Studio Diary - Georg Haberler

Georg Haberler, Atelier 2020, © by the artist

In einem Ladenlokal im 5. Bezirk Wiens arbeitet sich Georg Haberler emsig durch die Corona Krise. Dabei entstand gerade auch eine neue Werkserie, denn wie der Künstler beim virtuellen Atelierbesuch erklärt – "es gibt so viele Möglichkeiten in der Malerei, da könnte man sich sein ganzes Leben daran abarbeiten".


Malerei ist der Rahmen in dem sich Georg Haberler, 1985 in Graz geboren, bewegt. "Mich interessiert was sie ist, wie sie wirkt", erzählt der Künstler zwischen zahlreichen fertigen Arbeiten unterschiedlichster Formate. "Ich hatte noch viele Keilrahmen hier, die ich ohnehin bemalen wollte." Dann kam Corona und anstelle der abgebrochenen Berlinreise eben Zeit zu arbeiten, denn das Malen beruhigt, wie Haberler erklärt. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich in seiner Arbeit mit dem Menschen. Dem was ihn im Innersten ausmacht, und dem was er nach Außen kehrt. Zunächst entstanden mit Autolack lackierte Aluminiumarbeiten – metaphorische Spiegel von Instagramglanz und Selfiedruck.

... es gibt so viele Möglichkeiten in der Malerei, da könnte man sich sein ganzes Leben daran abarbeiten.

Georg Haberler

Im letzten Jahr entschied sich Haberler dann jedoch für eine Umkehr. Von Innen nach Außen gedacht entstanden nun fast durschichtige Malereien gedruckt durch Siebdruckgewebe. Dahinter begann Haberler Stoffe und Strukturen zu vernähen. So spielt der Grund mit der Oberfläche und das Dahinter verändert die Wahrnehmung der Oberfläche des Bildes. Die Malerei wird so auch zum mehrdimensionalen Objekt und wird in der Wahrnehmung prozesshaft – schimmern die Stoffe doch mit dem Licht in der Bewegung.

Georg Haberler, Atelier 2020, © by the artist

Georg Haberler, Atelier 2020, © by the artist

Nun entstanden völlig neue Werke. Die letzten beiden Monate vernähte Georg Haberler nicht mehr Stoffe, sondern Beipackzettel von Medikamenten als Malgrund. Wie Collagen vernäht er sie auf Textil und sodann mit dem Siebdruckgewebe. "Das passt in diese Zeit. Einerseits ist man dem medizinischen Personal gerade sehr dankbar, andererseits ist auch zum Beispiel Impffaulheit ein Thema – Normalität wird erst wieder einkehren, wenn wir die Impfung haben", so Haberler. "Auch Nebenwirkungen sind ein großes Thema – auch diese Krise ist ja eine Folge von Dingen, wie etwa der Globalisierung". Es sei ein Moment zu hinterfragen, wie wir miteinander leben, denn – "alles hat Nebenwirkungen", erklärt der Künstler.


IMPRESSIONEN

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