IKO ART: Der neue Space der alte Muster wagt
Wien hat einen neuen Space. IKO ART changiert zwischen Galerie und Kunsthandel und will vor allem Bühne für ein junges Wien sein.
Da ist viel los. Die großartig unaufdringlichen Fotoprints Dominik Schloffers neben den lauten Acryltönen von Sara Pancot; Lucas Zallmann harmonisch vereint mit Tatjana Schmidt und Sophia Süßmilch – grellbunt – zentimeternah an einem grellpinken Stilleben von Julia Faber. An den White Cube gewöhnt, von ihm vielleicht gar etwas verwöhnt, ermahnt die aktuelle Ausstellung der noch jungen IKO ART fokussiertes Betrachten, weniger durch Blickführung als durch Blickverführung.
Erekle Tsintsadze, Initiator von IKO ART, kam vor 12 Jahren als Flüchtling aus Georgien und war zunächst einige Jahre in NGOs tätig. Durch seinen von Künstlern dominierten Freundeskreis kam er in den Kunsthandel, wie er im persönlichen Gespräch erzählt. In erster Linie befasste er sich bisher mit Restitutionsfällen. „Alter Kunst“, wie er sagt, „ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was in Wien los ist“. Seine Sammler will er deshalb nun auch mit dem jungen Wien konfrontieren und eröffnete dazu diesen Herbst eine großzügige Souterrain Galerie im achten Bezirk Wiens.
Für die aktuelle Ausstellung hat er die beiden Jung-Kuratoren Ema Kaiser Brandstaetter, Kunstberaterin und Kulturmangerin mit Schwerpunkt Female Empowerment, und David Hassbach, ehemals Galerie Lisa Kandlhofer, eingeladen. Inspiriert vom georgischen Background des Gastgebers entschieden sie sich für eine Petersburger Hängung, die zum Eigenwort erwachsene Praxis der dichten Hängung, einst in der Sankt Petersburger Eremitage etabliert. „Salonhängung steht dafür, dass du protzen kannst. Wir wollen aber nicht mit dem was wir uns leisten können protzen, sondern mit dem was es in Wien gibt“, erklärt David Hassbach. Aber eben mit einem Twist. Schließlich ruft der Titel eine „Sankt Petersburger Er-Hängung“ aus. Eine maßlose Übetreibung bis zur Erschöpfung also. Ein Selbstversuch die eigenen Grenzen als Kunstraum abzustecken vielleicht.
60 Künstler trug IKO ART zusammen. Von klassischer Malerei über Fotografie bis hin zur Skulptur. Wie in jeder Ansammlung gibt es starke und weniger starke Auftritte. Den Kuratoren geht es, so David Hassbach, vor allem um eine gleichrangige Betrachtung, ein Nebeneinander von etabliert und aufstrebend. Außerdem will man die subjektive Wahrnehmung wieder in den Vordergrund rücken. Bewusst wurde auf Namensschilder neben den Arbeiten verzichtet. Intuitives, subjektives Sehen soll forciert werden. Wenn es aber gelingt den Fokus zu finden, entdeckt man da etwa Val Wecerka, Anita Schmid oder Michaela Schwarz-Weismann – starke Beiträge von Künstlerinnen die hervorstechen. Ema Kaiser-Brandstaetter zeichnet dafür verantwortlich, dass die Hälfte der gezeigten Arbeiten von Künstlerinnen stammt. Auch wurde auf einen Wienbezug aller Künstler und Künstlerinnen geachtet sowie ein Fokus auf jüngere Protagonisten gelegt. Doch auch ältere Positionen kommen dann und wann lautstark zu Wort – allen voran Ona B.
Viele Leute in einen Raum bringen, das ist IKO ART, die Netzwerkdenken forcieren, mit dieser Schau im übertragenen wie wortwörtlichen Sinn in jedem Fall gelungen, wo das Programm langfristig hingehen wird bleibt aber noch zu beobachten.
IKO ART
Piaristengasse 17, 1080 Wien
Österreich
Sankt Petersburger Erhängung
bis 15. Dezember 2018
15 bis 19 Uhr