Art Cologne: Hohes Niveau trifft auf Kaufzurückhaltung

Sculpture Cologne, John M Armleder, Furniture Sculpture, 1989, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Halle 11.1, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Noch bis zum Sonntag hat die Art Cologne ihre Pforten geöffnet. Sie gehört neben der Art Düsseldorf, Art Karlsruhe und der Positions in Berlins Tempelhofer Flughafen zum wichtigen Branchentreff der deutschen Kunstszene.


Im Post-Covid-Zeitalter verzeichnet die Messe nach zuletzt 150 Ausstellern erstmals wieder eine Zunahme auf rund 190 bei Galerien und Händlern in diesem Jahr. Zu den Neuerungen ihrer 55. Ausgabe zeigt die Kunstmesse am Rhein neben sonst zeitgenössischen Werken, klassische Moderne und Nachkriegskunst und in einer neuen Sektion „Sculpture Cologne“ mit großformatigen Skulpturen. Mit „Art + Object“ mit Antiquitäten und angewandter Kunst im Stilmix sollte die zuletzt eingestellte Cologne Fine Art & Design (Cofa) kompensiert werden.

Nach Angaben des Ausrichters Koelnmesse war dies durch „die veränderte Dynamik im Kunstmarkt nötig, die vor allem die angestammten Sammelgebiete der Cologne Fine Art and Design“ betraf, jedoch blieb Art-Cologne-Direktor Daniel Hug hier bei nur 13 akquirierten Ausstellern weit hinter seinen Ankündigungen des vergangenen Jahres zurück. Dennoch brilliert hier die junge Straßburger Galerie East, die zuletzt auf der Art Week in Luxemburg für Furore sorgte und hier mit einem großformartigen Teppich aus einer 20er-Auflage des Künstlers Roy Lichtenstein glänzte, der für 120.000 Euro bereits am ersten Tag den Besitzer wechselte.

Während der erste Ausstellungstag geladenen Gästen und Fachbesuchern vorbehalten war, öffnete sich die Messe anschließend für alle Besucher. War in den vergangenen Jahren die Kontrolle von Impfzertifikat und das Tragen von Masken Pflicht, so muss sich der Besucher dieser weltweit ältesten Kunstmesse heute und im Zeitalter von Klimaaktivisten auf Taschenkontrollen und Überprüfungen durch Körperscanner einlassen. Erst am Dienstag wurde in Wien ein Gemälde von Gustav Klimt attackiert.

Roy Lichtenstein, Modern Tapestry, 1968, wool, hand knotted rug, 270 x 376 cm. Copyright: VG Bild-Kunst. Courtesy galerie EAST, Woodbridge

Roy Lichtenstein, Modern Tapestry, 1968, wool, hand knotted rug, 270 x 376 cm. Copyright: VG Bild-Kunst. Courtesy galerie EAST, Woodbridge

Dennoch strömen die Besucher zahlreich und die Messe geht selbstbewusst von einer deutlichen Zunahme der Besucherzahlen von zuletzt gerade mal 34.000 Besuchern aus. Zum Vergleich – die zweite Ausgabe der SPARK Art Fair Vienna hatte vergangenen März 13.500 Besucher, die viennacontemporary wies in ihren besten Tagen 29.000 Besucher auf, während Karlsruhe mit Köln etwa gleichauf liegt, hatte die Düsseldorfer Messe zuletzt bereits mit 40.000 Besuchern mehr.

der Block von fünfzehn österreichischen Galerien stellte sicherlich eine der wichtigen Säulen für ein breitgefächertes Angebot auf der Messe dar.

