Doreen Garner | HALLE FÜR KUNST Steiermark

Im April diesen Jahres wurde unter dem neuen Namen mit der Gruppenschau „Europa: Antike Zukunft“  eröffnet, nun zeigt die von Direktor Sandro Droschl neu berufene Kuratorin Cathrin Mayer zwei Ausstellungen, die afroamerikanische Kunst ins Zentrum rücken. Neben der Einzelausstellung des Experimentalfilmemachers Kevin Jerome Everson (*1965 Mansfield, lebt in Charlottesville) ist das Untergeschoß ganz Doreen Garner gewidmet. Die 1986 geborene, aus Philadelphia stammende Künstlerin ist ein rising star n der internationalen Kunstwelt. Nicht nur ist sie dieses Jahr Teil der Biennale von Athen und der Greater New York Show im MoMA PS1, bereits 2018 faszinierte sie auf der Art Basel mit einer viel fotografierten Skulptur aus Stahl, Leuchtstoffröhren, Kabel, Silikon, Glasperlen und Fleischhaken. Objekte wie dieses, teilweise auch ergänzt um künstliches Haar, Kristalle, Silikon, Fragmente von Körperteilen und den Charme menschlicher Überreste, sind auch in Graz präsent.

Doreen Garners Skulptur- und Performance-Arbeiten beschäftigen sich mit der Geschichte der medizinischen Experimente an den Körpern und Leichen schwarzer Menschen und der systematischen Ausbeutung. In Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen und kulturgeschichtlichen Phänomenen zeigt Garner die problematische Beziehung von Medizin und Rasse auf, die bis heute anhält. Für die Ausstellung schuf Garner zwei neue Objekte: Flaggen, die jeweils in einem Metallrahmen hängend eine ausgewiesene Vorder- und Rückseite haben. Aus weißen Silikonstreifen, die unterschiedliche Körperteile darstellen, nähte die Künstlerin Oberflächen, die die Muster der Nationalflaggen des Vereinten Königreichs und Portugals wiedergeben. Die weiße Haut auf der britischen Flagge erscheint nicht nur fragmentiert, sondern mit Blasen übersät, wie sie bei einer Syphilis- oder Pockenerkrankung entstehen. Während auf dem größeren Abschnitt der portugiesischen Flagge die Oberfläche von Anzeichen von Scharlach gezeichnet ist, zeigen sich auf dem restlichen Teil solche von Syphilis oder Pocken. Die Rückseite der Arbeiten sind nur mit Hilfe von zwei Spiegeln betrachtbar, die an der Wand hinter den hängenden Objekten angebracht sind. Blickt man auf die Bilder, die sie reflektieren, erkennt man dunkelbraune und schwarze Körperteile.

Mehr erfahren Sie in unserer PARNASS Ausgabe 03/2021!