Die Lyon Biennale 2022
Insgesamt 202 internationale Künstler wurden eingeladen, auf der diesjährigen Lyon Biennale ihre Werke an den elf über die Stadt verteilten Spielorten zu präsentieren. Mit einem Manifest der Fragilität rücken Aspekte der Zerbrechlichkeit, Verwundbarkeit und Verletzlichkeit ins Zentrum und lassen eine anspruchsvolle und sinnliche Biennale erwarten. Madeleine Freund traf die Kuratoren vorab, unsere Kritik aus Lyon lesen Sie in Kürze.
Der Titel „Manifesto of Fragility“ verweist auf künstlerische Manifeste, die insbesondere in der Moderne formale sowie politische Ziele zum Ausdruck brachten und verschiedene Strömungen des 20. Jahrhunderts wesentlich prägten. Die diesjährige Lyon Biennale beansprucht für sich, ein Manifest der Fragilität zu sein. Dabei schwingt sowohl die Idee eines gemeinsamen Handelns und einer politischen Ausrichtung mit als auch der Verweis auf eine grundlegende Gemeinsamkeit der Menschheit – ihre Verwundbarkeit. Die beiden Kuratoren Sam Bardaouil und Till Fellrath, Direktoren des Hamburger Bahnhof in Berlin, greifen damit nicht nur die von der Pandemie in den letzten zwei Jahren geprägte gesellschaftliche Situation auf, sondern wollen darüber hinaus in die Vergangenheit ebenso wie in die Zukunft blickend fragen, was passiert, wenn Verletzbarkeit nicht mehr als Schwäche begriffen würde, sondern vielmehr als Vehikel für Empowerment. Es macht sich ein gewisser Idealismus breit, der eine anspruchsvolle und sinnliche Kunstbiennale erwarten lässt.
Vom macLyon über die ehemalige Fabrikhalle Fagor bis ins Musée Guimet
Zu den drei Hauptspielorten zählen das macLyon, das Musée Guimet und die ehemalige Fabrikhalle Fagor, auch zahlreiche Institutionen wie das Musée des Beaux-Arts, das Musée d’Histoire de Lyon, das Musée de Fourvière und das Lugdunum-Museum werden bespielt . Es ist empfehlenswert, den Rundgang im macLyon zu beginnen, wo zwei Ausstellungen den Themenkomplex einleiten. Dass an den zahlreichen Spielorten historische und zeitgenössische Werke in einen Dialog treten, dürfte eine Besonderheit der diesjährigen Ausgabe darstellen, denn selten beziehen Biennalen Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden mit ein.