mumok

ELISABETH WILD: FANTASIEFABRIK

Mit ihren kleinformatigen Collagen erlangte sie erst spät Bekanntheit. Das mumok widmet der in Wien geborenen Künstlerin Elisabeth Wild nun eine umfassende Retrospektive und entführt in eine Welt zwischen Traum und Realität. 


Als Elisabeth Wild 2017 auf der documenta 14 in Kassel ausstellte, war sie in Wien noch kaum bekannt. Und das, obwohl sie 1922 in Wien geboren wurde und bis zu ihrer Emigration auch hier gelebt hat. Als Kind zweier Juden war sie 1938 gezwungen, vor dem Nationalsozialismus nach Argentinien zu flüchten, nach Österreich sollte sie nur noch für Besuche bei ihren Eltern zurückkehren. Marianne Dobner, Kuratorin am mumok, entdeckte ihre Arbeiten 2019 auf der Art Dubai. Man beschloss zunächst einen substanziellen Ankauf für den Museumsbestand – beinah fünf Jahre später eröffnet jetzt ein groß angelegtes Museumsprojekt. Auf zwei Etagen wird eine umfassende Retrospektive gezeigt, die alle Schaffensphasen der multimedialen Künstlerin miteinschließt.

Wild erforschte in ihrem Werk eine Traumwelt . Eine solche wurde mit der Ausstellungsarchitektur auch für die Präsentation ihrer Arbeiten geschaffen: Die deutsche Architektin Johanna Meyer-Grohbrügge hat Konstruktionen aus Karton angefertigt, die die Ausstellung zu einem Gesamtkunstwerk machen sollen. So findet sich im dritten Stock eine schematische Nachbildung des Hauses der Künstlerin, um ihre Arbeiten, beginnend beim 1941 einsetzenden Frühwerk, bis zu späteren Werken aus der Zeit um die Jahrtausendwende, bestehend aus Textilentwürfen, Akten, Landschaftsdarstellungen, Stillleben und ersten Collagen, zu zeigen.

So lässt sich der Werdegang der Künstlerin gut nachvollziehen, von ihren frühen Textildrucken, die hier als Teppiche oder Bettbezüge zum Einsatz kommen, über figurative Malerei hin zu ihrem Weg in die Abstraktion, der sich Ende der 1990er-Jahre mit dem Umzug nach Guatemala zu ihrer ebenfalls künstlerisch tätigen Tochter Vivian Suter manifestiert.

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

Auch Wilds Geburtsstadt Wien spiegelt sich in den gezeigten Arbeiten wider, so wird die Wiener Werkstätte als stilistischer Einfluss gehandelt. Alte Fotografien im Regal, gerahmte Werbeplakate des Antiquitätenhandels, den sie während ihrer Zeit in Basel zwischen 1962 und 1996 geführt hat, und die russische Hängung ihrer früheren Arbeiten sind allesamt Zeugnisse der Einrichtung, von der Wild bis zu ihrem Ableben 2020 umgeben war. So hat sie bei ihren zahlreichen, lebensverändernden Umzügen rund um den Globus – von Wien nach Buenos Aires, zurück nach Europa in die Schweiz und schließlich nach Panajachel, Guatemala – kaum etwas zurückgelassen, erzählt die Kuratorin.  Dobner besuchte Elisabeth Wild im Jänner 2020, in Guatemala, um ihre Ausstellung zu planen. Sie wählten Werke aus, sprachen über Konzept, Präsentation und Hängung. Kurz darauf, im Februar desselben Jahres, verstarb die Künstlerin – so markiert die Schau im mumok nun nicht nur ihre erste Retrospektive, sondern auch die letzte von ihr autorisierte. Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Sommerausgabe.

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht / exhibition view: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik / Elisabeth Wild. Imagination Factory, Photo: Klaus Pichler / mumok

mumok

Museumsplatz 1, 1070 Wien
Österreich

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