Leopold Museum

GABRIELE MÜNTER

Gabriele Münter (1877–1962) wurde hauptsächlich als Wegbegleiterin des Avantegarde-Künstlers Wassily Kandinsky angesehen und ihr eigenes Werk kaum rezipiert. Eine Reihe von Ausstellungen hat in den letzten Jahrzehnten zu einer Wiederentdeckung der Künstlerin geführt und zu einer Neubewertung ihres Œuvres. Das Leopold Museum würdigt ihr Werk nun auch in Österreich mit einer Retrospektive.


Gemälde wie das Porträt „Marianne von Werefkin“ (1909), „Das gelbe Haus“ (1911) oder „Der blaue See“ (1954) zeigen die für Münter charakteristische reduktive Formensprache und die Verwendung signifikanter Farben. Münter suchte „mit Hartnäckigkeit nach malerischem Ausdruck“, erklärt Ivan Ristić, Kurator der Ausstellung. Viele ihrer Bilder gelten heute als bedeutende Werke des deutschen Expressionismus und Münter zu Recht als eine der führenden Protagonisten der deutschen Avantgarde. Im Moment gibt es „einen Hype um Gabriele Münter“, so Ristić´.

Nach der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum in Hamburg im Frühjahr diesen Jahres wird ihr auch in Madrid, in Paris und New York in den kommenden Jahren die Reverenz erwiesen. Es ist die späte und für sie zu Lebzeiten noch undenkbare Anerkennung ihres künstlerischen Wirkens. Das Lenbachhaus und die „Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung“, beide unter einem Dach in München, sind Kompetenzzentrum und Leihgeber sowie zentraler Partner für diese Ausstellungen. Den Wunsch das Werk der Künstlerin in Wien vorzustellen, hatte Direktor Hans-Peter Wipplinger bereits seit längerem – nun fällt sie idealerweise mit der Ausstellung des österreichischen Expressionisten Max Oppenheimer, die ein Stockwerk höher präsentiert wird, zusammen.

Gabriele Münters Lebensweg hat ihre Kunst beeinflusst. 1877 in Berlin geboren, fiel sie schon früh als zeichnerisches Talent auf und begann 1897 in Düsseldorf privaten Malunterricht zu nehmen. Persönliche Schicksalsschläge, wie der Tod des Vaters 1886 und 1897, wenige Monate nach Beginn des Malunterrichts, auch der Mutter, waren Zäsuren, Letztere bedeutete auch das Ende ihres privaten Unterrichts. Dank ihrer Erbschaft finanziell unabhängig, reiste sie gemeinsam mit ihrer Schwester 1898 zu Verwandten in die USA, beschäftige sich mit Fotografie und füllte eine Reihe von Skizzenbüchern. „Die Motive waren oft unspektakulär“, so Ivan Ristić´, „aber sie waren inszeniert, die Bildkomposition war geplant und man erkennt bereits die spätere Malerin.“

Auf Anraten einer Freundin ging Gabriele Münter 1901 nach München. Der Zugang zu den staatlichen Kunstakademien war Frauen bis 1920 noch verwehrt. Daher nahm Münter Privatunterricht an der Schule des Künstlerinnen-Vereins und kam in Kontakt mit der Künstlergruppe Phalanx, die Wassily Kandinsky mitbegründet hatte. Münter wurde seine Schülerin in den von ihm abgehaltenen Sommerkursen in Kochel am See und kurz darauf auch seine Geliebte. Gemeinsam gingen sie auf Reisen, nach Holland, Tunesien, nach Sachsen, an die ligurische Küste und nach Paris. In Studien und Ölmalereien, die zu allen Zeiten entstanden sind, kann man ihre künstlerische Entwicklung von der „Spachtelmalerei zu mehr Pinsel und mehr Fläche“ beobachten, wie Ivan Ristić beschreibt. Zur selben Zeit hat Gabriele Münter auch die ersten Versuche an Druckgrafik unternommen, die als „fortschrittlich, als von den Nabis und Félix Vallotton beeinflusst“ wirken, so der Kurator. Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Winterausgabe. 

GABRIELE MÜNTER, 1877–1962, Bildnis Marianne von Werefkin, 1909, Öl auf Karton | 81 x 55 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957 © Bildrecht, Wien 2023

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