Klimt in New York

Gustav Klimt selbst führt durch die Ausstellung

Ausstellung "Klimt Landscapes", Neue Galerie New York, © Neue Galerie New York, Foto: Annie Schlechter 

Die Neue Galerie in New York zeigt in ihrer aktuellen Schau viel mehr als Gustav Klimts Landschaften.


„Klimt Landscapes“ - Klimt Landschaften

Die Ausstellung in der Neuen Galerie in New York verspricht „Klimt Landscapes“ zu zeigen. Das ist jedoch mehr als eine charmante Untertreibung. Denn sie entwirft ein Panorama der Zeit und des Lebens von Gustav Klimt. Im Fokus stehen die in der Sommerfrische am Attersee gemalten Landschaften, doch die Erzählung der Ausstellung umspielt das Landschaftsthema weiträumig, erweitert es ins Biografische und Private, beschreibt die Entwicklung der Kunst in Wien um die Jahrhundertwende, den Camera-Club, dem Klimt angehörte und erklärt die Idee des Gesamtkunstwerks. All das wird mit teils lebensgroßen Fotos des Künstlers illustriert, so dass der Eindruck entsteht, von Klimt selbst durch die Ausstellung geleitet zu werden. Klimt erscheint hier im langen Reform-Gewand als Freund der Natur, sitzt im Boot, posiert mit Katze und fotografiert selbst Familie und Freunde.

Sollte es noch Zweifel an der Möglichkeit geben, historische Fotos und Archivalien effektvoll zu präsentieren, dann sind sie mit dieser Ausstellung restlos ausgeräumt. Denn die Bedeutung der Natur, ihrer Stimmungen und Formen für die Kunst Klimts erschließt sich hervorragend durch den intimen Vergleich der zahlreichen Dokumente und der Landschaftsgemälde. Es sind gar nicht so viele – die Ausstellung zeigt weniger als zehn – doch durch die thematisch geschickte Hinführung auf diese Bilder erscheinen sie nicht als Endpunkte der Ausstellungserzählung über Klimt, sondern als wichtiger Teil seines Lebens und Schaffens.

Gustav Klimt, Die große Pappel I, 1900, Öl auf Leinwand, Neue Galerie New York, Dieses Werk ist Teil der Sammlung von Estée Lauder und wurde durch die Großzügigkeit von Estée Lauder zur Verfügung gestellt

Gustav Klimt, Die große Pappel I, 1900, Öl auf Leinwand, Neue Galerie New York, Dieses Werk ist Teil der Sammlung von Estée Lauder und wurde durch die Großzügigkeit von Estée Lauder zur Verfügung gestellt

Aber was diese Landschaften wirklich einzigartig macht, ist, dass sie die gesamte Komplexität Österreichs einfangen – von der Energie jener wunderbaren Epoche zwischen 1900 und 1918 bis zu dem, was danach kam.

Ronald S. Lauder im Vorwort zum Katalog

Damit spricht er nicht nur von seiner lebenslangen Bewunderung für die Kunst Gustav Klimts, sondern auch von der Bedeutung der Landschaftsmalerei für den Künstler selbst, der vor allem im Urlaub Landschaften malte. Deshalb wurden sie auch „Urlaubsarbeiten“ genannt, wie Kuratorin Janis Staggs schreibt. Sie zitiert im reich illustrierten und detaillierten Katalog auch aus einem Brief Klimts an seine Geliebte Mizzi Zimmermann Der Brief, geschrieben im August 1901, erzählt sowohl von der Lust an der Landschaftsmalerei, von der Praxis, im Freien zu zeichnen und zu malen, als auch von der Bedeutung, die die für den freien Markt entstandenen Landschaftsbilder für Klimt hatten. 

Zur Entspannung will ich ein paar Landschaftsstudien malen, der Regen hat mich bisher davon abgehalten. Seit zweieinhalb Tagen regnet es stark und unaufhörlich – heute sieht es besser aus. … ein inniges Blau zeigt sich am Himmel, verspricht einen schönen Tag – Gott sei Dank – ich brauche gutes Wetter für meine Landschaften – für meine Stimmung und für die Skizzen zu den großen Bildern [Anspielung auf den Beethovenfries] – es geht besser bei Sonne und Licht und draußen – raus, raus aus meinem feuchten Loch in der Wand!

Gustav Klimt

 

Gustav Klimt, Forsthaus in Weißenbach II (Garten), 1914, Öl auf Leinwand, Neue Galerie New York, Dieses Werk ist Teil der Sammlung von Estée Lauder und wurde durch die Großzügigkeit von Estée Lauder zur Verfügung gestellt, Foto: Hulya Kolabas

Gustav Klimt, Forsthaus in Weißenbach II (Garten), 1914, Öl auf Leinwand, Neue Galerie New York, Dieses Werk ist Teil der Sammlung von Estée Lauder und wurde durch die Großzügigkeit von Estée Lauder zur Verfügung gestellt, Foto: Hulya Kolabas

Der Unterschied zwischen Landschaft und Porträt wird in der kleinen, feinen New Yorker Ausstellung ebenso deutlich wie die Nähe zwischen den Werken. Denn Klimts Landschaften sind sowohl impressionistische, pointillistische Gemälde als auch Ausdruck seiner Liebe zum Ornament, obwohl er in der Landschaftsmalerei nie den Schritt zum reinen Ornament geht. Das zu überprüfen, ist in der Neuen Galerie ganz einfach. Denn ihr Hauptwerk ist und bleibt, auch wenn die Lust an Klimts Landschaften zu langen Warteschlangen vor der Galerie führt, das „Porträt der Adele Bloch-Bauer I“ von 1907, das seit der Restitution über dem Kamin in der 1914 errichteten ehemaligen New Yorker Industriellenvilla hängt.

Moriz Nähr, Gustav Klimt im Garten seines Studios Josefstädter Straße 21, April/May, 1911, Vintage Gelatinesilberdruck, Neue Galerie New York

Moriz Nähr, Gustav Klimt im Garten seines Studios Josefstädter Straße 21, April/May, 1911, Vintage Gelatinesilberdruck, Neue Galerie New York

Neue Galerie New York

1048 Fifth Avenue (at 86th Street), 10028 New York
NY
Vereinigte Staaten

Gustav Klimt
Klimt Landscapes 

bis 6. Mai 2024

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