Die Art Basel 2023

Entspannung in Basel

Ugo Rondinone, Galerie Eva Presenhuber, Foto: © Art Basel, Basel

Vor der Art Basel waren auf dem internationalen Kunstmarkt bedenkliche Signale zu vernehmen. Die Kunstmessen und Auktionen in New York waren nicht so erfolgreich wie Galeristen und Händler erwartet hätten. Jedoch in ihrer Heimatgemeinde beruhigt die Art Basel den Markt.


Die Anspannung war zu spüren. Sprach man Galeristen am Vorabend der Preview der Art Basel auf ihre Erwartungen an, wies die Tendenz der Antworten in Richtung Unsicherheit. Das wirtschaftliche Umfeld hängt aufgrund von Inflation und Krieg noch immer in den Seilen. Außerdem verzeichneten sowohl die Kunstmessen der vergangenen Monate in New York – Frieze und TEFAF – als auch die Auktionen bei Sotheby’s und Christie’s nicht den erwarteten Umsatz. Aber auch die Art Basel hat einige Unabwägbarkeiten zu überwinden: Die erste Ausgabe der Paris+ im Oktober 2022 wurde trotz einiger Mesalliancen als Erfolg verbucht. Ein Erfolg, der Stimmen auf den Plan rief, die Stamm-Messe in der Schweizer auslaufen zu lassen, um sich auf Paris zu konzentrieren. Selbst wenn diese Kassandra-Rufe nicht ganz ernst zunehmen waren, so waren sie ein Hinweis auf Preis-Exzesse während der Messetage in Basel. Ein Momentum, das das Management auf den Plan rief und mit dem Tourismusverband unter anderem eine Abkühlungsphase der Preise in Hotellerie und Gastronomie vereinbarte.

Eine zweite Unsicherheit liegt in der Inthronisation von Noah Horowitz als Ceo der Kunstmesse. Langzeit-Frontmann Marc Spiegler hat nach Paris seinen Rücktritt bekanntgegeben. Spieglers großes Asset: Er, der seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt, kannte die hiesigen und oft komplizierten Verhältnisse sehr gut. Er hat die aufkommenden Probleme der Messe Schweiz, die wachsende Konkurrenz der Uhren- und Kunstmessen in Genf, und die Suche nach Investoren hautnah miterlebt. Horowitz muss sich da erst einarbeiten und – vielleicht wichtiger – mit den Schweizer Eigenheiten zurande kommen. Aber nun zum Praxistest: Die Art Basel bleibt die weltweit wichtigste Kunstmesse. „Die Qualität der Art Basel bleibt unübertroffen und die Messe hat dieses Jahr zu ihrer alten Stärke zurückgefunden. Auch wenn diesmal weniger Amerikaner anwesend waren, haben die europäischen Sammler bewiesen, dass sie die Messe tragen können“, erklärt Galerist Thaddaeus Ropac im Gespräch mit PARNASS.
 

©Art Basel, Basel

©Art Basel, Basel

„Die Qualität der Art Basel bleibt unübertroffen und die Messe hat dieses Jahr zu ihrer alten Stärke zurückgefunden. Auch wenn diesmal weniger Amerikaner anwesend waren, haben die europäischen Sammler bewiesen, dass sie die Messe tragen können“,

Thaddaeus Ropac

 

84 Galerien aus 36 Ländern zeigen Werke von mehr als 4000 Künstlerinnen und Künstler. Das gebotene Qualitätsniveau lässt das Herz jedes Museumsdirektors und Sammlungsleiterin höherschlagen. Vor allem bei Namen wie Rothko, Picasso, Dubuffet, Klimt, Schiele, Richter oder Bourgeois. Wobei der Rothko aus dem Jahr 1955 bei Acquavella auch noch nach zwei Tagen zu haben war. Bei einem Preis von 60 Millionen US-Dollar überlegen momentan auch Mega-Sammler ein solches Investment zweimal.

Wobei 22,5 Millionen US-Dollar kein Problem gewesen sind – bei der Preview wurde eine Spinne von Louise Bourgeois um diese Summe von Hauser & Wirth an einen amerikanischen Sammler verkauft. Bei Ropac waren es vor allem Robert Rauschenberg (2,8 Millionen US-Dollar), Georg Baselitz (1,2 Millionen Euro), Antony Gormley (550.000 GBP) und Martha Jungwirth (360.000 Euro), die bei Sammlern nachgefragt waren. Solche Abschlüsse waren es, die an den Eröffnungstagen das Gefühl der Anspannung abflauen ließen. Bei den meisten Galerien wurde von einem sehr hektischen Geschehen am Stand gesprochen. Bei Galerie Krinzinger fanden nach den ersten Stunden Arbeiten von Marina Abramovic, Hans Op de Beeck, Monica Bonvicini oder Jannis Varelas neue Besitzer.

