SPARK zeigt mit Vielfalt auf
Es könnte eine Einschränkung bedeuten, wenn sich eine Messe nur aus Solopräsentationen aufstellt, doch die SPARK Art Fair Vienna beweist zur gelungenen 3. Ausgabe abermals das Gegenteil: Im Fokus liegt eine enorme Vielfalt.
Digitale Kunst aus der jüngsten Vergangenheit trifft auf Wiener Aktionismus, Max Weiler und Bruno Gironcoli behaupten sich neben Arang Choi und Angelika Loderer – die Vielfalt der Medien, Generationen und Nationen ermöglichen der SPARK ihre Antrittsvision einzulösen. Unter dem Motto „Die Stadt im Dialog“, will sie eine niederschwellige Kunstmesse für alle Einwohner und Gäste Wiens sein und tatsächlich sind 2024 Editionen von 100 Euro (Signe Pierce) bis hin zu Werken um 350.000 Euro (Refik Anadol) zu erwerben.
Im Gegensatz zu anderen Messen auf denen Sektionen kuratiert werden, wird die SPARK als Ganzes von Walter Seidl und Jan Gustav Fiedler sowie dem Advisory Board bestehend aus Marina Fokidis und Christoph Doswald kuratiert. Eine Handschrift, die vor allem bei SPARK EXPANDED – außerhalb der Stände gezeigte raumgreifende Interventionen etwa von Eva Schlegel (Galerie Krinzinger), Laura Limbourg (SUPPAN) oder Gunter Damisch (Galerie Ernst Hilger) – deutlich wird. Besonders stolz ist man auf den überdimensionalen, beinahe die Hohe Decke der Marx Halle erreichenden Videoscreen mit einer Arbeit von Refik Anadol (PILEVNELI), der bereits im MoMA in New York zu sehen war. Aber auch aus anderen Generationen weiß man mit großen Namen zu beeindrucken, so werden im Todesjahr nicht nur Arbeiten von Günter Brus (Galerie Sommer) gezeigt, sondern auch beeindruckende Werke von Carl Andre (Konrad Fischer Galerie).
Internationales Aufgebot
„Ich bin sehr froh, dass die Solopräsentationen die Möglichkeit geben eine Position in die Tiefe zu zeigen“, erklärt Annka Kultys der Londoner Annka Kultys Gallery, die sehenswert Signe Pierce als Retrospektive der vergangenen Jahre zeigt. Zu sehen sind auch ihre „Liquid Paintings“, Pixel-Gemälde, die zwar mit digitalen Tools, aber doch „von Hand“ entstehen. Annka Kultys ist eine von zahlreichen internationalen Galerien auf der SPARK. Zum Beispiel mehrere Galerien aus Griechenland, Türkei und Italien sind dabei, aber auch weit angereiste Nationen – Brasilien etwa ist gleich mit drei Galerien vertreten. K Contemporary aus Denver ist das erste Mal auf einer Messe in Europa, dass dann die Wahl auf Wien fällt, ist natürlich eine Auszeichnung für das kuratorische Team, auf Nachfrage ist dies bei fast allen internationalen Teilnehmern das Hauptkriterium für die Teilnahme – die persönliche Einladung durch das, so die allgemeine Haltung unter den Aussteller:innen, geschätzte Kuratorenteam. Ein Highlight ist der Auftritt von RESERVOIR aus Südafrika mit Werken von Pierre Vermeulen (*1992 Stellenbosch). Mit speziellen Oxidationstechniken und unter Einsatz seiner eigenen Kopfbehaarung erschafft Vermeulen zeitgenössische Ikonen, die auf Mediationspraktiken anstelle religiöser Riten verweisen.
Von New York bis Griechenland
Auch sehenswert: Turiya Magadlela bei KATES-FERRI PROJECTS aus New York und Almut Linde, der in Zusammenarbeit mit Soldat:innen der deutschen Bundeswehr Aluminiumplatten durchschoss und von PSM aus Berlin gezeigt wird. Ebenfalls aus Berlin – alexander levy mit Julius Bismarck, einer der wenigen Stände, der leider etwas hinter der Erwartung zurückbleibt und die besondere Dreiecks-Standarchitektur der SPARK nicht ausreichend nützt. Ein Wiedersehen in der MARX HALLE gibt es derweil mit Arbeiten von Alex Grein – die Galerie Giesela Clement war zufrieden mit der Erstpräsentation auf der viennacontemporary und nutzt nun den Solostand um Arbeiten der Düsseldorfer Fotokünstlerin Grein umfassend in Wien anzubieten. Zeit nehmen sollte man sich auch für eine Auseinandersetzung mit dem Werk von Panos Charalambous bei der griechischen CITRONNE Galleries. Charalambous arbeitet an persönlichen Schnittstellen der Bauernrealitäten der Tabak Wirtschaft und hat 2019 Griechenland auf der Biennale in Venedig vertreten.
Heimische Glanzauftritte
Aber nicht nur die Gäste glänzen. Auch die hemischen Galerien haben einiges zu bieten. Wonnerth Dejaco zeigt großartige Werke von Maja Vukoje und SUPPAN ausschließlich neue Arbeiten von Karo Kuchar – ihre ironische Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst und Geld findet unter der Leucht-Reklame "Moneyfestation" statt und hat auf einer Kunstmesse die richtige Bühne. Nicht der einzige politische Moment der Messe. Ökopolitische Fragestellungen stehen im Zentrum der Präsentation der Galerie Sturm & Schober, die Kevin Simon Mancera aus Kolumbien zeigt.
Noch mehr Höhepunkte
Auch aufgefallen: Maria Legat bei Galerie3 und Maureen Kaegi bei KÖNIG2 by_robbygreif und die sensible Präsentation von Konstanze Stoiber für die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Esther Stocker bespielt im Rundumschlag den Stand der Galerie Krobath und Wienerroither und Kohlbacher bringen klassische Vibes mit einer harmonischen Auswahl an Max Weiler Arbeiten. Große Gesten, elegant und ausgewogen inszeniert, bringt auch Lukas Feichtner mit Hannes Mlenek mit auf die Messe.
Programm
Die kommenden Tage bieten zahlreiche Events und Sideprogramm. So konnte man das anschließende GLOBE Theater gewinnen, um Platz für Diskussionsveranstaltungen zu haben, sowie ein kuratiertes Filmprogramm zu zeigen. Freitag um 13.30 Uhr moderiert PARNASS Chefredakteurin Silvie Aigner hier auch den Talk „The Beauty of Diversity“ mit Angela Stief und Soli Kiani am Podium.