Studio Diary - Max Freund
Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten. Heute schickt uns Max Freund Zeilen aus seinem Atelier in Wien und einer Geisterausstellung in Italien.
"Anfang Februar eröffnete meine Ausstellung "your kid could not do this" in Italien im contemporary art space G/ART/EN. Die Eröffnung konnte damals regulär stattfinden, alles nahm seinen gewohnten Lauf und ich fuhr mit dem Zug wieder nach Wien.
Derzeit sind die dort gezeigten Arbeiten in Quarantäne und der Raum bis auf Weiteres geschlossen. Unwissentlich, wie die Welt ab März aussehen würde, erstellte Artland bereits im Februar ein 3D Modell der Ausstellung, um sie virtuell zugänglich zu machen. Den Raum jetzt online zu begehen, wirkt wie eine schöne und gleichzeitig traurig isolierte Erinnerung.
Auch die kurz darauf geplante Ausstellung Pepsi Therapie im Kunstverein Wolfenbüttel in Deutschland musste kurz vor der Eröffnung abgesagt werden. Im Zuge der Ausstellung wurde eine, dem Titel gleichnamige, Publikation gedruckt. Es war die Übersetzung eines 2017 entstandenen Künstlerbuches. Es gibt einen tagebuchähnlichen Einblick und spielt mit einer abstrahierten Leseart. Die Notizen und Zeichnungen changieren zwischen imaginierten Zielsetzungen, Resignationen und Rechtfertigungen und haben den Verlauf einer surreal anmutenden Therapiesitzung. Die letzte Seite gibt einen Ausblick in eine noch nicht näher definierte Zukunft: "and then I changed my life".
Seit mehr als zwei Wochen bin ich jetzt zu Hause. Ich arbeite so weit es geht an kommenden Projekten, Publikationen und Zeichnungen und versuche alles aufzuarbeiten was sonst liegen bleibt und sowieso schon ganz unten auf der To-Do-Liste steht. Ein Langzeit-Projekt war auf jeden Fall das Ordnen, Aussortieren und Überarbeiten aller Fotos, Werke und Installationsansichten auf meinem Laptop und meiner Webseite. Ich tue mir schwer mich zu konzentrieren. Beim stundenlangen Suchen und Bearbeiten drifte ich immer wieder ab, öffne zufällig einen Ordner und finde Fotos von Malereien die ich 2018 auf Klopapierrollen gestellt habe.