Angelica Cicogna Mozzoni im Interview

»Die Italiener sind für mich die besten Käufer der Welt«

Dorotheum Mailand | Foto: Roberto Gobbo © Dorotheum

Vom Palazzo Amman aus kann man die Proben der berühmten Scala hören, nur ein paar Schritte sind es zum Mailänder Dom und zu einigen der berühmtesten Bauwerke der Kunstgeschichte. Stolz erzählt Angelica Cicogna Mozzoni, wie sie den Ort aufgespürt hat und hier schon 2005 eine Dependance des Dorotheum eröffnete – die damals erste in Italien. Paula Watzl besuchte die Mailänderin mit italienischen, deutschen und österreichischen Wurzeln in den geschichtsträchtigen Räumen.


PARNASS: Warum eigentlich Mailand?

Angelica Cicogna Mozzoni: Mailand ist die wirtschaftliche Hauptstadt Italiens. Man kann es ganz einfach ausdrücken: Das Geld ist hier. Die Repräsentanz wurde im März 2005 eröffnet und war damit die erste in Italien. Später hat es logistisch Sinn gemacht, auch einen Schritt in den Süden zu gehen, also folgte 2009 ein Büro in Rom.

Inzwischen spezialisieren wir uns in Mailand eher auf die Zeitgenössische Kunst und halten darüber hinaus zwei Cocktail-Vorbesichtigungen der großen Auktionen ab. Der Fokus liegt auf großen Namen, die in aller Welt begehrt sind, etwa Schiele; in erster Linie interessieren sich Italiener aber für italienische Künstler – zum Beispiel Lucio Fontana. Außerdem generieren wir hier einen Großteil der Kunst, die dann in Wien zur Auktion gelangt.

So etwa die Arbeit “Turris Eburnea” von Piero Dorazio, die zur Auktionswoche im Juni bei einem Schätzwert von 180.000 bis 260.000 Euro angeboten wird. Wir haben zwei Experten vor Ort: Alessandro Rizzi, der auf Zeitgenössische Kunst spezialisiert ist, und Paola Eula, Expertin für Alte Meister.

Unser Experte für Kunst des 19. Jahrhunderts, Gautier Gendebien, ist in ganz Italien unterwegs. Turin wird von Consolata Carnaroli betreut. Unser Beruf hat viel mit Vertrauen zu tun und so ist es den Leuten hier wichtig, eine Ansprechperson direkt aus ihrer Umgebung zu haben. In Turin eine Turinerin und in Mailand eine Mailänderin; wir sagen dazu „metterci la faccia“ – das kann man etwa übersetzen mit „sein Gesicht zeigen“.

P: Als welche Art von Kunden haben Sie die Italiener kennengelernt?

ACM: Die Italiener sind für mich die besten Käufer der Welt. Denn sie haben einfach einen guten ästhetischen Geschmack! Und sie kaufen, was sie wollen, haben Sammlungen. Für mich gibt es drei Arten von Käufern: erstens den Typ, der kauft, was ihm gefällt; zweitens die Sammler – sie sind fokussiert auf eine Richtung oder kaufen und verkaufen konstant; und drittens gibt es jene Käufer, die in Kunst investieren und sie als reines Investment betrachten, um eine Alternative zur Börse zu haben.

P: Als Tourist empfindet man das öffentliche Italien als ein Land voll von kulturhistorischen Schätzen, wo es in jedem Winkel etwas zu entdecken gilt – stellt sich bei den Italienern eine gewisse Übersättigung ein oder umgeben sie sich auch zuhause gerne mit Kunst?

ACM: Wir sind ein bisschen traditionell, so wie auch die Österreicher. Deshalb sind viele Häuser voll von alten Schätzen. Viele rufen mich aber an, weil ihre Kinder nichts davon haben wollen. Zum Beispiel sind Möbel des 18. Jahrhunderts, die in den 1990er-Jahren noch von hohem Wert waren, in den letzten Jahren preislich gefallen. Auch gewisse Bereiche bei Silber oder Porzellan werden heute viel selektiver gekauft als noch vor 30 Jahren. Die junge Generation will diese Dinge nicht mehr, sie interessiert sich für...

Giacomo Balla, Autosmorfia, 1900 oil on panel, 42.2 x 31.2 cm estimate € 80,000 – 120,000, Modern Art auction, 4 June | Courtesy and copyright Dorotheum

Giacomo Balla, Autosmorfia, 1900 oil on panel, 42.2 x 31.2 cm estimate € 80,000 – 120,000, Modern Art auction, 4 June | Courtesy and copyright Dorotheum


Das vollständige Interview lesen Sie in unserem PARNASS 2/2019.

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