ARCOMadrid: Malerischer, weiblicher, konservativer

Bereits die Preview der ARCOMadrid zeigt, ein neues Zeitalter für die Malerei scheint angebrochen. Die sonst für ihre auch konzeptuelle Kunst mit großen Installationen und Skulpturen bekannte spanische Messe wandelt sich. Ihr Programm in Folge der Pandemie ist konservativer, aber auch weiblicher. Ein Blick vorab.


Die internationale Kunstmesse ARCOMadrid ist wieder da und ein Vorab-Blick zeigt deren Situation. Beschränkt auf rund 40.000 Besucher pro Tag, Maskenpflicht und drei anstelle von zwei Tagen für Fachbesucher sind die Änderungen. Dabei verteilten sich bereits bei der Preview sehr viel weniger Besucher als noch im Vorjahr auf die doppelt so breiten Gänge zwischen den Messeständen der Galerien, deren Anzahl ebenso von ehemals 209 auf 130 in diesem Jahr abgenommen hat. Am Wochenende öffnen dann zwei Tage für die Allgemeinheit, Temperaturmessungen bei jedem Besucher inklusive, dafür wurde aber auch der Forderung nach einem Test eine Absage erteilt.

In ihrem Jahr des 40-jährigen Bestehens wird die ARCO auf ihre zuvor weitgehend geplanten Feierlichkeiten verzichten, da es in diesem Jahr an zahlreichen bedeutenden Galerien wie beispielsweise Galerie ForsbIom aus Helsinki, KOW aus Berlin, Galerie Continua und Giorgio Persano aus Italien fehlt und man seitens der Messeleitung beschlossen hat, kommendes Jahr die Jubiläums-Feierlichkeiten nachzuholen. Vor allem für den Großteil aus den lateinamerikanischen Ländern weggebliebenen wichtigen Galerien, die aufgrund von Corona-Beschränkungen nicht reisen durften, wurden Maßnahmen ergriffen. Viewing-Rooms und Ausstellungsräume für deren Künstler und virtuelle Galerieangebote finden hier ihre Umsetzung.

Aber auch inhaltlich ändert sich etwas. Die bisherige Strategie der ARCO, einen Schwerpunkt durch ein Gastland zu benennen wird sich geografisch künftig eher an Orte und nicht an Länder knüpfen, so die Messeleitung. Mit der ARCO als Brücke zum lateinamerikanischen Kontinent, dürfte es vorerst vorbei sein. Dennoch haben es etablierte Künstler, wie immer dorthin geschafft. So auch der Gründer von „Los Carpinteros“, der Kubaner Marco A. Castillo, der erstmals von der soeben von Paris nach Madrid gezogenen Großgalerie Albarrán-Burdais vertreten wird und in einer u.a. Solo-Präsentation mit Wandskulpturen aus u.a. Holz und Rattan den Raum für einen Diskurs zur kolonialen Geschichte seines Landes nutzt.

Wandobjekte von Angela de La Cruz gibt es zu sehen bei Thomas Schulte aus Berlin, in Spaniens einflussreichster Galerie Helga de Alvear, ebenso wie immer auch bei Galerie Krinzinger. Rosemarie Schwarwälder von Nächst St. Stephan zeigt neben neuen Arbeiten von Herbert Brandl, auch Sheila Hicks und Helmut Federle. Thaddaeus Ropac ist in diesem Jahr mit Antony Gormley vertreten.

ARCOMadrid Galerie Thaddaeus Ropac: Arbeiten von Antony Gormley. Copyright: Sebastian C. Strenger

Viel Beachtung fand auch in den ersten Stunden der 130 Quadratmeter-Stand  der Galerie Crone (Berlin  – Wien ) mit Emerging Artists wie Sahar Zukerman, Stefan Reiterer und Emmanuel Bornstein sowie mit der queeren Kunstposition der kommenden Biennale-Künstlerin Ashley Hans Scheirl und durch historisch bedeutsame Arbeiten von u.a. Franz West, Arnulf Rainer und Hermann Nitsch. Jüngere Nitsch-Arbeiten gab es bei Neuzugang Lisa Kandlhofer. Galerie Georg Kargl zeigt Jakob Lena Knebl, die gemeinsam mit ihrer Lebens- und Kunstpartnerin den kommenden Venedig Biennale-Pavillon gestalten wird. Carlier Gebauer aus Berlin mit neuem Standort in Madrid zeigt u.a Luis Gordillo. Highlights der Messe sind zudem eine Biennale-Arbeit für Venedig aus dem Jahr 1979, aus dem Nachlass des Künstlers Jesus R. Soto. Mit 1,3 Mio. Euro ist es auch das teuerstes Kunstwerk der Messe und wird bei CAYON Madrid angeboten. Und das größte Kunstwerk ist bei José de la Mano zu sehen – die 2 x 10 Meter große Leinwand des baskischen Malers Augustín Ibarrola (geb. 1930) aus dem Jahr 1977.

Blick in den Messestand der Galerie Crone auf der diesjährigen ARCOMadrid mit Künstlern wie Katja Strunz (lks.) und Otto Zitko (re.)., Copyright: Sebastian C. Strenger 

Die ARCOMadrid versucht nach März vergangenen Jahres nun die Neuauflage. Im vergangenen Jahr hieß es auf der ARCO: Schnell noch zugreifen – wer weiß, wann wieder eine Messe stattfindet? Nachweisliche Corona-Erkrankungen wurden zuletzt erst nach ihrer Durchführung bekannt. Vielfach für weitere Messen der Grund abzusagen oder wie die TEFAF in Maastricht kurz nach Bekanntwerden von Corona-Infektionen unter den Ausstellern abzubrechen. Mit einem schlüssigen Konzept meldet sich die Messe nun zurück und erste Verkäufe konnten bereits realisiert werden.

Und auch kleinere Messen haben sich wieder im Umfeld der ARCO positioniert. So die „Urvanity“ in ihrer fünften Ausgabe im Architektur-Zentrum als Urban Art Fair mit 25 Galerien, der „Drawing Room“ im Santa Barbara Palast mit 13 internationalen Galerien und ihren Papierarbeiten, eine Messe mit zuletzt mehr als 10.000 Besuchern. Aber ebenso der Hybrid Art Fair, der sich in diesem Jahr erstmals im soeben eröffneten 4-Sterne Hotel Riu mit Blick über die Plaza España  präsentiert. Künstler und Galeristen stellen dort in ihren Hotelzimmern aus. Ganz anders die JustMAD, die sich überwiegend den spanischen Ermerging Artists verschrieben hat und mit mehr als 50 spanischen Galerien wieder im Neptun-Palast am Paseo del Arte in Madrid ihre Neuauflage findet. Insgesamt erwartet Madrid eine interessantes verlängertes Kunst-Wochenende mit interessanten Höhepunkten ¡NOS VAMOS A MADRID!


ARCOMadrid / 07. – 11.07.21, 12.00 – 20.00 Uhr

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