Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

Herbert Brandl – Portage

Herbert Brandl zeigt in der Innsbrucker Galerie Thoman Arbeiten aus den vergangenen zwei Jahren, die noch nie das Atelier des Malers verlassen haben. Darunter Bergbilder, die komplett anders daherkommen, als die, die man von dem 64-Jährigen kennt.


„Portage“, was soviel wie Transport bedeutet, ist der Titel, den Herbert Brandl seiner Ausstellung gegeben hat. Was neugierig darauf macht, was das im Zusammenhang mit Malerei zu bedeuten hat, besonders bei einem Künstler, der ständig auf der Suche ist, sich selbst unermüdlich hinterfragt, mit Themen und Techniken experimentiert. Um trotzdem immer wieder – auch – am Berg zu laden. Wie die vier großformatigen Bildern beweisen, die der ehemalige „Neue Wilde“ derzeit in der Innsbrucker Galerie Elisabeth & Klaus Thoman zeigt. Diese haben dafür erstmals Brandls Wiener Atelier verlassen, gemeinsam mit einer Reihe von Arbeiten, die sich bar alles Assoziativen in opulenten Farbräumen ausbreiten.

Neugierig auf die titelgebende „Portage“, wird der Bilderschauer:in bei Brandls Bergbildern fündig, die so ganz ander sind, als jene Bilder die man von dem gebürtigen Grazer kennt. So sind hier die weißen Gipfel nicht in glänzendem Acryl auf die matten, monochrom schwarz grundierten Hintergründe gemalt, sondern Abklatsche von Bergigem, das der Künstler in opulenter Pastosität jeweils auf eine externe Leinwand aufgebracht hat. Mit dem Effekt, dass durch diesen Transformationsprozess fein verästelte Strukturen und teilweise Fragmentarisches, die große bergige Form – sozusagen als Gegenentwurf zum formal Groben –  raffiniert aufmischen.

Der Zufall spielt bei diesem Tun keine unwesentliche Rolle, worauf sich Brandl zwar lustvoll einlässt, um aber dennoch stets die Kontrolle zu bewahren und sich nicht treiben lässt vom Entstehungsprozess, indem er aktiv auf dieses reagierend mit Korrekturen eingreift.

© Galerie Elisabeth & Klaus Thoman / WEST.Fotostudio

Wenn er etwa mit breitem Pinsel wuchtige Farbspuren setzt, die in ihrer eleganten Gestik vage an die Hiebe eines Schwertkämpfers erinnern, für deren Kunst Herbert Brandl bekanntlich ein großes Faible hat. Die bewusste malerische Setzung spielt bei diesem ebenso spielerischen wie konzentrierten Tun fast die gleich große Rolle wie die Zwischenräume, die sie umkreisen. Um sozusagen als abstrakte schwarze Negativformen das assoziativ Weiße zu infiltrieren, wobei klar wird, worum es dem Künstler letztlich immer geht: Um pure Malerei.

Die Vermutung, dass Brandl in Sachen Farbigkeit neuerdings das Asketische, letztlich Nicht-Farbige bevorzugt, trügt allerdings. Schleicht sich doch selbst bei einem der Berg-Bilder ein kräftiges Rot und Grün ein, um die Behauptung des archaisch Hehren durch rein von Emotionen gesteuerte malerische Interventionen reizvoll aufzumischen. Denn obwohl Brandl alles andere als bauchgesteuert ist, ist für ihn die momentane Befindlichkeit beim Akt des Malens wesentlich. Was sich konkret in der Wahl der Farben ausdrückt, die zwischen pastelliger Zartheit und  kraftvoller Vehemenz laviert.

© Galerie Elisabeth & Klaus Thoman / WEST.Fotostudio

Da gibt es Bilder, die wie zu brennenden Farbräumen verdichtet daherkommen, aus deren Hintergründen bisweilen vage Assoziatives an die Oberfläche zu drängen scheint.

Die meisten der ausnahmslos titellosen Bilder kommen allerdings ohne alle Anspielungen auf Reales aus. Entstanden ohne exaktes Konzept in aufwühlenden Malattacken. Deren Ergebnisse vom Künstler allerdings teilweise mehrfach überarbeitet werden, was der Dichte der in Acryl auf großen Leinwänden ausgebreiteten Bildern gut tut. Indem sich auf diese Weise mehrere Malschichten raffiniert ineinander verschachteln, sich in einem wunderbar ausgeklügelten Spiel teilweise auslöschen oder ergänzen, bisweilen zart in Rinnsalen verdämmern. Seine Lust am Experiment reizt Herbert Brandl neuerdings dadurch aus, dass er das klassisch mit dem Pinsel Gemalte mit Farbe besprüht. Wodurch Zonen des poetisch Diffusen entstehen, die sich spannende Duelle mit den expressiv gesetzten Zeichen liefern.

© Galerie Elisabeth & Klaus Thoman / WEST.Fotostudio

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck

Maria-Theresien-Straße 34, 6020 Innsbruck
Österreich

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