Museum Moderner Kunst Kärnten

Eric Kressnig

Seine Werke fordern dazu auf, den eigenen Standpunkt immer wieder zu wechseln und zu hinterfragen. Als Belohnung winken neue Perspektiven – körperliche und geistige. Das MMKK (Museum Moderner Kunst Kärnten) zeigt den österreichischen Künstler Eric Kressnig (*1973).


Aus einem Ton heraus entwickelt sich eine dichte, weitgreifende Klangskulptur – 1967 schrieb der Komponist György Ligeti sein Musikstück „Lontano“, das aus dem Tonraum des Orchesters einen dichten Klangkörper formt und die Pole von Bewegung und Verharren ebenso auslotet wie Pausen und Akzente. In Eric Kressnig hat Ligetis klingender Anfangston nun einen visuellen Kontrapunkt gefunden: „Der italienische Begriff ‚Lontano‘ bedeutet fern, weit entfernt. In meiner Arbeit fasziniert mich seit jeher diese Dynamik von Präsenz und Absenz, daher habe ich selbst eine Lontano-Partitur geschrieben.“ Keine musikalische, fügt Eric Kressnig hinzu, sondern eine, die auf persönlichen, systematisierten Grundregeln beruht. „Ausgehend von einer poetisch angelegten Auslotung, habe ich den Begriff mit Schreibmaschine getippt, karteiartig sortiert und somit die Unzahl von Möglichkeiten des ‚Noch-nicht-Bestimmten‘ visualisiert.“

Daraus sind auch alle weiteren Elemente der Installation abgeleitet. Ein kreisrunder Tisch bildet so zusammen mit einem in Pastelltönen gehaltenen Gemälde und einer verlassenen Bar nicht nur das Zentrum der groß angelegten Kärntner Schau, sondern gleichzeitig den inhaltlichen Impuls: „Wie wird eine Teilnahme und ein Einbeziehen in ein nicht abbildendes Werk möglich? Welche Position nehmen wir ein und lassen wir uns darauf ein? Dieser Fragestellung möchte ich in meiner Kunst nachgehen.“ Wie bei Ligeti sind auch Kressnigs Einzelstimmen aufeinander abgestimmt, beschreiben Statik, Dynamik und Offenheit ebenso wie Zwischenräume oder Leerstellen. „Mich interessieren besonders die feinen Nuancen sowie Schwellen, die unter- oder überschritten werden. Auch wortwörtlich, etwa bei meiner Arbeit ‚The door is an open field‘, welche die Schwelle als Ort des Übergangs, als Zwischenraum thematisiert.“

Kressnigs Ausgangston, der den Kunstraum aufspannt, ist das Maß des (eigenen) Körpers, das er in immer anderen Zuständen und Situationen beschreibt. Kressnig geht es um einen Teppich an Möglichkeiten und Verschiebungen. Kunstwerke werden bei ihm zu Körpern, Körper wiederum zu rhythmisierten Gemälden oder feingliedrigen Objekten. „Der Messingstab in meiner Arbeit ‚Cheval Blanc 1800 oder Albona und die Pferde‘ übersetzt meine Körpermaße in Kunst. Die Breite misst meinen Daumen, die Länge ist 1,95 Meter, also meine Höhe.“ Selbst Kressnigs ‚Hashtag‘, basierend auf demselben Maß des Künstlers, entpuppt sich so als untypisches Selbstporträt. Die technischen und ästhetischen Faktoren werden dazu auf ihre Mindestanforderungen reduziert. Das Ergebnis ist eine stille und dennoch hochexpressive, vibrierende Kunst. Das Ergebnis ist ein stilles und dennoch hochexpressives, vibrierendes ‚Etwas‘ im Spannungsfeld zwischen Präsenz und Absenz. Dieses zu ergründen bleibt den Besuchern selbst überlassen. 

Eric Kressnig, Staging Timber, 2020, Pigmentprint auf Büttenpapier, 50 x 40 cm, (Serie 7-teilig), Foto © Eric Kressnig / Regina Zachhalmel, © Bildrecht, Wien 2023

Museum moderner Kunst Kärnten

Burggasse 8, 9021 Klagenfurt
Österreich

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