Denkmal Rundgang
Laut Wettervorhersage wird das Wochenende sonnig, frühlingshaft – und spaziergehen an der frischen Luft, alleine oder mit jenen Personen und Tieren, die mit Ihnen in ihrem Haushalt leben ist erlaubt. Ja, von manchen Experten wird dies sogar explizit empfohlen. Und wenn man etwas Positives an der aktuellen Situation finden möchte, dann ist es für mich die autoberuhigte Stadt, die geradezu zum Flanieren einlädt.
Vor allem die Ringstraße, die seit ihrer Errichtung zum frequentierten Prachtboulevard avancierte. Wir wollen Sie anhand einiger Gebäude und Stationen zu einem Rundgang einladen. Die Wiener Ringstraße ist 5,3 Kilometer lang. Lang genug, um zahlreichen monumentalen Gebäuden Platz zu geben, die in der sogenannten Gründerzeit im Stil des Historismus nach der Schleifung der Stadtmauern seit 1860 errichtet wurden, ebenso wie zahlreichen Denkmälern. Die Skulptur in Österreich sowie die Bauplastik waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich an den Anforderungen der Ringstraßenära orientiert. Die Bautätigkeit und der damit verbundene Bedarf an Bauplastik prägte auch die Ausrichtung der Bildhauerklassen. Die führenden Bildhauer des ausgehenden Historismus waren zumeist auch Professoren an Akademie der bildenden Künste, wie unter anderem Karl Kundmann, der aus Deutschland stammende Künstler Caspar von Zumbusch und Edmund von Hellmer, die zahlreiche Denkmäler der österreichischen Gründerzeit schufen.
Skulptur zwischen Tradition und Moderne
Der Bau der Wiener Ringstraße schuf Ende des 19. Jahrhunderts für die Plastik neue und große Aufträge. Als freistehende Skulpturen und Großplastiken wurden ausschließlich Denkmäler in Auftrag gegeben. Diese ausnahmslos als Sockelskulpturen gestalteten Großskulpturen waren vollplastisch ausgearbeitet und in ihrer Formensprache geprägt durch eine traditionelle, naturalistische Darstellung. Neben der Bauplastik war der Auftrag der Ringstraßenära an die Skulptur die Gestaltung von Brunnenanlagen und Denkmälern, die bedeutende Persönlichkeiten der Politik sowie Musiker und bildende Künstler Österreichs darstellten. Die avantgardistischen Kunstströmungen fanden daher an der konservativen Wiener Akademie kaum Eingang. Künstler wie Max Klinger und Auguste Rodin hatten damals engen Kontakt zur Wiener Secession und waren in einer Reihe von Ausstellungen präsent. Interessant in diese Zusammenhang: Max Klinger wurde von den Secessionisten 1895 für eine Professur in Wien vorgeschlagen, scheiterte aber, wie Robert Fleck in seinem Buch „100 Jahre Secession“ dokumentiert, „am Widerstand der Konservativen.“ Neben der Secession waren es vor allem Ausstellungen im Hagenbund als zum Teil auch Bemühungen des „Clubs der Plastiker“ im Wiener Künstlerhaus, die sich um die Autonomie der Skulptur bemühten und auch vereinzelt internationale Strömungen aufnahmen. Unter diesen Gesichtspunkten, die hier nur kursorisch angeführt werden können, zeigen die einzelnen Denkmäler und Beispiele der Bauplastik auch die Geschichte der Skulptur im öffentlichen Raum um 1900 und auch die unterschiedliche Werkauffassung ihrer Schöpfer. Die heutige Ringstraße wurde um einige zeitgenössische Skulpturen erweitert, die wir in unseren Rundgang integrieren.
Rundgang 1: Die Denkmäler rund um den Ring von der Wiener Staatsoper bis zum Burgtheater
Wir beginnen bei der Wiener Staatsoper und damit gleich mit einer zeitgenössischen Skulptur.
Alban Berg Denkmal
Das Denkmal für den Komponisten Alban Berg (1885–1935) finanziert durch die Alban Berg Stiftung wurde 2016 enthüllt. Alban Berg gilt als einer der Erneuerer der Musik des 20. Jahrhunderts und zählt zur Zweiten Wiener Schule. Bekannt sind seine Opern „Wozzeck“ und „Lulu“, ebenso wie seine Orchesterstücke oder sein Violinkonzert, das er 1935 im Auftrag des amerikanischen Geigers Louis Krasner komponierte. Das von Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au und Sophie Grell entworfene Denkmal soll mit seinen drei Schleifen aber auch an jene drei Komponistenkollegen erinnern, die mit Bergs Schaffen verbunden sind – sein Lehrer Arnold Schönberg, sein Freund Anton Webern sowie Hofoperndirektor Gustav Mahler – und damit auch der Wiener Moderne ein Denkmal setzen, so die damalige Pressemitteilung.
