Christine König Galerie

Andreas Duscha

Eine sehenswerte Einzelausstellung ist aktuell bei Christine König Galerie zu sehen. Der Konzeptkünstler Andreas Duscha gibt mit „Geplante Obsoleszens I“ einen Einblick in eine Reihe von Werkgruppen und präsentiert sein neues Buch.


Monografie und Ausstellungen stehen dabei in enger Verbindung. So folgt die Farbigkeit der Wände in der Galerie jener im Layout des Buches und angeblich entlang der Farbpalette des Kunsthistorisches Museums. Ob er damit „eine museale Sphäre des Anthropozäns, der Verschlagenheit und Einschnitte der Menschheit, des Seienden, des Gewesenen und dessen, was noch kommen wird. Kurz: die Bemühungen des Menschen, seine eigene geplante Obsoleszenz aufzuschieben, suggeriert“, wie der Pressetext uns wissen lässt, oder ob es einfach nur ein spielerisches Detail ist, ist wohl nicht so wichtig.

Weit mehr beeindruckt die Auswahl der Werke, die Andreas Duscha in der Galerie Christine König zeigt. Der Blick bleibt zunächst an der Oberfläche hängen, an den Spiegeln, an der formalen Ästhetik seiner Arbeiten. Doch es wäre nicht Andreas Duscha, wenn er seine subtile, ja fast schon poetische Bildsprache nicht vor allem als Mittel sieht, um die Aufmerksamkeit auf den Kontext zu lenken, wie Teresa Kamencek, im Pressetext zur Ausstellung schreibt. Uns so führen die Werke des 1976 in Hildesheim geborenen Künstlers, der seit vielen Jahren in Wien lebt in Themen und Erzählstränge, erhält ein abstraktes Bild plötzlich ein ungeahntes Narrativ. Wie etwa die Schwarz-Weiß Fotografien „Andersonit“  in denen Duscha elektronenmikroskopische Aufnahmen von vier Mineralien, zeigt, die aus der ökologischen Interaktion von Mensch und Umwelt hervorgegangen sind. Gleich gegenüber ebenfalls im ersten Raum 1 hängen sieben Aufnahmen, die aus der Überlagerung von Postkarten entstanden sind. Sie zeigen bekannte Gebäude, die jedoch längst nicht mehr existieren – von der Rotunde im Wiener Prater, bis zu den Twin Towers des New Yorker World Trade Centers–  eins ikonische Architekturen, die in der künstlerischen Umsetzung zu geisterhaften Erinnerungen werden.

Ausstellungsansicht, Andreas DUSCHA | Geplante Obsoleszenz I, Christine König Galerie, Wien, 2023, Foto: kunst-dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Vier Cyanotypien – technischer Konstruktionszeichnungen von Perpetuum mobilia bilden eine weitere Erzählung der Ausstellung. „Sie stehen für die  kontinuierliche Streben nach Überwindung menschlicher Möglichkeitsgrenzen: zeigen die jahrtausendealten gescheiterten Versuche, Energie entgegen den Regeln der Physik aus sich selbst heraus zu speisen.“, so Teresa Kamencek. Wie der Titel schon sagt, stehen Vergänglichkeit, Geschichte und analoge „veraltete“ Techniken der Fotografie im Fokus. So inkludiert Andreas Duscha in den Aufnahmen mit der Kleinbildkamera bewusst eine Körnung von über einem Millimeter pro Korn – als Hommage an analoge, „veraltete" fotografische Techniken. Denn so Duscha „Es ist technisch unmöglich diese Körnung digital zu simulieren, sie kann nur postprozessual durch mathematisch-algorithmische Filter nachgeahmt werden.“

Ausstellungsansicht, Andreas DUSCHA | Geplante Obsoleszenz I, Christine König Galerie, Wien, 2023, Foto: kunst-dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Solche Restriktionen digitaler, computergestützter Systeme werden auch in einem anderen Teil der Ausstellung deutlich (Raum 3), der unter anderem dem Zusammenspiel kollektiver Individuen und systemischer Observation gewidmet ist und historische Strategien und damit den Erzählstrang in die Gegenwart katapultieren. Duschas grafische Muster, die in Spiegel geätzt sind, rekurrieren au die geometrisch abstrahierten Strategien von „CV Dazzle“. Dieses aus New York stammende „Anti-Facing" durch Haare und Make-up ist zu weltweiter Beliebtheit avanciert, um der Gesichtserkennung durch Computervision zu entgehen. Das menschliche Gesicht wird so in einen dualistischen Wahrnehmungsstatus versetzt: sichtbar für andere Personen, unsichtbar für Maschinen.

Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in das Schaffen des Künstlers, in dem es ihm gelingt Nebenstränge der Geschichte, kaum wahrgenommene Themen und Erzählungen in den Fokus zu rücken. Ganz abseits jegliches dokumentarisches Ansatzes sondern allein durch einen künstlerischen Ansatz. Durch eine charakteristische Formensprache, die sich verschiedener Medien bedient und in dieser Verbindung von Fotografie, Objekt und Spiegel ein wohl singuläres Vokabular umfasst.

Ausstellungsansicht, Andreas DUSCHA | Geplante Obsoleszenz I, Christine König Galerie, Wien,  2023, Foto: kunst-dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Galerie Christine König

Schleifmuehlgasse 1a, 1040 Wien
Österreich

Andreas Duscha

bis 29. April 2023

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