Angelika Loderer in New York

Schon seit einigen Jahren begleiten wir den faszinierenden Werdegang von Angelika Loderer. Nun ist die 1984 in Feldbach in der Steiermark geborene Künstlerin, die von Sophie Tappeiner vertreten wird, nach New York eingeladen worden. Dort ist sie Teil der vielbesprochenen New Museum Triennale. Unser USA-Korrespondent John Silvis hat die Ausstellung besucht.


Die Auswahl der beiden Kuratoren Margot Norton (New Museum) und Jamillah James (The Institute of Contemporary Art, Los Angeles) von vierzig Künstlern und Kunstkollektiven aus dreiundzwanzig Ländern bringt die Erfahrung der globalen Unsicherheit und das Trauma im Gefolge der Pandemie zum Ausdruck. Die Ko-Kuratoren konzentrierten sich auf Kunst, die während dieser jüngsten Periode der Isolation entstanden ist, was sich in gedämpften Farben, wiederverwendeten Materialien, gestückelten Objekten und zerbrochenen Oberflächen niederschlägt – ein Spiegelbild einer Welt, die am Rande des Zusammenbruchs steht. Der durchläufige Gedankenstrang der Vergänglichkeit wird durch eine Reihe gängiger Materialien, wie Beton und massenproduzierte Objekte umgesetzt. Sowie durch den Zwang, die Grenzen der verschiedenen Medien – Installation, Malerei, Zeichnung, Keramik, Skulptur, Assemblage und Video – zu erweitern. Die fünfte Edition der Triennale trägt den Titel „Soft Water Hard Stone“ und ist einem brasilianischen Sprichwort entnommen, das frei übersetzt bedeutet, dass „weiches Wasser so lange auf einen harten Stein fällt, bis es ein Loch bohrt“.

Gabriela Murebs kinetische Skulpturen sind der sinnbildlichste Ausdruck dieses Themas, insbesondere ihre „Machine #4 Stone (Ground)“ (2017), die aus einem auf dem Boden liegenden Stein besteht, der rhythmisch von einem Aluminiumstab angestoßen wird, der Spuren von feinem Staub auf dem Boden hinterlässt. Das Vorhandensein der schwer fassbaren Geräuschkulisse, die von den Videospuren und den mechanischen Objekten erzeugt wird, ist eine subtile und doch tiefgreifende Komponente der Ausstellung; sie verleiht dem Raum eine gewisse Intensität und ein Gefühl der Unruhe. Der vielleicht erfrischendste Aspekt der Triennale sind die Beziehungen zwischen den Arbeiten und ihre unterschiedliche Ästhetik – immer um das zentrale Thema der Ausstellung kreisend. Die durchdachte Qualität der Installation unterstützt den Eindruck; beginnend mit dem vierten Stockwerk, wo die Gruppierung von Objekten traditionelle Gemälde von Cynthia Daignault (USA) mit zarten Zeichnungen und Webarbeiten von Kang Seung Lee (Südkorea) und experimentellen Keramiken, die Collagen von Erin Jane Nelson (USA) einbeziehen, wunderbar in Szene setzt.

2021 Triennial: Soft Water Hard Stone,” 2021. Exhibition view: New Museum, New York. Photo: Dario Lasagni

Eine ausladende Installation aus weißen Plastikfässern „HOLDINGS“ (2020-fortlaufend) der kanadischen Künstlerin Nadia Belerique ragt links aus der Zusammenstellung heraus und provoziert eine genaue Betrachtung. Belerique hat die Fässer, die normalerweise für den Transport von Produkten verwendet werden, in personalisierte Dioramen verwandelt, in denen Fotografien und gefundene Objekte zum Einsatz kommen, und einige der Deckel durch durchsichtiges Plastik oder Glasfenster ersetzt. Sie erinnern eindringlich an die kollektive Enge, die während der Abriegelung herrschte. In der dritten Etage scheinen mehrere Werke den menschlichen Körper und seine Grenzen direkt zu betonen. Eine brandneue Triptychon-Videoarbeit von Kate Cooper (UK) zeigt ein in digitaler Flüssigkeit schwebendes Skelett, das auf dem Bildschirm aufzutauchen und wieder zu verschwinden scheint. Die tropfsteinähnlichen Betontotems von Tomas Diaz Cedeno (Mexiko) wirken wie lebende Organismen, da sie an ein Bewässerungssystem angeschlossen sind, das sie im Laufe der Zeit langsam erodieren wird. Wenn man durch die Ausstellung in den zweiten Stock geht, findet man in einem Raum Kunst in einer extrem reduzierten, minimalistischen Ästhetik.

2021 Triennial: Soft Water Hard Stone,” 2021. Exhibition view: New Museum, New York. Photo: Dario Lasagni

Loderers Skulpturen besitzen eine fragmenthafte Eleganz, die zwischen dem Ephemeren und dem Physischen angesiedelt ist und die Vorstellung einer Innen-Außen-Logik als Orte potenzieller Ausgrabungen unterhält.

Umgeben von nüchternen Werken von Alex Ayed (Frankreich/Tunesien) und Bronwyn Katz (Südafrika) präsentiert die österreichische Künstlerin Angelika Loderer drei hängende Skulpturen, die durch ihre Bearbeitung von Metall und Sand ein Gefühl des bevorstehenden Verfalls vermitteln. Ihre vier Meter hohen Metallschleifen halten gegossene Elemente aus farbigem Sand, die gleichzeitig in der Zeit eingefroren scheinen wie bereit jeden Moment zu implodieren. Loderers Skulpturen besitzen eine fragmenthafte Eleganz, die zwischen dem Ephemeren und dem Physischen angesiedelt ist und die Vorstellung einer Innen-Außen-Logik als Orte potenzieller Ausgrabungen unterhält. Wie viele andere Werke in dieser Ausstellung, die die visuelle Erfahrung und Ideen von kollektiver sozialer Verantwortung in den Vordergrund stellen, unterstreicht Loderers Arbeit die Prekarität des heutigen Lebens. 

2021 Triennial: Soft Water Hard Stone,” 2021. Exhibition view: New Museum, New York. Photo: Dario Lasagni


PARNASS - EDITION NR. 4

ANGELIKA LODERER

OHNE TITEL, 2016

Angelika Loderer, die Künstlerin hinter unserer vierten Edition, feiert derzeit einen wichtigen Karriereschritt nach dem anderen und wird zunehmend zur Fixgröße der zeitgenössischen österreichischen Kunstszene.

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bis 23. Jänner 2022

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