PAPER POSITIONS BERLIN 2023
Die Berliner paper positions punktet dieses Jahr mit hoher Qualität. Ein Fundus für Sammler und Einsteiger, denn gute Arbeiten gibt es auch bereits ab 1.000 Euro zu erwerben.
Es ist bereits die siebte Ausgabe der paper positions berlin, die parallel zum Berliner Galeriewochenende stattfand. Das Gebäude mit dem etwas sperrigen Namen Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz in Berlin-Mitte ist zentral in der Nähe des Gendarmenmarkts gelegen, unweit auch der Stoschek Stiftung und des charmanten "Haus des Papiers". Die Messe findet in der zentrale Halle statt, die einen offene Architektur anbietet, die von den beiden Messebetreibern Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek auch in der Standgestaltung aufgenommen wird. Offene Z-förmige Stände, anstelle von Kojen sollen eine Situation schaffen, in denen Galerist:innen und Besucher:innen leichter in Austausch treten können – und sie lädt zum Flanieren ein und spielt gekonnt mit einer salonartige Situation.
Ebenso unterstreicht die begrenzte Anzahl der Galerien (die jedoch dieses Jahr erstmals auf 56 Aussteller angewachsen ist) den Charakter einer großen Themenausstellung und ist klar eine Boutique-Messe, mit einem besonderen Schwerpunkt. Die räumliche Gestaltung bietet den Besucher:innen sowohl einen offenen Überblick als auch die Möglichkeit, sich einzelnen künstlerischen Werken unmittelbar zu nähern und sie im wechselseitigen Dialog wahrzunehmen. Zu sehen waren eine Vielzahl an sehenswerten Positionen aus zeitgenössischer und moderner Kunst mit dem Fokus auf Zeichnung und Papier als Werkstoff mit all seinen spezifische Besonderheiten. Bei Letzteren gibt es einige interessante Positionen, allerdings ist im Bereich „Papierskulptur“ noch Luft nach oben, wenn man weiß, was hier die Kunstszene zu bieten hat. Der Besuch war zahlreiche und nach Ende der Messe meldeten die Galerien zufriedenstellende Verkäufe.
Aus Österreich waren mit Rudolf Leeb der Lavinia Lanner präsentierte und Agnes Reinthaler mit Werken von Regina Hügli und Ulrike Königshofer, nur zwei Galerien vertreten, was wahrscheinlich der Nähe zur Art Karlsruhe geschuldet ist. Dabei hätte die österreichische Galerienszene gerade in diesem Bereich durchaus eine sehenswerte Expertise. Bereits am Preview Tag konnte die Galerie Thomas Fuchs aus Stuttgart rote Punkte vergeben. Sie zeigten drei Künstler: Rainer Fetting, Ruprecht von Kaufmann und Logan T. Sibrel, die sich in ihren Zeichnungen auf Berlin bezogen. Das Angebot der Messe ist vielfältig und reicht von subtilen, feinen Werken wie von Amparo Sard bei Anita Beckers, bis hin zu expressiven Werken wie etwa die Collagen der jungen deutschen Künstlerin Li Wen Kuo bei Galerie Smudajescheck, die in Kopenhagen lebt und arbeitet und vor allem der Malerei verpflichtet ist. Für die paper position fertigte sie eine Serie an eindrucksvollen Collagen an, die zeigt, dass sie neben ihren große Formaten auch in kleineren Arbeiten ein kräftige Formensprache beibehält.
PARNASS in der Jury des PAPER ART AWARDS
Auf der paper positions berlin werden jährlich drei Preise verliehen. PARNASS durfte dieses Jahr wieder Teil der Jury für den gemeinsam mit Canon, d’mage und Hahnemühle und dem Haus des Papiers den Paper Art Award auswählen. Die Auswahl war dieses Jahr nicht leicht und steht exemplarisch für die hohe Qualität der diesjährigen Positionen. Daher wurden die Silber und Bronze-Preise jeweils gesplittet. Gold ging an die deutsche Künstlerin Ursula Sax (Semjon Contemporary, die damit auch für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Silber teilten sich der in Deutschland lebende Gisoo Kim (mianki Gallery) aus Südkorea und die spanische Künstlerin Amparo Sard (Galerie Anita Beckers). Über Bronze konnten sich der US-Amerikaner Brian Dettmer (Galerie Commeter) und der in Berlin und Sapporo lebende Taniguchi Kenichiro (Mikiko Sato Gallery) freuen. Der Award ermöglicht den Ankauf von Werken der ausgezeichneten Künstler:innen für die Sammlung des 2021 gegründeten „Haus des Papiers" im Wert von Euro 36.000. Ein Besuch des kleinen Museums in Berlin mit einer sehr feinen Sammlung ist dringend zu empfehlen.
Mit dem neuen LEUE & NILL Award, der jährlich eine besondere Standpräsentation auf der paper positions auszeichnet, wurde die Berliner Galerie Malte Uekermann Kunsthandel mit der Solopräsentation von Jens Hanke geehrt. Die Galerie erhält von dem Preissponsor LEUE & NILL eine eine maßgebliche finanzielle Unterstützung der Messeteilnahme. Der Paper Position Award gesponsert von Kaiserwetter istausschließlich Künstlerinnen gewidmet und ging dieses Jahr an Katharina Hinsberg (Galerie Werner Klein, Köln).
Weiters aufgefallen sind die politisch eindrucksvollen aber auch formal sehr interessanten Papiercollagen des iranischen Künstlers Mojtaba Amini bei o Gallery aus Teheran, Monika Goetz mit ihren mit Laser gebrannten reduktiven Werken bei Schwarz Contemporary, Russel Herron, bei Galerie Commeter, Christian Löhr, bei Werner Klein, die österreichische Künstlerin Anna-Maria Bogner bei Galerie Rupert Pfab, Düsseldorf, Claudia Spielmann bei Galerie Holthoff, und Emmanuelle Rapin bei aKonzept & Raphaël Levy