Pop-up-Kunstplattform

74tharts – The Window and the Couch

Ausstellungsansicht 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto: © Philipp Podesser

„The Window and the Couch“ ist die erste Ausgabe der nomadischen Pop-up-Kunstplattform 74tharts. Diese wurde von der US-amerikanisch-französischen Kunstexpertin Becca Hoffman 2023 gegründet, mit dem Ziel maßgeschneiderte internationale Kunst- und Kulturveranstaltungen zu entwickeln. Sie wurde am Dienstag eröffnet und läuft noch bis zum 26. Juni 2024.


Freuds "immersives Schaufenster"

Becca Hoffman ist in der Kunstwelt keine Unbekannte. Sie war unter anderem Direktorin der Peter Findlay Gallery, leitete die Outsider Art Fair New York und Paris und entwickelte für Intersect Art and Design Kunstmessen und Kulturevents in Aspen und Palm Springs. 2023 wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete mit 74tharts ihre eigene Firma. 74tharts organisiert kuratierte und genreverbindende Kunstevents mit dem Ziel, ein Netzwerk zu etablieren und auch einen niederschwelligen Zugang zu zeitgenössischer Kunst und Design zu ermöglichen. Nach Wien sind dieses Jahr noch Projekte in Mailand und Aspen geplant und 2025 in Singapur.

Die Wiener Ausgabe findet in der „Bibliothek of West“ statt, in der ehemaligen Wirtschaftsuniversität. Ein nicht gerade gastfreundlicher Ort, doch im Rahmen ihrer Suche nach Locations, so erzählt Becca Hoffman, hätte sie sich in diesen Ort verliebt. Die Schau ist ein „immersives Schaufenster“, das sich inhaltlich an das Leben und Wirken von Sigmund Freud anlehnt, aber auch an ikonische Möbelstücke, wie an seine berühmte Couch, ein Geschenk seiner Patientin Madame Benvenisti, die sich heute im Freud-Museum in London befindet. Dafür konnte Becca Hoffman Experten aus der Kunst- und Designwelt gewinnen, wie Alice Stori Liechtenstein, Gründerin von Schloss Hollenegg for Design, Designerin Johanna Pichlbauer und den Kurator Simon Reese, der für den Bereich der zeitgenössischen Kunst verantwortlich ist. Partnerschaften mit der Vienna Design Week, der Wiener Wirtschaftsagentur, Wien Tourismus und dem Wiener Auktionshaus Dorotheum fügen sich in ein Programm von Talks und Veranstaltungen ein.

Wie würde Sigmund Freud heute wohnen?

Die Zusammenstellung der Designausstellung basiert, so Alice Stori Liechtenstein und Johanna Pichlbauer, auf einer umfänglichen Recherche. Vor allem die Bedeutung von Objekten für Freud und seine Traumdeutung, seine Schriften aber auch die Ausstattung seiner Praxis und seine Sammlung wurde zum Ausgangspunkt für die beiden Kuratorinnen.

Becca Hoffman, Villa Mautner, © Philipp Podesser

Becca Hoffman, Villa Mautner, © Philipp Podesser

Freud war ein fortschrittlicher Geist seiner Zeit. Wie hätte er unsere Gegenwart wahrgenommen, wie würde sein Arbeitszimmer 2024 aussehen? Was hätte er gesammelt?

- waren Fragen, die von den Designer:innen aufgenommen und durchaus gelungen visuell interpretiert wurden. Die Auswahl umfasst ein internationales Portfolio, darunter Designer wie Jonathan Trayte, David Tavcar, Nadja Zerunian, Lisa Ertel & Jannis Zell, Soft Baroque, Onka Allmayer-Beck, Teresa Berger und Högl-Borowski. Einige Objekte sind aktuell für die Ausstellung entstanden, so auch die beiden Tische die Johanna Pichlbauer gemeinsam mit Clemens Schmidberger entworfen hat. Eindrucksvoll auch der große Teppich mit den für das Label Wiener Times bekannten skurrilen Polster in Handform. Von dem englischen Designer Jonathan Trayte stammt die Couch, die in diesem Setting naturgemäß nicht fehlen darf.

