Auktionswoche im Dorotheum: Klassische Moderne & Zeitgenössische Kunst
Nach zwei global betrachtet eher rückläufigen Jahren im Auktionsgeschäft folgend dem Boom-Jahr 2014, konnte der Markt sich 2017 scheinbar erholen. Die Weltwirtschaft wuchs wieder, sowohl im Westen als auch im chinesischen Raum. Nach den verlorenen -10 Prozent im Jahr 2015 und den -23 Prozent im Jahr 2016, verzeichnete man 2017 eine Steigerung des Auktionsumsatzes um ganze 20 Prozent, also mit einem Spread von +40 Prozent. Unüblicher Weise war hier auch der Verkauf alter Meister stark beteiligt konnte doch die Rekordmarke eines Auktionsverkauf mit dem spektakulären Ergebnis von 450,3 Millionen Dollar von einem Salvator Mundi von Leonardo da Vinci aus dem späten 15. Jahrhundert erzielt werden. Zuvor lag der Rekord bei einem um 180 Millionen Dollar versteigerten Picasso.
Mit diesem Rückenwind starteten das Auktionshaus im Kinsky und das Dorotheum Ende April in die ersten großen Alte Meister Auktionen des Jahres 2018. Letzteres, das Dorotheum, wurde in der artprice Marktanalyse 2017 übrigens an 13. Stelle der weltweiten Umsätze im Bereich der "Fine Art" gereiht. In der Länderwertung landete Österreich in Punkto Auktionsumsatz sogar auf dem 8. Platz.
Die Auktionen Alter Meister konnten an vielen Stellen hier anknüpfen auch wenn das Toplos von Pieter Brueghel d. J. nicht für das mit 700.000 Euro angesetzte Limit verkauft werden konnte, überraschten im Dorotheum andere Arbeiten. Balthasar van der Ast wurde mit einem Früchtestilleben mit einem erzielten Preis von 369.000 Euro zum Star des Abends, dicht gefolgt von einer “Verführung Adams durch Eva im Paradies“ von Jan Brueghel I., das für 344.600 Euro versteigert werden konnte.
Auch erstaunten etwa Lot und seine Töchter von Andrea Vaccaro oder die Die Hochzeit zu Kana der Venezianischen Schule aus dem 16. Jahrhundert mit Ergebnissen weit über den Schätzwerten (234.800 Euro bei einem Schätzwert ab 50.000 Euro und 136.549 Euro bei einem Schätzwert ab 40.000 Euro). Mit einem Ergebnis von 93.750 Euro kann sich auch eine Künstlerin, Sofonisba Anguissola, sehen lassen. Schließlich ging man auch hier von einem deutlich darunter liegenden Schätzpreis ab 40.000 Euro aus.
Fazit: Der Markt für Alte Meister ist noch immer lebendig, jedoch beobachtete man einerseits ein Ausbleiben von absoluten Spitzenresultaten und zum anderen konnten zahlreiche günstigere Arbeiten nicht die Besitzer wechseln. Das Mittelfeld reagiert aber weiterhin kräftig und sicherte so gute Gesamtergebnisse.
Starke Zeitgenossen
Weniger durchwachsen sieht es hingegen am Markt für Kunst nach 1945 aus. Etwa die Hälfte der weltweiten Kunstumsätze wird in diesem Segment gemacht. Entsprechend dynamisch ging auch die Auktion "Zeitgenössische Kunst I" am 16. Mai sowie bereits am Vorabend, am 15. Mai, die Auktion für "Klassische Moderne" im Dorotheum über die Bühne.
Angeführt wurde der Auktionserfolg von zwei Concetto Spaziale-Varianten Lucio Fontanas, verkauft für 552.000 und 539.800 Euro. Der Künstler ist bereits länger ein 'safe-bet' am Kunstmarkt und mit zwei weiteren Versionen von "Concetto Spaziale" (1.079.300 Euro und 1.071.390 Euro) gleich hinter Piero Manzonis Achrome (1.112.000 Euro) auf Platz zwei und drei der historischen Auktionsbestenliste Zeitgenössischer Kunst im Dorotheum.
Nach dem eindrucksvollen Ergebnis von 393.400 Euro für Fernando Botero bei der Klassischen Moderne zeigte auch am zweiten Abend im Dorotheum ein Werk eines in Südamerika geborenen Künstlers seine Stärke am Kunstmarkt. Das aus der Sammlung des Objektkünstlers Gianni Colombo stammende dreidimensionale Wandobjekt Untitled (Escritura) von Jesús Rafael Soto 491.000 Euro. Eine unbetitelte Arbeit des abstrakten Expressionisten Philip Guston kam unterdessen auf 470.860 Euro. Nach dem Weltrekord für Emilio Vedova im Vorjahr setzte das Dorotheum mit 430.000 bzw. 234.800 Euro für zwei Arbeiten des Künstlers weitere Maßstäbe für dessen Marktwert. Im Bereich der Klassischen Moderne waren am Dienstag im Weiteren Henri Matisse und Edgar Degas auf Erfolgskurs (344.600 Euro und 234.800 Euro). Ein Knieender weiblicher Akt von Egon Schiele, geschätzt auf 350.000 bis 500.000 Euro konnte hingegen nicht den Besitzer wechseln.
Fazit: Zeitgenossen bestätigten ihre bedeutende Position, dicht gefolgt von den Größen der Klassischen Moderne deren Werte solide ausfallen, jedoch unter den Rekorden bleiben. Ein weiteres erfolgreiches Kunstmarkt-Jahr scheint gesichert, zumindest im Dorotheum.