Crone Side Vienna

Joannis Avramidis und Daniel Lergon | Geteilte Einheit

Die temporären Galerieräume im Hochhaus Herrengasse Ecke Fahnengasse/Wallnerstraße sind mittlerweile zu einem veritablen Kunstsalon geworden, wo etablierte Galerien mit immer wieder neuen Ausstellungen überraschen. Vor allem die dialogische Zusammenstellung von Skulptur und Malerei funktioniert in den hellen, lichtdurchfluteten Räumen besonders gut, wie auch die aktuelle Ausstellung „Geteilte Einheit“ der Galerie Crone unter Beweis stellt. Diese ist nur noch bis 4. März zu sehen, ein spontaner später Besuch lohnt.


Zu sehen ist eine ungewöhnliche Gegenüberstellung von Arbeiten des Bildhauers Joannis Avramidis und des Malers Daniel Lergon, die jedoch die Werke beider Künstler formidabel zu Geltung bringt und auch zeigt, wie zeitlos und zeitgenössisch die Arbeiten von Joannis Avramidis (1922–2016) sind. In Gegenüberstellung mit dem Objektkünstler Constantin Luser präsentierte die Galerie bereits einmal eine generationsübergreifende Dialogausstellung mit Werken von Joannis Avramidis. Nun ist es ein Bildhauer und ein Maler: Lergon schafft farbenprächtige Leinwände, Avramdis archaisch-figurative Bronzeplastiken.

„Und doch verbindet die beiden Künstler ein gemeinsamer Geist.  Sie teilen ein und dasselbe Ziel, das sie gleichsam eint: Das Erreichen einer reinen, vollkommenen Einheit. Der eine sucht sie in der Form, der andere in der Farbe.“, so die Galeristen. Joannis Avramidis (1922–2016) zählt zu den wichtigsten österreichischen Bildhauern der Nachkriegszeit. Zeit seines Lebens strebte er nach der reinen Form und stellte dabei den menschlichen Körper immer in den Mittelpunkt. Heute ist er vor allem für seine zum Teil überlebensgroßen Bronzeskulpturen bekannt, die sich im öffentlichen Raum und in zahlreichen bedeutenden Sammlungen befinden. Avramidis‘ Streben nach der puren Gestalt liegt immer ein figuratives Element zugrunde. Zentrale Motive wie der Kopf, der ruhende Körper und die schreitende Figur haben sein Werk über Jahrzehnte hinweg geprägt. Mittels Zeichnungen und mathematischer Berechnungen entwickelte er einen Bauplan des menschlichen Körpers, der die Grundlage seiner Skulpturen bildet, wie dies die Galerie Crone im Sommer des Vorjahres in ihrer Ausstellung „Another Look“ dokumentierte. 

Courtesy Galerie Crone Wien, Berlin

Dieses Streben nach einem perfekten, einheitlichen, in sich geschlossenen Substrat zeichnet auch Daniel Lergons künstlerische Praxis aus. Wie Avramidis, sucht auch er das Potenzial in der Reduktion. Für seine gestischen Malereien greift er auf ein einziges Farbpigment zurück, das er auf seinen Facettenreichtum hin untersucht. In der Ausstellung sind zum einen Arbeiten zu sehen, die Lergon mit Alizarin-Karmesinrot gemalt hat, zum anderen solche, für die er ausschließlich Phthalocyaningrün verwendet hat. Durch die Reduktion auf einen Farbton tritt einzig und allein der malerische Gestus in den Vordergrund, der die vielfältigen Nuancen und Schattierungen der Farbe enthüllt. Lergon wurde 1978 in Bonn geboren und studierte bei Lothar Baumgarten an der Universität der Künste in Berlin, wo er auch aktuell lebt und arbeitet.

CRONE SIDE VIENNA

Hochhaus Herrengasse, Wallnerstrasse 3, 1010 Wien
Österreich

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