Jonathan Trayte, California Melon, Foto: John Hooper, Courtesy of the Artist

Jonathan Trayte, California Melon, Foto: John Hooper, Courtesy of the Artist

Die Vienna Design Week setzt auf Dufterlebnisse


Partner von Becca Hoffmans Projekt ist auch die Vienna Design Week die drei Positionen kuratiert hat, die in den von Thomas Waidhofer konzipierten Pavillons eine atmosphärische Qualität von Düften anhand von sehr unterschiedlichen Objekten erlebbar machen. Die Düfte wurden von Alexander Ehrmann von Saint Charles Apothecary kreiert. Luca Gruber und Carl Auböck arbeiten mit der Ästhetik des Wiener Handwerks, während Najda Zerunian und Anna Zimmermann einen Sandsteinquader mittels einer Metallstange im Duft beträufeln – eine schöne Arbeit die gleich mehrere Sinne anspricht und auch den ikonischen Sandstein aus St. Margarethen, wo immerhin 1959 die Idee des Bildhauersymposions entstand und aus dessen Stein auch der Stephansdom gebaut wurde, in den Fokus rücken. Eine dritte Installation erzählt von Industriedesignerin Lena Beigel mit Saint Charles Apothecary und Matthias Zykan. Die Pavillons, die aus mit weißer Farbe versteiften Stoffschichten bestehen, führen labyrinthartig in einen kleinen intimen Raum, in denen dann die Objekte visuell und auch olfaktorische erlebbar sind.

Kunst interpretiert Sigmund Freud

Simon Reese kuratierte den Teil der bildenden Kunst. In seiner Auswahl verknüpft er Assoziationen zu Sigmund Freud mit Werken der Künstler:innen wie Zigarren, Masken, Automatismus, Teppiche, Sofa, Exil, Unheimlich, Drogen, Familie, Mythen etc. Ebenso vielfältig wie die Begriffe, die er nennt, ist auch die Auswahl, wo sie manches zusammenfügt, anderes wieder weniger. Dennoch gibt es gelungene Werke zu sehen, darunter ein Teppich von Eva Petric, die subtilen Werke von Barbara Heinz oder die Installation von Birgit Knoechl aus ihrer Serie „Der Bildungstrip der Linie“. Für Formate, wie sie 74tharts konzipiert, sieht Becca Hoffman in der aktuellen Kunstszene einen großen Bedarf.

Ausstellungsansicht. 74tharts, © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht. 74tharts, © Philipp Podesser

Ich bin überzeugt von feinen kuratierten und dynamischen Kunstveranstaltungen, die sich mit den lokalen Charakteristika der Kunst und Kultur verbinden, diese in ihre Ausstellungen aufnehmen und jedem Standort seinen eigenen Fokus geben. Unser Ziel ist es, mit den nomadischen Pop-Ups kreative Gemeinschaften auf der ganzen Welt miteinander zu verbinden.

Becca Hoffman

Wien ist eine ihrer Lieblingsstädte, wie sie betont, und sie plant bereits weitere Veranstaltungen für das nächste Jahr. . „Die Idee ist“, so Becca Hoffman, „dass wir ein Netzwerk bilden, zusammenarbeiten, verborgene Teile der Stadt wiederentdecken – und einfach auch Spaß haben.“

Designausstellung, 74tharts, Foto: PARNASS

Designausstellung, 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto:  PARNASS

Ausstellungsansicht 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto: © PARNASS

Ausstellungsansicht 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto:  PARNASS

Ausstellungsansicht 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto: © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, WIENER TIMES, Stephanie Seymour, Polster, im Hintergrund: Jonathan Trayte, California Melon, 2022, Couch, Lisa Ertl & Jannis Zell, Defensive Shelfs, 2021, David Travcar, Teppich, Foto: © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, Vienna Design Week, Pavillon: Thomas Waidhofer, © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, Vienna Design Week, Pavillon: Thomas Waidhofer, © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, Vienna Design Week, Pavillon: Thomas Waidhofer, © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, Vienna Design Week, Pavillon: Thomas Waidhofer, © Philipp Podesser

Barbara Hainz, Ohne Titel, 2024, Wachs und Metall, Ohne Titel, aus der Serie Night Terrors, Wachs, 2024, Ausstellungsansicht 74tharts, Foto: PARNASS

Barbara Hainz, Ausstellungsansicht 74tharts,  Ohne Titel, 2024, Wachs und Metall, Ohne Titel, aus der Serie Night Terrors, Wachs, 2024, Foto: PARNASS

Ausstellungsansicht 74tharts, Noémi Kiss, Rugged, 2022, Birgit Knoechl, Aus der Serie, Der Bildungstrieb der linnie, 2022, Foto: © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht 74tharts, Noémi Kiss, Rugged, 2022, Birgit Knoechl, Aus der Serie, Der Bildungstrieb der linnie, 2022, Foto: © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht. 74tharts, © Philipp Podesser

Ausstellungsansicht. 74tharts, © Philipp Podesser

Bibliothek of West

Augasse 2 –6, 1090 Wien
Österreich

74tharts

bis 26. Juni 2024

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