TEFAF Chairman Nanne Dekking im Gespräch

Eingangsportal TEFAF Maastricht 2018 Foto: Mark Niedermann

Gegründet 1988, gilt The European Fine Art Fair – TEFAF als die renommierteste und wichtigste internationale Messe für Fine Arts, Antiquitäten und Design. Insgesamt betreibt die TEFAF-Gruppe drei internationale Messen: TEFAF Maastricht, TEFAF New York Spring, die ihren Schwerpunkt auf Moderne und Zeitgenössische Kunst und Design setzt, und die TEFAF New York Fall. Die TEFAF Maastricht 2019 findet von 16. bis 24. März (Preview 14. und 15. März) im MECC in Maastricht statt. Aus diesem Anlass bat Eva Komarek Nanne Dekking, seit 2017 Chairman der TEFAF, zum Gespräch.


 

Eva Komarek: Herr Dekking, bei Ihrer Bestellung zum Chairman Mitte 2017 bezeichnete man Sie als Advokaten für Veränderung und Sie haben schon einige Schritte gesetzt. Braucht die TEFAF so dringend Veränderung? 
Nanne Dekking: Die Messen in New York wurden großartig angenommen. Am Anfang mussten wir zwar feststellen, dass der Name TEFAF in den USA doch nicht so bekannt war, wie wir das erwartet hätten. Doch inzwischen hat sich das geändert. Wir hatten hervorragende Kritiken, vor allem dank des Messedesigns. In den USA hat noch niemand so eine Messe gesehen. Das hat gut funktioniert und noch viel wichtiger, die Händler haben gut verkauft. Auch bei der vergangenen TEFAF New York Fall – die Herbstmesse ist ja mehr auf Alte Meister und frühen Modernismus ausgerichtet – waren die Verkaufszahlen gut. Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir haben ein Problem mit dem Altmeistermarkt und wir müssen nachdenken, wie wir die Novembermesse anders kuratieren können. Jedenfalls nicht, indem wir Alte Meister aufgeben, aber vielleicht darf man sie nicht so isoliert präsentieren, sondern muss sie im Kontext zeitgenössischer Kunst zeigen.

EK: Aber wie argumentieren Sie dann die Trennung der Spring- und Fall-Messe? Jetzt konzentriert sich die TEFAF NY Spring auf Design und Moderne und die Fall auf ältere Kunst. Wo ist dann das Unterscheidungsmerkmal?
ND: Das ist genau das Problem und deshalb setzt sich das gesamte Board einen Tag lang zusammen, um die Möglichkeiten zu evaluieren. Schauen Sie sich an, was die großen Auktionshäuser machen: Die bringen Themen-Auktionen und Alte Meister in Contemporary Sales. Wir müssen einen Weg finden, um Alte Meister einer jüngeren Generation näherzubringen. Wie genau wir das bewerkstelligen, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass es ein sinkendes Interesse an Alten Meistern gibt und wir Marketingmaßnahmen setzen müssen. Das ist der Vorteil, den eine Organisation wie die TEFAF hat. Wir können diese große Marketingmaschinerie anwerfen. Ein einzelner Händler hat nicht diese Möglichkeiten. Wir versuchen neue Ideen einzubringen, die den Händlern helfen. Deshalb haben wir auch die Jurierung geändert. 

Nanne Dekking, Foto: Bodine Koopmans Courtesy TEFAF

Nanne Dekking, Foto: Bodine Koopmans Courtesy TEFAF

EK: Die TEFAF stand immer dafür, dass sie eine strenge Jury hat. Warum jetzt die Änderung?
ND: Eine Jury aus unabhängigen Experten, die möglichst geringe wirtschaftliche Interessen am Kunstmarkt hat, ist über jeden Verdacht erhaben, dass sie aus Eigeninteresse agiert. Das schafft Vertrauen. Es geht um Transparenz am Kunstmarkt. Deshalb habe ich auch Artory gegründet, ein auf Blockchain basiertes Register, das wichtige Informationen über Kunstwerke und Sammlungsstücke speichert. Damit können Provenienzen und die Authentizität von Kunstwerken bestätigt werden.  Transparenz ist für den Kunstmarkt im 21. Jahrhundert von enormer Bedeutung. 

Ich hoffe, dass das auch der Grund ist, warum ich zum Chairman der TEFAF berufen wurde. Ich bin nämlich der Ansicht, dass der Kunstmarkt ein Problem hat.

Nanne Dekking, Chairman der TEFAF

EK: Inwiefern?
ND: Es gibt ein großes Problem, neue, vor allem junge Käufer zu gewinnen. Der Markt ist die vergangenen zehn Jahre nicht gewachsen. Die Anzahl der Transaktionen ist in der Zeit um 20 Prozent gesunken und das, obwohl es mehr Geld gibt als je zuvor. Letztlich ist es nur eine sehr kleine Gruppe, die Kunst kauft. Zugespitzt ausgedrückt: Wir werden nicht erfolgreich sein, wenn drei 78-Jährige zehn Bilder kaufen. Transparenz ist eine Möglichkeit, neuen Käufern die Sicherheit zu geben, in Kunst zu investieren. Die Käufer sind heute viel risikoaverser als früher. 


Das vollständige Interview können Sie in der neuen PARNASS Ausgabe 1/2019 lesen!
 

TEFAF Maastricht

Forum 100, 6220 NE Maastricht
Niederlande

16. bis 24. März 2019

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