Die Spinne von Louise Bourgeois - verkauft von Hauser & Wirth für 22 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Basel

Die Spinne von Louise Bourgeois - verkauft von Hauser & Wirth für 22 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Basel

Bei Martin Janda erstaunten die beeindruckenden neuen Werke von Altmeister Erwin Bohatsch. Der 71-jährige Maler überrascht mit einer ganz originären, frischen Bildsprache. „Erwin hat uns als Akademie-Professor immer wieder junge Talente empfohlen. Aber vor ein paar Wochen habe ich mir seine Website angesehen und die neue Werkserie entdeckt“, erzählt Janda im Gespräch mit PARNASS. „Nach einem Atelierbesuch war ich überzeugt, dass wir die Leinwände hier in Basel zeigen müssen“, so Janda weiter. Seine Einschätzung hat ihn nicht getäuscht – das Interesse an den Arbeiten war enorm: Eine Leinwand ging zu einer Sammlung nach Prag (27.000 Euro) und eine zweite hat eine Sammlung aus Australien reserviert (45.000 Euro).

Sonstige Höhepunkte: die stupenden Fotografien von Anastasia Samoylova bei Wentrup (10.000 bis 15.000 Euro), die eindringliche Malerei von Georgia Gardner Gray bei Croy Nielsen (60.000 Euro), die neue Serie von Tobias Pils bei Presenhuber und Capitain (ab 70.000 Euro) oder die elektrisierenden Malereien der jungen Künstler Maxwell Alexander (250.000 Euro) und O Bastardo (25.000 Euro) bei A Gentil Carioca aus São Paulo. Pace aus New York verkaufte ein Großformat (200 x 300cm) von Hermann Nitsch um 125.000 US-Dollar. Ein kulanter Preis.

Die Vertretung von Hermann Nitsch erachtet man bei Pace als langfristiges Projekt

Christof Habres

Hermann Nitsch hat hohes Prestige in den Vereinigten Staaten, aber preislich müssen wir dezente Schritte setzen“, erläutert eine Mitarbeiterin der Galerie. „Innerhalb von zehn Jahren wollen wir den Höhepunkt bei den Preisen erreicht haben!“ Wo der liegen wird? Beredtes Schweigen.Da kommt wieder Spannung auf: Sammlerinnen und Sammler werden es erst bei der Art Basel 2033 erfahren.

Georgia Gardner Gray und Sandra Mujinga bei Galerie Croy Nielsen, Foto: ©Art Basel, Basel

Georgia Gardner Gray und Sandra Mujinga bei Galerie Croy Nielsen, Foto: ©Art Basel, Basel

Noch zu haben: Mark Rothko (1955) bei Acquavella Galleries um 60 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Basel

Noch zu haben: Mark Rothko (1955) bei Acquavella Galleries um 60 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Base

Zoran Music in neuen Preisdimensionen: 780.000 Euro bei der Pariser Galerie Applicat-Prazan, Foto: © Art Basel, Basel

Zoran Music in neuen Preisdimensionen: 780.000 Euro bei der Pariser Galerie Applicat-Prazan, Foto: © Art Basel, Basel

Ugo Rondinone, Galerie Eva Presenhuber, Foto: © Art Basel, Basel

Ugo Rondinone, Galerie Eva Presenhuber, Foto: © Art Basel, Basel

Die Spinne von Louise Bourgeois - verkauft von Hauser & Wirth für 22 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Basel

Die Spinne von Louise Bourgeois - verkauft von Hauser & Wirth für 22 Millionen US-Dollar, Foto: © Art Basel, Basel

Georgia Gardner Gray und Sandra Mujinga bei Galerie Croy Nielsen, Foto: ©Art Basel, Basel

Georgia Gardner Gray und Sandra Mujinga bei Galerie Croy Nielsen, Foto: ©Art Basel, Basel

Art Basel

Messe Basel
Messeplatz 10
4005 Basel
Schweiz

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