Neben den überwiegend deutschen Galerien stellt der Block von fünfzehn österreichischen Galerien in diesem Jahr sicherlich eine der wichtigen Säulen für ein breitgefächertes Angebot internationaler Positionen auf der Messe dar. Und so zeigt Crone nochmal Hans Ashley Scheirl, bevor sich die Biennale-Tore in Venedig schließen. Phillip Konzett präsentiert auch in diesem Jahr Franz West Arbeiten, Hermann Nitsch mit einer Ikone des Wiener Aktionismus von 1960 und ein lineares Bild von Otto Muehl, dessen Sammlung er mit Partnern zuletzt vom Friedrichshof im Burgenland erworben hatte. Ein Muehl-Portrait Adenauers wechselte aktuell für 30.000 Euro von den Messehallen ins benachbarte Bonn ans Haus der Geschichte.

Art Cologne 2022, Sculpture Cologne, Daniel Knorr, Laundry: Isetta, 2022, Galerie Rüdiger Schöttle, Halle 11.2 © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Art Cologne 2022, Sculpture Cologne, Daniel Knorr, Laundry: Isetta, 2022, Galerie Rüdiger Schöttle, Halle 11.2 © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Art Cologne 2022, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Art Cologne 2022, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Der Eingang der Koelnmesse, wo die 55. Ausgabe der Art Cologne stattfindet, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Der Eingang der Koelnmesse, wo die 55. Ausgabe der Art Cologne stattfindet, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Stand von Thaddaeus Ropac (Halle 11.2) mit einer Skulptur von Anthony Gormley im Vordergrund, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Stand von Thaddaeus Ropac (Halle 11.2) mit einer Skulptur von Anthony Gormley im Vordergrund, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Am Stand der Galerie nächst St. Stephan (Halle 11.2) mit einer Arbeit von Katharina Grosse, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Am Stand der Galerie nächst St. Stephan (Halle 11.2) mit einer Arbeit von Katharina Grosse, Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Blick auf Sculpture Cologne in der Art-Cologne-Halle 11.1., Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Blick auf Sculpture Cologne in der Art-Cologne-Halle 11.1., Copyright & Foto: Koelnmesse / ART COLOGNE

Sculpture Cologne, John M Armleder, Furniture Sculpture, 1989, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Halle 11.1, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Sculpture Cologne, John M Armleder, Furniture Sculpture, 1989, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Halle 11.1, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Sculpture Cologne, Alex Katz, Coca-Cola Girl, 2021, Galerie Boisserée, Halle 11.1, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Sculpture Cologne, Alex Katz, Coca-Cola Girl, 2021, Galerie Boisserée, Halle 11.1, © Koelnmesse GmbH, Oliver Wachenfeld

Stand Galerie Konzett, Foto: SCS Bildarchiv, Berlin

Alles in allem hat die Messe ein hohes Niveau erreicht

Bei Wienerroither & Kohlbacher grüßt neben Franz West und Schiele auch Klimt mit erlesenen Zeichnungen, die durch die Security der Messe geschützt zu sein scheinen. Richard Ruberl als Kenner des Werkes von Arnulf Rainer zeigt frühe Arbeiten des Künstlers, wie das Ölbild von 1956 zum Preis von 650.000 Euro. Schrille Skulpturen von Julia Haugeneder gibt es am Stand von Thoman. Einen Schwerpunkt von Artelier Contemporary liefert der Künstler Michael Schuster, der für die Stadt Graz gerade ein Corona-Denkmal mit einem COVID-Leuchtschriftzug konzipiert hat. Einer der sehenswertesten Stände der gesamten Messe ist sicherlich der von Thomas Salis aus Salzburg. Hier mit bereits im Sommer gezeigten Collagen der Klassiker West, Christo, Höch, Schwitters, Polanszky und Vostell.   

Alles in allem hat die Messe trotz Fehlen von David Zwirner & Co. ein hohes Niveau erreicht, die Käufer geben sich jedoch verhalten. Die im kommenden Jahr zu erwartende Turbo-Rezession befördert hier die Kaufzurückhaltung. Nun richtet sich für das Wochenende der Blick auf das benachbarte Belgien. Erfahrungsgemäß nutzen diese Köln als Platz für den Großeinkauf. 

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