Österreichische Kunst am internationalen Markt

Erwin Wurm, Abstract Sculptures (Giant big, me ideal), 2014, Bronze, polished, 300 kg, 298 x 133 x 91 cm (117.32 x 52.36 x 35.83 in), Ed. of 5 (EW 1337.5) © Erwin Wurm, Photo: Ulrich Ghezzi, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London • Paris • Salzburg

Bei den jüngsten internationalen Auktionen für zeitgenössische Kunst in London und New York gab es wieder zahlreiche Zuschläge in Millionenhöhe. Tatsächlich sind zweistellige Millionenbeträge heute keine Seltenheit mehr. Österreichische Künstler sind nie darunter. Überhaupt haben es nur eine Handvoll heimische Künstler auf das internationale Auktionsparkett geschafft und keiner hat bis jetzt die Marke von einer Million Euro geknackt.


Fragt man Experten, werden immer dieselben Namen genannt: Franz West, Erwin Wurm, Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Hermann Nitsch und Friedensreich Hundertwasser. „Diese Künstler sind zumindest gelegentlich in den Katalogen der internationalen Auktionen zu finden“, sagt Andrea Jungmann, Direktorin von Sotheby’s Österreich.

Eine Erklärung dafür, warum das so ist, hat sie nicht. „Rainer zum Beispiel hatte ein Museum in New York, 1989 eine Ausstellung im Guggenheim, vertrat Österreich unter anderem bei der 38. Biennale von Venedig, und dennoch ist er auf Auktionen im Ausland nur selten präsent“, wundert sie sich. Sein höchster Zuschlag liegt bei 230.000 Euro, erzielt 2012, allerdings im Wiener Auktionshaus im Kinsky.

„Österreich wird seit Jahrzehnten über individuelle Künstler und nicht über bestimmte Bewegungen oder Trends am Kunstmarkt wahrgenommen. Karrieren wie die von Maria Lassnig, Arnulf Rainer oder Franz West, der gerade eine große Retrospektive im Centre Pompidou in Paris hat, haben sich international individuell herausgebildet“, sagt Thaddaeus Ropac, Galerist mit Niederlassungen in Salzburg, Paris und London. Museumsausstellungen von Erwin Wurm seien weltweit erfolgreiche Publikumsmagneten.

„Letzte Woche wurde in Schanghai eine Ausstellung mit großen Skulpturen im Jing’an-Skulpturenpark eröffnet. Innerhalb weniger Tage wurde der Skulpturengarten im wahrsten Sinne überrannt von Besuchern“, so der Galerist. Werke von Wurm aus der Sammlung der Tate Gallery London seien vor drei Monaten in einem Museum in Korea präsentiert worden, wo er als einer der großen europäischen Künstler wahrgenommen werde.

Österreich wird seit Jahrzehnten über individuelle Künstler und nicht über bestimmte Bewegungen oder Trends am Kunstmarkt wahrgenommen.

Thaddaeus Ropac

Elke Königseder, Expertin für zeitgenössische Kunst im Dorotheum, zählt noch Herbert Brandl, Bruno Gironcoli, Günter Brus und Heimo Zobernig zu den international erfolgreichen Künstlern. Im September 2018 wurde eine Arbeit von Zobernig in einer Auktion von Christie’s in London für umgerechnet 39.400 Euro zugeschlagen. Er vertrat Österreich 2015 bei der Biennale von Venedig. Seither haben auch die Preise etwas zugelegt. Die Arbeit „Untitled“ (2015) erreichte kürzlich bei Phillips in London einen Preis von 50.888 Euro. Das ist ein neuer Rekordpreis für ein Leinwandbild von Heimo Zobernig. Das Bild kam über die Galerie Nagel Draxler aus einer Privatsammlung.

Gerwald Rockenschaub, Untitled (Intarsie), 2018, Acrylglas, Rahmen NCS S 1060-B, 150 x 125 cm, (GR 1201) © Gerwald Rockenschaub. Photo: Ulrich Ghezzi, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London · Paris · Salzburg

Gerwald Rockenschaub, Untitled (Intarsie), 2018, Acrylglas, Rahmen NCS S 1060-B, 150 x 125 cm, (GR 1201) © Gerwald Rockenschaub. Photo: Ulrich Ghezzi, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London · Paris · Salzburg


Apropos Biennale

Markus Schinwald, der Österreich 2011 bei der Biennale vertrat, sticht für Ropac ebenso als Einzelfigur heraus wie Gerwald Rockenschaub, obwohl letzterer seit vielen Jahren in Berlin lebt. Unter den heimischen Künstlerinnen nennt Ropac VALIE EXPORT, die in letzter Zeit enorme Erfolge verzeichne. „Als wir ihre Ausstellung Anfang 2018 in Paris eröffneten, haben wir ein gigantisches Presseecho erhalten. Alice Schwarzer und alle Grandes Dames der französischen Kunstwelt kamen und demonstrierten eine sehr wertschätzende Haltung gegenüber ihrem Werk, die seit den späten 1960er-Jahren bis heute angehalten hat und international weiter an Bedeutung gewinnt“, so Ropac. 

Die österreichischen Galerien haben sich bisher stark auf etablierte ausländische Künstler konzentriert, um Risiken zu vermeiden. Aber das ändert sich gerade

Sophie Tappeiner

VALIE EXPORT steht auch auf der Liste von Andrea Jungmann.Sie verspricht sich zudem viel von Renate Bertlmann, die mit dem Aufschwung der feministischen Avantgarde mehr Aufmerksamkeit bekommt. Sotheby’s zeigte 2017 in London eine Doppelausstellung mit Lassnig. Bertlmann wird seit einiger Zeit von der Londoner Galerie Richard Saltoun vertreten, 2019 ist sie Österreichs Repräsentantin bei der Biennale von Venedig. Als dritte Künstlerin wird mehrfach Kiki Kogelnik genannt.

VALIE EXPORT, SMART EXPORT - Selbstporträt, 1970, Black and white photograph, Paper Dimensions: 69,5 x 61 cm, Framed Dimensions: 91,7 x 83 cm | © VALIE EXPORT / Adagp Paris, 2018 | Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg

VALIE EXPORT, SMART EXPORT - Selbstporträt, 1970, Black and white photograph, Paper Dimensions: 69,5 x 61 cm, Framed Dimensions: 91,7 x 83 cm | © VALIE EXPORT / Adagp Paris, 2018 | Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg

„Sie wird von der New Yorker Simone Subal Gallery vertreten, die versucht, durch internationale Ausstellungen die 1997 verstorbene Künstlerin am Markt wieder präsenter zu machen“, sagt die junge Wiener Galeristin Sophie Tappeiner, die übrigens ebenfalls Lassnig und Bertlmann nennt. Sie ist überzeugt, dass österreichische Künstler im Kommen sind. „Die österreichischen Galerien haben sich bisher stark auf etablierte ausländische Künstler konzentriert, um Risiken zu vermeiden. Aber das ändert sich gerade“, hat Tappeiner eine Erklärung für die vergleichsweise geringe Präsenz heimischer Künstler am internationalen Markt.

Lesen Sie den vollständigen Artikel mit weiteren Statements von u.a. Galerist Emanuel Layr & der ehemaligen Messedirektorin Christina Steinbrecher-Pfandt in unserem aktuellen Auctions & Fine Arts Special

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