Armory Show: Jubiläum mit Hindernissen

© Armory, Photo by Ben Rosser, BFA.com

Ein überdachter Gang aus schwarzem Plastik verband den Weg zwischen Pier 90 und 94 am Hudson River. Innen bildeten tausende LED-Dioden einen glitzernden Sternenhimmel. „Star Ceiling“ von Leo Villareal gehörte auf der Armory Show, New Yorks wichtigster Kunstmesse für zeitgenössische Kunst, zu den Instagram-Hits. Der Plastikschlauch schützte die Besucher auf dem Weg zwischen den Piers vor dem eisigen Wind, der entlang des Wassers pfiff. Denn die Besucher mussten heuer mit zwei getrennten Ausstellungshallen Vorlieb nehmen. Der Pier 92, in dem sich normalerweise der zweite Teil der Messe befindet, wurde zwei Wochen vor der Eröffnung für baufällig erklärt.


Just zum 25-jährigen Jubiläum drohte den Veranstaltern ein Debakel. Sie entschieden sich auf Pier 90 auszuweichen. Die kleinere Satellitenmesse Volta, die denselben Eigentümer hat und normalerweise auf Pier 90 residiert, wurde abgesagt. Das sorgte für viel Ärger. Mega-Galerist David Zwirner und Kunstsammler Peter Hort starteten eine medienwirksame Rettungsaktion. Unter dem „Titel Plan B“ stellten sie Räumlichkeiten in Chelsea zur Verfügung. Doch von den 78 Volta-Ausstellern kamen nur 35 unter. Peter Frey, Galerist mit Standorten in Wien und Salzburg, zeigte auf der Popup-Messe Arbeiten von Johannes Domenig. Wirklich glücklich war er nicht. Die Besucherzahlen waren geringer als sie das normalerweise auf der Volta sind. Der Wiener Galerist Ernst Hilger entschied sich gegen „Plan B“ und versuchte sein Glück über persönliche Meetings, was sich auch nicht als gute Lösung herausstellte. Dabei hatte er sehr auf die Volta gehofft, weil er eine Soloshow mit Shepard Fairey geplant hatte. „Er ist in den USA sehr beliebt“, so Hilger. Zwar wurden die Standkosten retourniert, der Schaden durch entgangene Verkäufe ist aber erheblich.

© Armory, Photo by Mike Vitelli, BFA.com

Wir hatten die Arbeiten damals teils auf den Hotelbetten liegen

Ursula Krinzinger

Auf der Armory war die Stimmung zum Jubiläum jedenfalls gut. Ursula Krinzinger, die sich heuer nach einer Pause wieder überreden ließ mitzumachen, hat ihre Teilnahme nicht bereut. Sie war schon dabei als die Messe noch unter dem Namen „The Gramercy International Art Fair“ im Gramercy Hotel ihren Anfang nahm. „Wir hatten die Arbeiten damals teils auf den Hotelbetten liegen“, erinnert sich die Galeristin. Es war eine Zeit des Aufbruchs. Die Messe zog bald wegen Platzmangels ins Armory Building – daher der jetzige Name – und später in die Hallen auf den Piers. Krinzinger hat sich für einen teils kuratierten Stand entschieden. „Ich habe ein Kabinett dem Aktionismus und der Performance gewidmet, mit Arbeiten von Günter Brus, Rudolf Schwarzkogler, Chris Burden und Marina Abramovic“, sagt sie. Sie hat gut verkauft. Besonders gefreut hat sie sich über den Verkauf einer Fotomappe von Chris Burden. „Es ist eines der wichtigsten Werke der Performance der 1970er-Jahre, das Burden in einem Portfolio publiziert hat. Es ging an ein bedeutendes europäisches Museum“, so die Galeristin. Der Preis dafür lag im sechsstelligen Bereich.

Die ganz hochpreisigen Arbeiten taten sich schwer.

Eva Komarek

Die zweite österreichische Galerie lag prominent platziert gleich beim Eingang hinter der Pommery-Bar. Thaddaeus Ropac hatte eine Auswahl seiner Blue Chip-Künstler mit, darunter Alex Katz, Imi Knoebel, Robert Longo und Antony Gormley. Er verkaufte etwa „Big Girl“ von Knoebel für 45.000 Dollar, „Small Wait III“ von Gormley für 260.000 Dollar und gleich mehrere Arbeiten von Longo. Generell ist auf der Messe viel verkauft worden. Wenig überraschend hat die Pace Gallery alle zwölf Arbeiten der Serie „Instance“ von Leo Villareal um 48.000 Dollar pro Stück verkauft. Die ganz hochpreisigen Arbeiten taten sich jedoch schwer. Die kolportiert teuerste verkaufte Arbeit auf der Messe soll Lee Krasners Gemälde „Peacock“ für eine Million Dollar bei der Hollis Taggart Gallery gewesen sein.

Stark im Fokus standen Arbeiten von Künstlerinnen und afrikanische Kunst. Die Londoner Galeristin Alison Jacques zeigte Arbeiten von Dorothea Lange, darunter auch eine ihrer letzten Arbeiten, die sie für 250.000 Dollar verkauft hat. Shulamit Nazarian aus Los Angeles verkaufte alle Werke der erst 29-jährigen Künstlerin Naudline Pierre. Ihre größte Arbeit erwarb Rap-Produzent und Kunstsammler Kasseem Dean, besser bekannt unter dem Namen Swizz Beatz, für 30.000 Dollar.

Frauen standen übrigens auch im Fokus der Independent Art Fair, eine der spannendsten Satellitenmessen rund um die Armory. Der Londoner Galerist Richard Saltoun, der ein Jahr lang ein komplett weibliches Programm geplant hat, zeigte die österreichische Künstlerin Renate Bertlmann. Er sorgte auch für Schlagzeilen, weil er fünf Prozent des Umsatzes auf der Independent Art Fair der A.I.R. Gallery spendet, es war die erste Galeriekooperative für Künstlerinnen, die vor 50 Jahren in den USA gegründet worden war.

Christian Eisenberger, Ohne Titel, 2016, Acryl und Mischtechnik auf Leinwand, 200 x 150 cm, Courtesy Galerie Krinzinger

Auch Christian Eisenberger wurde erfolgreich von der Galerie Krinzinger verkauft
Christian Eisenberger, Ohne Titel, 2016, Acryl und Mischtechnik auf Leinwand, 200 x 150 cm, Courtesy Galerie Krinzinger

 

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