10 Kunstwerke zur Mondlandung
Mehr über die Entwicklung des Monds als kunsthistorisches Sujet lesen Sie in unserer aktuellen PARNASS 2/2019 Ausgabe.
Galileo Galilei, Sidereus Nuncius
Die moderne wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Mond beginnt präzise im Jahr 1609, als Galileo Galilei auf dem Campanile der venezianischen Kirche San Giorgio Maggiore ein Teleskop aufbaute und in den Nachthimmel starrte. Das Resultat dieses Experiments war eine Serie von realistischen Zeichnungen der Mondoberfläche – zerfurcht und von Kratern sowie Seen überzogen. Galileos Pionierleistung bestand in der Verbindung von vorurteilsfreier Beobachtung mit kunstvoller Bildgebung. 1610 unter dem Titel „Sidereus Nuncius“ publiziert, veränderten seine Bilder die Vorstellungen vom Mond grundlegend.
Albrecht Dürer, Maria auf der Mondsichel
Zuvor war der Mond als perfekte Perle am Nachthimmel beschrieben und zum Mariensymbol erhoben worden. Wie hier bei Albrecht Dürers Holzschnitt. Nach Galileos Entdeckung musste die Madonna auf einer buckligen Mondscheibe balancieren.
Johan Christian Dahl, Blick auf die Elbe bei der Brühlschen Terasse
Mit der „Entzauberung der Welt“ gewann der Mond um 1800 eine neue Anziehungskraft. Unzählige romantische Gemälde sind in geheimnisvolles Mondlicht gehüllt, Gedichte besingen die Kraft seines Lichts. Die Vergänglichkeit des Menschen zeigt sich angesichts der unbegreifbaren Ewigkeit der Natur. Der norddeutsche Romantiker Caspar David Friedrich und der Norweger Johan Christian Dahl thematisieren in ihren Bildern das Sublime genauso wie das Nostalgische.
Caspar David Friedrich, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes
Nicht nur die Mondlandung feiert 2019 ein Jubiläum. Auch eines der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte, welches den Himmelskörper thematisiert, wird 2019 zweihundert Jahre alt: Caspar David Friedrichs „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes". Der Vollmond verzaubert die Welt und entrückt die beiden Freunde in eine nur schemenhaft erkennbare Landschaft. Der abgestorbene Baum rechts steht für die politische Situation nach dem Wiener Kongress. Der Naturausschnitt wird „romantisiert“ zur Waldeinsamkeit, die über sich selbst hinausweist.
Marianne von Werefkin, Schlittschuhläufer
Auf dem Gemälde "Schlittschuhläufer", das sie um 1911 malte, ziehen die schwarzen Silhouetten der Läufer ihre gleichförmige Bahn im tiefen Blau der Nacht während der Mond mit der Beleuchtung des Gebäudes konkurriert. Die zunehmende Urbanisierung und Entfremdung von der Naturerfahrung Mond werden in diesem Werk erfahrbar.
Max Ernst, Humboldt Current
Die Surrealisten gaben dem Mond seine mystische Bedeutung unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der Astronomie und von nicht-europäischen Kulturen zurück. Joseph Cornell, Max Ernst, Wolfgang Paalen und René Magritte sahen das Firmament als einen poetischen Raum.
René Magritte | Sans titre (Architecture au clair de la lune)
Der Mond war für viele Maler des Surrealismus ein beliebtes Motiv. Es war vor allem auch die magische Stimmung, die durch das Mondlicht transportiert wird, die von den surrealistischen Malern gerne eingesetzt wurde. Doch durch das Eintauchen der menschenleeren Landschaft oder Architektur in das kühle Mondlicht wird auch eine Atmosphäre der Einsamkeit, Ungewissheit und Bedrohlichkeit vermittelt.
Robert Indiana, Der Mond – Die Braunschaft
Robert Indianas malte eine kritische Reflexion über die Verstrickung der NASA mit dem nationalsozialistischen Wissenschaftler Wernher von Braun in „Der Mond – Die Braunschaft“ (1969). Aktuell ist die Arbeit in der Ausstellung Ticket to the Moon im Kunsthaus Krems zu sehen.
Kader Attia, Independence disillusion
In Kader Attias Arbeit „Independence Disillusion“ von 2004 malte er er Briefmarken nach, auf denen Länder wie Tschad oder Tansania den Weltraum als Symbol ihrer Befreiung sehen.
Alicja Kwade, REVOLUTION (Gravitas)
Kreisbewegungen sind immer wiederkehrende Motive im Werk von Alicja Kwade (*1979) als Metapher von Zeit und Raum. In »Revolution (Gravitas)« formen Steine eine Umlaufbahn, die das Zusammenspiel von Sonne und Erde oder Mond und Erde repräsentiert, vorgegeben durch die physikalischen Anziehungskräfte. Zugleich ist die Position der Steine auch eine Referenz an die Asteroiden, die um die Erde kreisen – stets verbunden mit der Gefahr einer möglichen Kollision.