruch und Markus Wilflings „Frachter“. Eine Zusammenschau, die in der globalen Kunstszene so nie passieren würde. Schade eigentlich.

Markus Wilfling, Hellmut Bruch, Imi Knoebel, Josef Bauer, Heimo Zobernig © Museum Liaunig

Markus Wilfling, Hellmut Bruch, Imi Knoebel, Josef Bauer, Heimo Zobernig © Museum Liaunig

Museum Liaunig

Neuhaus 41, 9155 Neuhaus
Österreich

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