Dem Kunstmarkt geht es gut
Hat sich der Kunstmarkt in den letzten Jahren verändert? Wohin geht der Trend? Was ist bei den Sammlern gefragt – Zeitgenössische Kunst, Werke des 19. Jahrhunderts, Klassische Moderne oder Alte Meister? Das sind Fragen, die wir unseren Gesprächspartnern gestellt haben. Auch wenn Moderne und Zeitgenössische Kunst den Markt scheinbar dominieren, so hat doch eine gewisse Konsolidierung eingesetzt.
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Für ein europäisch denkendes Unternehmen wie Artcurial ist Wien unumgänglich. Seine zentrale Lage, seine Tradition als Kulturmetropole und die historische Präsenz vieler Avantgarden macht diesen Standort auch für uns relevant.
Martin Guesnet, Direktor Artcurial Europa
Dem Kunstmarkt geht es gut. Die Menschen beschäftigen sich immer mehr mit der Kunst. Dies ist die Basis für das Wachstum des Kunsthandels. Der früher noch sehr undurchsichtige, höchst diskrete Markt wird tagtäglich transparenter und die Wege der Geschäfte nachvollziehbarer. Damit wächst Vertrauen und unterstützt unsere „schöne Welt der Künste“, so dass immer mehr Menschen Kunst als alternative Wertanlage sehen. Wir arbeiten daran, dass dabei jedoch der emotionale Genuss von Bildern, Skulpturen und Installationen nicht verloren geht. Wir versuchen den Investor zum Sammler zu verwandeln! Was für eine Verschwendung ginge es nur um das Geld! Aus Düsseldorf und Wien hinaus in die Welt können wir hier einiges bewegen, denn der Markt wird immer internationaler und unsere Kunden leben auch in London, New York und Hong Kong.
Am Kunsthandel beeindruckt mich vor allem die Expertise, das Wissen, über das die Akteure verfügen. Und der lange Atem und die Nachhaltigkeit, mit der ein Beitrag zum kulturellen Geschehen gemeinsam mit Institutionen oder eines Sammlers geleistet wird! Deutschland war bis in die 1930er-Jahre einer der wichtigsten Kunsthandelsstandorte weltweit. Nach dem Krieg war er erledigt und erholte sich nur schleppend. Der klassische Kunsthandel in Deutschland ist heute ein eher kleines Gefilde, das am besten gedeiht, wenn sich Händler zusammenschließen. Das kann man sehr schön an den Bamberger Antiquitätenwochen, an den Münchner Highlights oder der Initiative Kunst Salon beobachten.
Der Kunstmarkt ist weltweit nach wie vor sehr stark und stabil, es herrscht eine ungebrochen hohe Nachfrage nach interessanten Werken. Der Kunststandort Wien gewinnt durch die hervorragende Arbeit der hier lebenden Künstler und der Kunstinstitutonen, wie Museen und Galerien, sowie durch internationale Initiativen wie curated by_vienna oder die VIENNA ART WEEK an Bedeutung.
Das Interesse an Kunst und somit die Anzahl der Sammler ist in den letzten 10 Jahren global enorm gestiegen, was sich in Rekordpreisen auf den internationalen Auktionen zeigt. In Österreich eröffnen erfreulicherweise immer mehr junge Galerien für zeitgenössische Kunst - ein Zeichen für einen lebendigen und attraktiven Markt für die heimische und auch internationale Szene.
Der Kunstmarkt in München? Immer wieder gibt es eine Tendenz der „Ortsansässigen“, Ihre eigene Stadt ein wenig klein zu reden. Dafür gibt es keinerlei Grund! Die sehr lebendige Galerienzsene umfasst mehr als 80 Galerien und zahlreichen international agierenden Händlern auf (von den 8 deutschen Ausstellern der diesjährigen TEFAF New York stammen 7 aus München und Umgebung). Die Kunstakademie könnte vitaler kaum sein. Museen zu allen Stilen und Epochen, staatlich und städtisch, warten mit herausragenden Objekten von Weltruf auf. Und all dies spielt sich auf einem sehr kompaktem Raum ab.
