Gallery Diary

Galerie Reinthaler | Veronika Suschnig

Veronika Suschnig präsentiert unter dem Titel NESTING ihre bereits zweite Einzelausstellung in der Galerie Reinthaler.


Könnte man der Kunst bloß etwas näherkommen, denkt man sich oft als AusstellungsbesucherIn. Könnte man bloß erfahren, wer die Person hinter dem Werk ist. Veronika Suschnig ermöglich genau das und tritt in ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie Reinthaler einen großen Schritt auf ihre Gäste zu – wenn allerdings umgekehrt auch sie bereit sind, einen Schritt zu machen. Eine Bewegung hinein in das sogenannte „Habitat“. Ein Raum im Raum, den Suschnig in Anlehnung an das Gewächshaus in ihrem Ateliergarten in den Ausstellungskontext transferiert. Der Garten ist wesentlicher Akteur im Schaffensprozess der Künstlerin, und das Gewächshaus sein Herz, der Ort, an dem nicht nur Samen, sondern auch Ideen gezogen werden. Zwischen den Netzen aus Gaze, die über Keilrahmen gespannt worden sind, ist nun auch im Ausstellungsraum ein Platz für Reflexion und Innenschau (mit schemenhaftem Blick nach Außen) entstanden. 

© Veronika Suschnig, Courtesy Galerie Reinthaler

© Veronika Suschnig, Courtesy Galerie Reinthaler

© Veronika Suschnig, Courtesy Galerie Reinthaler

© Veronika Suschnig, Courtesy Galerie Reinthaler

© Veronika Suschnig, Courtesy Galerie Reinthaler

Suschnigs hochpersönliche Arbeiten treffen tief, wenn man sich ihnen öffnet. Das Zwiegespräch, das die Künstlerin im Atelier und im Garten mit sich führt, bietet sie nun den Besuchenden an. Die weißen Formen, welche malerisch über das Habitat tanzen, dessen Innerstes wir betreten dürfen, können als Selbstporträt interpretiert werden. Dies ist aber nicht der einzige Moment, in dem die Künstlerin im Raum körperlich greifbar wird. Während Suschnig mit dieser Ausstellung in erster Linie neue Facetten ihrer „Soft Skills“-Reihe aufzeigt – installativ und großformatig – treffen sie im Raum auf zwei Gäste, die aus der Reihe fallen: Ein skurriler gefilzter Ball aus Kopfhaar und ein Pillen-Bild. „Protect me from what I want” ist das erste weiße Werk der Serie „Drug Tales“ in denen Suschnig Schriftzüge über geleerte Tablettenverpackungen tänzeln lässt. Wenn „Placebo“ diese bekannte Zeile aus Literatur, Kunst und Popkultur singen, texten sie davor „It's the disease of the age, It's the disease that we crave”. Krankheit ist ein wesentliches und wiederkehrendes Thema im Werk Veronika Suschnigs. Der Klumpen verfilztes Haar ist das, was von einer Verletzung im vergangenen Jahr blieb. Von einer Zeit, als die Haarpflege sekundär war und die langen Strähnen der Künstlerin ein Eigenleben entwickelten – ein Nest. Ort der Geborgenheit, des wohligen Zuhauses, aber auch der komplexen Verwirrung und in diesem Fall Verwahrlosung. All das kann nebeneinander existieren, ohne sich auszuschließen – das Schöne und das Hässliche. Das englische Wort „Nesting“, das zum Titel dieser Ausstellung wurde, kann etwa mit „Verschachtelung“ übersetzt werden. Ineinander, übereinander und miteinander greifen auch die zahlreichen Metaphern dieser Ausstellung.

Galerie Reinthaler

Gumpendorfer Straße 53, 1060 Wien
Österreich

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