Goethe und Schiller im Dialog
Der Vergleich der beiden nahezu gegenüberliegenden Denkmäler zeigt deutlich die beiden verschiedene Auffassungen zur Skulptur um 1900. Der sitzende Goethe am Ecke Opernring/Goethegasse wurde von Edmund von Hellmer (1850–1935) geschaffen. Hellmer, Gründungsmitglied der Wiener Secession 1897, gilt als jener Bildhauer, der innerhalb der Ringstraßenära einen Übergang zu einem modernen Stil markierte. Sein Frühwerk war noch dem Stil des Historismus verpflichtet und bestand hauptsächlich aus Auftragsarbeiten für die Wiener Ringstraße. Hellmer, ab 1882 ordentlicher Professor an der Bildhauerklasse der Wiener Akademie der bildenden Künste, schuf unter anderem auch das Denkmal für Hans Makart (1889) und das Denkmal für den Maler Emil Jakob Schindler (1895) Wiener Zentralfriedhof. und das Johann Strauß Denkmal (1921) im Wiener Stadtpark. Doch sowohl das Goethe-Denkmal als vor allem sein Brunnen an der Michaelerfassade der Wiener Hofburg „Die Herrschermacht Österreichs zu Lande“ (1897), zeigt bereits eine neue Formensprache, die den Einfluss der modernen Bildhauerei erkennen ließ (das Pendant, Herrschermacht zur See wurde von Rudolf Weyr 1895 errichtet). Durch eine bewegte Handlung eine Idee in die Skulptur zu übersetzen, war charakteristisch für einige Arbeiten von Edmund von Hellmer. Auch das von ihm geschaffene „Goethe-Denkmal“ am Wiener Opernring, enthüllt 1900, dokumentiert seinen fortschrittlichen Gestaltungswillen. Nachdem Hellmer gegen Viktor Tilgner den Wettbewerb für sich entschieden hatte, wurde die Skulptur in der Berndorfer Metallwarenfabrik gegossen und 1900 auf einem dreistufigen Podest errichtet.
Schiller Denkmal
Es bildet das Pendant zum Schiller-Denkmal, am gegenüberliegenden Schillerplatz vor der Akademie der bildenden Künste. Es wurde 1876 nach dem Entwurf von Johannes Schilling gegossen. Im Gegensatz zum Denkmal Hellmers ist das Schiller-Denkmal im historistischen Stil gehalten. Es steht auf einem Granitsockel mit Postament. An den Ecken sind vier monumentale Sitzfiguren, die Lebensalter symbolisierend, platziert sowie allegorische Figuren angebracht. Diese stellen den Genius, die Poesie, die Wissenschaft und die Heimatliebe dar. Das Goethe-Denkmal übernimmt einerseits das traditionelle Element des abgestuften Sockels, folgt jedoch in der Darstellung des sitzenden, in einen Mantel gehüllten Dichters dem Naturalismus, der vor allem in Frankreich die Entwicklung der modernen Skulptur prägte.
Mozart und Kaiser Franz Stephan I. im Burggarten
Ursprünglich stand das Mozart-Denkmal das von dem Bildhauer Viktor Tilgner (1844–1896) geschaffen wurde am Wiener Albertinaplatz und steht seit Anfang der 1950er-Jahre am Ringeingang des Burggartens und ist auch von außen gut zu sehen. Der Auftrag an Tilgner war jedoch sehr umstritten. Denn die Ausschreibung für das Denkmal, hatte nicht Viktor Tilgner gewonnen, sondern der jüngere und fortschrittlichere Bildhauer Edmund von Hellmer. Dennoch wurde der Auftrag an Viktor Tilgner erteilt, was zu heftigen Protesten in Fachkreisen und kritischer Polemik in den Tageszeitungen führte. Viktor Tilgner führte zahlreiche Bauplastiken und Brunnenanlangen für die Wiener Ringstraße aus, unter anderem für die Hofmuseen und die Neue Hofburg, und schuf mit seinem letzten Werk, dem Mozart-Denkmal im Wiener Burggarten (1896), eines seiner Hauptwerke. Der Vergleich zwischen dem Mozart-Denkmal und dem Triton und Nymphenbrunnen (1880) im Wiener Volksgarten macht die Bandbreite seiner Arbeiten deutlich. Während das Denkmal repräsentativer und konventioneller ausgeführt ist, dokumentiert der Brunnen einen ausdrucksstarken Stil. Im Burggarten steht auch das älteste Denkmal der Wiener Ringstraße, errichtet 1781 von Balthasar Ferdinand Moll. Es steht seit 1812 im Burggarten und stellt den Gemahl von Maria Theresia dar, Kaiser Franz Stephan I. Es ist aus Blei gegossen, ein Material, das man eher selten für Denkmäler verwendete.
