ALLES IM NICHTS – Julije Knifer

Die gesamte Wand im ehrwürdigen Aufgang des Museums Joanneum in Graz ist mit breiten weißen Mäandern auf schwarzem Grund bemalt und besticht durch seine Reduziertheit und Kraft. So wird man als Besucher sogleich eingestimmt auf viele weitere Arbeiten des Künstlers Julije Knifer, die noch bis August in den Räumen der Neuen Galerie zu sehen sind.


1924 in Osijek geboren und 2004 in Paris gestorben zählt er zu den renommiertesten internationalen Künstlern nach 1945 wiewohl er in Österreichs nie die verdiente Aufmerksamkeit erhalten hat. Einzig in Graz ist sein Name ein Begriff, war er doch bereits in den 1970er-Jahren Teilnehmer der Ausstellung Trigon 77. Aus dieser Zeit stammen auch die Arbeiten, die sich im Besitz der Neuen Galerie befinden. Etliche Skizzen und Zeichnungen, vor allem aber auch eine Dokumentation der aufsehenerregenden Aktion „Arbeitsprozess Tübigen“ aus dem Jahr 1975, wo ein monumentaler Mäander in einem aufgelassenen Steinbruch entrollt worden war.

Die restlichen Exponate kommen fast alle aus dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Zagreb, wo die Schau von Kuratorin Radmila Iva Jankovic unter Mitwirkung von Julije Knifers Tochter Ana ursprünglich zusammengestellt wurde. Es ist eine Retrospektive, die beweist, dass der Künstler mit seinen radikal avantgardistischen Werken einen bedeutenden Beitrag zur europäischen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geleistet hat. „Meine Arbeit ist keine Dekoration, Verzierung oder ästhetische Beigabe. Für mich ist das eine Reihe von Fakten, die einen Mäander bilden, oder eine Reihe von Mäandern, die am Ende auch nur ein Mäander sind“, schreibt der Künstler in seinen Notizen, die übrigens ebenfalls im Original in der Ausstellung zu sehen sind.

Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit stehen die seriellen Selbstportraits. Jeden Tag hat Julije Kniefer sein eigenes Gesicht gezeichnet und das solange, bis es nicht mehr um das Portrait an sich, sondern um die schier endlose Wiederholung, den Rhythmus, die Monotonie und um das „Hin zum Nichts“ geht, wie der Kurator der Neuen Galerie Günther Holler-Schuster erklärt. Knifer hängt dem Zen Credo – Alles im Nichts – an. Von Vorbildern wie Malewitsch´ „Schwarzes Quadrat“ ausgehend, entwickelt Knifer über die Jahre seine kompromisslosen, immer weiter reduzierten Arbeiten, die mit einem „begrenzten Vokabular an Formen und Farben auskommen“, wie Holler-Schuster präzisiert.

 

Mäander, ausgefuhrt von Stephane Henry nach einem Konzept für eine Wandarbeit von Julije Knifer aus dem Jahr 1979, im Treppenhaus der, Neuen Galerie Graz, 2020, Ca. 500 x 1150 cm, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht Wien, 2020

Neben seinen so charakteristischen klein- und großformatigen variantenreichen Mäander-Arbeiten hat sich Julije Knifer auch mit Performance, beziehungsweise Foto-Posing befasst. So zu sehen in Bildern aus 1966, als er Teil des Künstlerkollektivs Gorgona war und mit Kollegen diverser Genres sozialkritische Szenen darstellte.

Neue Galerie

Joanneumsviertel, 8010 Graz
Österreich

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