Ein klassisches Genre neu definiert
Schon bemerkenswert, wie schnell gebräuchlichen Etikettierungen wie „Arbeiten auf Papier“ oder schlichtweg dem Hinweis “Grafik“ der Ruch des Konservativen anhaften kann. In dieses Fahrwasser möchten die Veranstalter der noch jungen Kunstmesse paper positons erst gar nicht geraten. Deren jüngste Ausgabe wurde soeben in München in der zentral gelegenen Alten Bayerischen Staatsbank eröffnet.
Wie schnell einen da Frisches und Zeitgenössisches erwartet, würde man dem noblen Gebäude mit etwas verzwickter Baustellensituation davor gar nicht ansehen. Drinnen angelangt verspürt man sogleich, dass die beiden Direktoren Kristian Jarmuschek und Heinrich Carstens ganz ohne Sentimentalitäten an die Gegenwart andocken und aktuelles Flair versprühen wollen.
Eine Leitfigur dieser Messe – bei der Kölner Galerie Falco Alexander – ist der junge deutsche Künstler Arno Beck (*1985) mit einer alten Form der Medienkunst. Seine Bilder in schwarz weiss entstehen aus Abdrücken von Schreibmaschinen Typen. Aus schier endlosen Zeilen von Buchstaben ergeben sich „typewriter drawings“ genannte Sujets, die fast fotorealistisch wirken oder sich in Form nebeneinander stehender und kombinierter abstrakter Zeichen manifestieren.
Entsprechend der modernen Innenarchitektur der Räume, die sonst für Events genutzt werden, bietet sich für die 38 Galerien eine offene Situationen aus einladenden Ausstellungszonen im Gegensatz zur sonst üblichen Landschaft aus Kojen. Weil die Messe von ihrem Umfang her durchaus überschaubar ist, wird deren Tendenz, mit einem erweiterten Verständnis von künstlerischer Arbeit auf Papier oder mit dem Medium Papier bekannt zu machen, sofort evident.
Faszinierend beispielsweise sind die dreidimensionalen Welten, welche der Japaner Katsumi Hayakawa (*1970) in seinen abstrakten Wandinstallationen entwirft. Die Assoziation in Richtung Architekturist gar nicht falsch. Tatsächlich sieht der Künstler die Gebäude unserer Städte als Behälter und Kulissen. Bereits ab € 2000.- lassen solche Arbeiten bei der in München ansässigen Micheko Galerie erwerben.
Aber auch Klassikern der Kunst auf Papier begegnet man hier: etwa dem Belgier Albert Peppermans (*1947) mit dessen Nähe zur Pop Art – bei Artelli, Antwerpen – oder dem Spanier Joaquin Chancho (*1943) mit farbigen Netzstrukturen, die sich in den Raum zu erweitern scheinen. Ihn bringt die Galerie Floss & Schultz aus Köln.
Natürlich sind die paper positions nicht als Riesen-Event angelegt. Geboten wird viel mehr ein anregendes Kunsterlebnis mit immer wieder attraktiven und faszinierenden Werken, deren moderaten Preisen zwischen € 1800.- und € 4 500.-. Ausgehend von Berlin und bereits einmal Station in Basel entwickelten die Veranstalter ein Modell, dem man ansieht, dass es ein Konzentrat mit Qualität sein soll.
Dieser Anspruch franst stellenweise noch aus, doch entsteht mit den paper positions ein frisches, junges Format, dem man ansieht, dass es sich im vorderen Qualitätssegment positionieren möchte.
Bayerische Staatsbank
Kardinal-Faulhaber-Straße 1, 80333 München
Deutschland
Paper Positions Munich
18. – 21. Oktober 2018
Samstag. 20. oktober. 13 – 20 uhr
Sonntag. 21. oktober. 11 – 18 uhr