Maria Theresia-Denkmal
Das Denkmal das die Mitte des Platzes zwischen den Museen markiert, zählt zu den wohl bekanntesten der Wiener Ringstraße. Es war als patriotischer Akt gedacht nach dem Verlust von Regionen, wie Lombardei und Venetien, der Niederlage von Königgrätz 1866, wurde die bereits länger vorhandene Idee eines Denkmals für Maria Theresia nun konkret. Es sollte nicht nur die Herrscherin sondern auch ihre Generäle, Staatmänner, Berater, Künstler und Wissenschaftler ihrer Zeit darstellen. 1874 reichten die Bildhauer Kaspar Zumbusch (1830– 1915), Johann Beck (1827–1904) und Karl Kundmann (1838–1919) ihre Entwürfe ein. Den Zuschlag erhielt Kaspar Zumbusch, der gemeinsam mit seinem Schüler Anton Brenek 13 Jahre bis zur Fertigstellung an dem Denkmal arbeitet. Zumbusch stammt ursprünglich aus Deutschland und zog nach dem Auftrag für das Maria-Theresien-Denkmal nach Wien, unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste. Er schuf noch einige weitere bekannte Denkmäler in Wien, darunter das Beethoven Denkmal am Wiener Schubertring (1880) das Radetzky-Denkmal (1892) am Stubenring und das Denkmal für Erzherzog Albrecht (1899) auf der Albertinarampe.
Denkmal der Republik
Das Denkmal der Republik steht zwischen Ring, Parlament und Palais Epstein und wurde am 12. November 1928, dem zehnten Jahrestag der Ausrufung der Republik, enthüllt. Drei schiefergraue Büsten stellen drei sozialdemokratische Politiker, dar die sich um die Erste Republik verdient gemacht haben: Victor Adler, Ferdinand Hanusch und Jakob Reumann. Die Büsten stammen von Anton Hanak (Adler), Mario Petrucci (Hanusch) und Franz Seifert (Reumann). Das Denkmal ist eher konventionell gehalten. Dennoch ist es eine Gelegenheit kurz auf die Bedeutung von Anton Hanak hinzuweisen, der ein Schüler von Edmund von Heller war. Anton Hanak, der unumstritten der wichtigste österreichische Bildhauer der Zwischenkriegszeit ist, formulierte expressive figuralen Symbolik in seinen figurativen Skulpturen und durchbrach in der Umsetzung emotionaler Empfindungen damit den stilisierten Secessionismus. Sein Werk und seine Lehrtätigkeit waren prägend für die weitere Entwicklung der modernen Skulptur in Österreich. Hanak war Mitglied der Wiener Secession von 1906 bis 1910. Ab 1913 leitete er die Meisterklasse für monumentale Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule und wurde 1932 als Professor an die Wiener Akademie gerufen. Beim ihm lernten unter anderem Fritz Wotruba, Heinz Leinfellner, Hilde Uray, Rudolf Reinhart und Othmar Jaindl. Im Sinne seines Lehrers Edmund von Hellmer beschäftigte sich auch Hanak intensiv mit dem Material. Die Beziehung zum Material und die Beherrschung des Materials waren für Anton Hanak maßgebend für die Komposition. Der Anspruch Hanaks, dass das Wesen des Materials auch in der fertigen Arbeit noch erhalten bleiben müsse, gilt bis heute als ein Charakteristikum jener zeitgenössischen Stein- und Holzbildhauerei.
Elisabeth Denkmal im Volksgarten
Um 1900 übernahmen einige Bildhauer, wie unter anderem Edmund von Hellmer, Hans Bitterlich oder Carl Wollek, stilistische Anregungen des Jugendstils und des Symbolismus in ihre Arbeiten. Ein Beispiel dafür ist auch das Kaiserin Elisabeth-Denkmal (1907) im Wiener Volksgarten. das Denkmal von Hans Bitterlich aus Laaser Marmor im Verband der secessionistischen Anlage von dem Architekten Friedrich Ohmann (1858–1927), der unter anderem auch verantwortlich war für das Palmenhaus im Wiener Burggarten. Es zeigt eine Zusammenarbeit von Architektur und Bildhauerei im Sinne des von der Secession geforderten Gesamtkunstwerks. So wurde auch dieser Teil des Parks für die Aufstellung des Denkmals neu adaptiert. Für die Ausführung wurden über 60 Entwürfe eingereicht, ebenso gab es Diskussionen über den Standort, so waren unter anderem der Schwarzenbergplatz, oder eine Aufstellung vor der Votivkirche, oder jener Platz, wo der Theseustempel steht in Betracht gezogen worden.