KUNST.SALON SALZBURG 2019
Auch in diesem Jahr zeigt der Kunstsalon Salzburg in der Sala Terrena in der Paris-Lodron-Universität Salzburg ausgewählte Meisterwerke von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Längst hat sich der im August stattfindende Kunstsalon als ebenbürtiges Pendant bildender Kunst zur Qualität der Salzburger Festspiele etabliert und ist ein Must See geworden, neben den Festspielausstellungen der Salzburger Galerien.
Auch wenn mit Philipp Konzett und Johannes Faber heuer zwei Galeristen weniger im Kunst.Salon dabei sind tut dies der herausragenden, kuratierten Zusammenstellung der Kunstwerke aus verschiedenen Generationen und Kunstepochen der vier Galerien Wienerroither&Kohlbacher, Galerie Ruberl aus Wien sowie Galerie Thomas Salis aus Salzburg und Beck&Eggeling, Düsseldorf/Wien keinen Abbruch. Im Gegenteil, bot sich doch dadurch die Gelegenheit einer feinen Sonderausstellung innerhalb der Sala Terrena mit Werken Arnulf Rainers. Im Hof Dietrichsruh sind anstelle des bisherigen Skulpturenparcours ausschließlich Arbeiten von Hans Kupelwieser zu sehen. Eine Vorschau auf das nächste Jahr, denn Lui Wienerroither und Ebi Kohlbacher planen den renommierten österreichischen Künstler in ihrem barocken Stadtpalais in der Wiener Renngasse zu zeigen. Dort wird sich ein ebenso spannungsreicher Dialog zwischen seinen Objekten ergeben wie aktuell zur barocken Architektur in Salzburg.
Aus Anlass des diesjährigen 90. Geburtstages von Arnulf Rainer, stellten Christa Armann und Richard Ruberl, eine Sonderpräsentation von Übermalungen fotografischer Selbstdarstellungen, Face Farces und Body Poses, aus den 1960er- bis 1970er-Jahren des Künstlers zusammen. Die selektiv ausgewählten Werke geben einen Einblick in diese variantenreichen Werkzyklen von Arnulf Rainer. 1972 auf der documenta 5 wurden erstmals die Kreuzübermalungen und Face Farces gezeigt und auf der Biennale in Venedig 1978 erlangte er damit im österreichischen Pavillon international große Beachtung. Die Selbstdarstellungen sind eine gleichzeitig mit dem Wiener Aktionismus entstandene Werkgruppe in der sich Rainer intensiv und exponiert mit Verrenkungen und Grimassierungen seines Gesichtes und seines Körpers auseinandersetzt. Sie fügen sich bestens in die Festspielzeit, stellte Rainer doch selbst in einem Zitat 1973 die Verbindung zum Theater her: „Im Theater und im Tanz war ja immer schon eine Körpergestaltung da, nur ist sie unter einer höheren Idee gestanden, unter der Rollenidee oder unter der Form der Grazie und der Anmut.“
Ebenso zeigt die Präsentation auch das Zusammenspiel von Fotografie und Malerei, sprich gestischer Übermalung im Werk von Rainer. Durch die Vergrößerung der Fotografie erhält diese bereits durch die „Unschärfe“ eine malerische Qualität. Besonders gelungen ist die Idee, Zitate des Künstlers zu den Werken zu stellen. Sie veranschaulichen Rainers künstlerische Intention, aber auch die Reflektion über seine Werk. Darüber hinaus bietet die Galerie eine Auswahl kleinformatiger, doch großartiger Kaltnadelradierungen über Heliogravüre an, ein Blatt mit einer Auflage von 38 Stück um 2.500 Euro.
Neben der Sonderpräsentation von Werken Arnulf Rainer ist die Kunst nach 1945 auch mit weiteren herausragenden Arbeiten im Kunst.Salon vertreten, darunter Max Weiler mit der Eitemperaarbeit „Blauer Baum“ aus dem Jahr 1988, (W&K) oder auch Werke von Gerhard Hoehme (Beck&Eggeling) und von Künstlern der ZERO-Gruppe, allen voran Heinz Mack. Hier besonders hervorzuheben eine frühe Arbeit von 1958, „Schwarze Vibration“, ein Relief, Gips auf Karton (Beck&Eggeling). Bemerkenswert auch das Triptychon „Manifest“ von Joseph Beuys mit dem Titel „Europa-Parlament – wählt die Grünen“, geschrieben auf einem Hotelpapier ungefähr 1979 (Galerie Richard Ruberl). Beuys kandidierte damals für die 1977 gegründete Grüne Liste. Er führte für die Partei Kampagnen durch, gestaltete Wahlkampfplakate und war einer ihrer Spitzenkandidaten. Sein damaliger Aufruf klingt 40 Jahren später erschreckend aktuell: „Ich trete für die Grünen ein, denn es ist klar geworden, dass alles, was wir in unsere Leben einbeziehen, sinnlos wird, wenn das Leben selbst bedroht ist.“ Auch zu erwähnen ist die Zeichnung auf Karton von Christo und Jean-Claude mit der Verhüllung des Deutschen Reichstages in Berlin aus den 1980er-Jahren. (Galerie Thomas Salis)
Selbstverständlich sind viele der präsentierten Einzelwerke herausragend, die Klimt- und Schielezeichnungen, die Gouachen von Oskar Kokoschka, oder die Auswahl an Klassischer Moderne von Macke bis hin zu dem späten George Braque von „L´aquarium bleu“ von 1960-1962, wo er den strengen Kubismus bereits hinter sich gelassen hat, und die Braun-Ocker, Töne einen südlich verspielten Blau weichen (Galerie Thomas Salis), – doch ist es immer wieder aufs Neue, die ungewöhnliche Zusammenstellung, die beeindruckt und überrascht. Ein nonchalantes Crossover durch die Kunstgeschichte, wo Gerhard Hoehmes „Borkenbilder“, von 1958, (Beck&Eggeling) auf das Aquarell „Zwei Mädchen“ von Egon Schiele von 1911 trifft (W&K) und auf eine Arbeit von Hans Bischoffshausen. Sie alle teilen sich die Koje mit einem antiken Skulptur und Werken von Franz West von 1988 und 1990 und seinem „Urinello“ von 2008 (alle Arbeiten Franz West W&K).
Sie meinen das geht nicht? Doch das geht – mit großer Eleganz und Leichtigkeit – und plötzlich ergeben sich ganz neue Schauerlebnisse.
KUNST.SALON SALZBURG
Churfürststraße 1
Sala Terrena und Hof Dietrichsruh
5020 Salzburg
Österreich