Österreichische Kunst als Erfolgsfaktor

Karl & Faber, Foto: Myrzik & Jarisch

Karl & Faber setzt vermehrt auf Österreich. In den letzten Jahren hat sich der hiesige Markt zunehmend interessant für das Münchner Auktionshaus entwickelt und so wird der Dialog zwischen Wien und München weiter ausgebaut. Neben der Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst Alexandra Ruth, die schon seit 2012 den österreichischen Markt betreut, ist seit September auch Benedikt Graf Douglas als Repräsentant für Karl & Faber in Wien vor Ort. Gemeinsames Ziel ist der internationale Brückenbau für Verkäufer und Käufer. Paula Watzl sprach für PARNASS mit Alexandra Ruth und Benedikt Graf Douglas.

 


Aktuelle Auktionstermine

 

PARNASS: Die Erweiterung der Repräsentanz in Österreich spricht für den Erfolg vor Ort. Wie beurteilen Sie den österreichischen Kunstmarkt? Alexandra Ruth: Wir beobachten, dass sowohl die Anzahl der Einlieferer als auch der Bieter wächst. Die Zahlen steigen jährlich. Da wir immer mehr österreichische Kunst in unseren Auktionen anbieten, die normalerweise nur in Wien angeboten wird, stellen wir fest, dass es durchaus auch internationales Interesse für Kunst aus Österreich gibt. In der letzten Auktion haben wir zum Beispiel eine Arbeit von Christian Ludwig Attersee in die USA verkauft und ein Werk von Jakob Gasteiger nach Norddeutschland.

P: Was zeichnet Karl & Faber Österreich, auch mit Blick auf die Konkurrenz vor Ort, aus? Sehen Sie unter den heimischen Auktionshäusern Platz für ein Auktionshaus aus München? Benedikt Graf Douglas: Karl & Faber steht vor allem für persönliche Betreuung. Dadurch können gewisse Schwellenängste überwunden werden. Um unseren Kunden das Auktionshaus und die Kunst näherzubringen, organisieren wir auch in Österreich Vorbesichtigungen der Highlights aus unseren kommenden Auktionen für moderne und zeitgenössische Kunst. Die Highlights-Touren finden in Räumlichkeiten international renommmierter Galeristen statt. In Wien kooperieren wir dieses Jahr mit Beck & Eggeling, in den letzten Jahren mit Wienerroither & Kohlbacher und in Graz mit der Galerie Leonhard.

Franz Erhard Walther, Wandformation Den Körper hinzu, 1983, Baumwollstoffe, Holz, 275 x 270 x 30 cm, 7 Teile und eine Zeichnung, 86 x 61 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018.

Franz Erhard Walther, Wandformation Den Körper hinzu, 1983, Baumwollstoffe, Holz, 275 x 270 x 30 cm, 7 Teile und eine Zeichnung, 86 x 61 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018.

AR: Wir haben auch in Hamburg eine Repräsentanz und eine weitere wird im November in Düsseldorf eröffnet. So werden Möglichkeiten zur Vernetzung geschaffen. Wir werden in Österreich als willkommene Alternative angesehen, um die Kunst eben nicht nur in Wien zu verkaufen. Ich denke, dass wir in München einen außerordentlich guten Standort im Dreiländereck – Schweiz, Deutschland, Österreich – haben. Obwohl wir beobachten, dass viel Kaufaufträge über Internet, Telefon und schriftlich erfolgen, steht bei uns die persönliche Betreuung im Vordergrund, und es gibt immer noch viele Kunden, die die Originale sehen möchten, bevor sie sich für einen Kauf entscheiden.

P: Wie kam es zu der Entscheidung, die österreichische Kunst als eigene Sparte zu etablieren? AR: Anfänglich wollten wir speziell unterstreichen, dass wir auch österreichische Kunst anbieten. Da wir jetzt merken, dass wir in dieser Hinsicht wahrgenommen werden, wollen wir es gar nicht so lokal halten, zumal viele österreichische Künstler auf dem internationalen Markt von Bedeutung sind und österreichische Sammler auch internationale Kunst sammeln.

Die Konzeptkunst und die Minimal Art der 1970er- und 1980er-Jahre ist momentan besonders gefragt.

Alexandra Ruth

P: Welche Trends beobachten Sie oder sagen Sie gar voraus? AR: Im Rahmen unserer Sparten beobachten wir aktuell einen Trend zur zeitgenössischen Kunst. Die Konzeptkunst und die Minimal Art der 1970er- und 1980er-Jahre ist momentan besonders gefragt. Wir waren in der Klassischen Moderne immer sehr stark. Jahrelang war sie unsere erfolgreichste Sparte – und sie ist es immer noch, wenn man sieht, welche Werke sechsstellige Zuschläge erreichen. Aber auch bei uns spielt die zeitgenössische Kunst eine zunehmende Rolle. Der Markt ist aktuell dynamischer. Ich denke dennoch, dass die Klassische Moderne über einen längeren Zeitraum hinweg stabiler ist und weniger radikalen Preisschwankungen unterliegt. In der zeitgenössischen Kunst kann es kurzfristig einen Hype geben – das haben wir beispielsweise vor zwei bis drei Jahren mit der ZERO-Kunst beobachten können. Dafür wurden sehr hohe Preise erzielt. Aber wenn der Markt gesättigt ist, gehen die Preise wieder nach unten.

Lesen Sie dAS GESAMTE INTERVIEW in unserem Special "Auctions & fine arts"

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