Werner Berg Museum

KIKI KOGELNIK – THIS IS YOUR LIFE!

25 Jahre nach ihrem Tod präsentiert das Werner Berg Museum in Kärnten eine Ausstellung, die die Lebensgeschichte der einzigen Pop-Art-Künstlerin Österreichs anhand von Fotografien, Briefen, Filmen und Kunstwerken erzählt. Ihrer Heimatstadt Bleiburg ist sie immer verbunden geblieben.


Kiki Kogelnik (1935–1997) lässt sich bis heute in keine gängige Kunst-Schublade pressen. Das entspricht der visionären Kunstkosmonautin, Pendlerin zwischen den Welten und der extrovertierten Performerin, die immer ihren eigenen künstlerischen Weg gegangen ist. Heute zählt sie zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen, ihre unverwechselbare Bilderwelt hat die verdiente Aufmerksamkeit aber erst spät erhalten. Lange Zeit als „amerikanisch“ klassifiziert, galt ihre Malerei, Keramik und Performance in Amerika als „zu europäisch“. Dort wie da war sie eine Durchreisende, die sich zwar an Kunstbewegungen, wie die „Ecole de Paris“ oder die amerikanische Pop-Art, angenähert hat, aber letztlich, – wie ihr Künstlerkollege Tom Wesselmann zur großen Retrospektive im Belvedere 1998 so treffend gemeint hat, immer „strictly Kiki“ geblieben ist.

Geblieben ist auch die Verbundenheit zu Bleiburg, wo sie aufgewachsen ist und bis zu ihrem Tod ein Atelier hatte. Arthur Ottowitz, Leiter des Werner Berg Museums, erinnert sich mit Freunden daran, wie sie 1990, zu einem Zeitpunkt, als ihre Kunst schon in großen Ausstellungen gefeiert wurde, bereitwillig ein Plakat für ein Musikfest entworfen hat. Oder daran, wie sie 1993 selbst Hand anlegte, um mit dem „Freyungsbrunnen“ ein bleibendes Zeichen am Hauptplatz, einen Steinwurf von ihrem Elternhaus entfernt, zu schaffen.

Wie sie womöglich gewirkt hat in ihrem Kärntner Heimatort in ihrer Extravaganz, den schrägen Outfits und mit einer Kunst, die sich allen herkömmlichen Zuordnungen verweigert hat? Die „Moonhappenings“ aus dem Jahr 1969 in der Galerie nächst St. Stephan hat wahrscheinlich kaum jemand gekannt und vielen wird auch erst viel später bewusst geworden sein, dass sie in Wien unter anderem mit Arnulf Rainer zum elitären Kreis der jungen österreichischen Avantgarde zählte und von Monsignore Otto Mauer gefördert wurde. Nach Besuchen bei der Mutter wird sich aber herumgesprochen haben, dass Kiki zuerst nach Paris und dann Anfang der 1960er-Jahre nach New York ging, wo sie sich ein Atelier mietete und schnell Kontakte zu Pop-Art-Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Claes Oldenburg fand. Kunstevents und schrille Partys befeuerten ihre Lust zu experimentieren. Zwischen Amerika und Österreich pendelnd, beschäftigte sie sich in den folgenden Jahren mit Raumfahrt und Popästhetik, aber vor allem auch mit der menschlichen Figur. Lebensgroß schnitt sie Silhouetten ihrer Künstlerkollegen aus und widmete sich intensiv dem Bild der Frau in Werbung und Mode. Mit der Serie „Womans Lib“ reifte sie unweigerlich zu einer Pionierin weiblicher Selbstbestimmtheit in der Kunst. Ohne moralisch erhobene Keulen zu bemühen, gelang es ihr, mit Prägnanz und Leichtigkeit den Zeitgeist, die Rolle der Frau – und auch die der Künstlerin – in der Gesellschaft ironisch zu demaskieren. Bis zuletzt blieb sie mit ihrer Kunst einzigartig und unfassbar, sprengte immer wieder die eigenen Grenzen und agierte nach ihrem Credo: Kunst kommt von künstlich!

Kiki Kogelnik in ihrem Atelier in Wien, 1973, Fotograph:in unbekannt © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

„Die Ausstellung unternimmt erstmals dezidiert den Versuch, sich einem Verständnis der Person Kiki Kogelnik anzunähern, und erzählt von den vielen Facetten eines Lebens, das auf beiden Seiten des Atlantiks gelebt wurde, getrieben von einem unbändigen künstlerischen Schaffen“, beschreibt die Kuratorin Anna Sauer das Konzept der Ausstellung in Bleiburg. Das gelingt mit einem Einblick in bisher unveröffentlichtes Archivmaterial, mit Briefen, Fotos, Filmen und noch nie gezeigten Bildern und Selbstporträts. „Eine Erinnerungsauffrischung für alle, die Kiki Kogelnik kannten oder von ihr wussten, und eine Quelle für jene, die sie erst entdecken“, ist Stephen Hepworth, Direktor der Kiki Kogelnik Foundation, überzeugt. In den Obergeschossen des Museums ist zeitgleich eine von Harald Scheicher neu zusammengestellte Schau über das Leben und Werk Werner Bergs zu sehen – ein sehenswerter Dialog zweier außergewöhnlicher Künstlerpersönlichkeiten.

Kiki Kogelnik mit Skelett in ihrem New Yorker Atelier, 1965, Foto: John Pratt © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Kiki Kogelnik bei einer Eröffnung in der Henri Gallery, Washington DC, 1973, Foto: Elisabeth Novick, Kiki Koegelnik Foundation

Kiki Kogelnik auf Claes Oldenburgs Leopard Chair in der Dwan Gallery in Los Angeles, 1963, Foto: Julian Wasser, © Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved

Werner Berg Museum

10. Oktober-Platz 4, 9150 Bleiburg
Österreich

Kiki Kogelnik – This Is Your Life
Werner Berg – Leben und Werk

bis 31. Oktober 2022

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