Starker Auftakt der Wiener Kunstszene im September

Mit einer ungewöhnlichen, doch schlussendlich erfolgreichen viennacontemporary, einem Reigen von Galerieausstellungen, dem Galeriefestival Curated by und einer gelungenen Ausgabe der PARALLEL VIENNA sowie nicht zur vergessen einem hochkarätigen Symposion im Architekturzentrum Wien, startete man in den Kunstherbst. Während die PARALLEL VIENNA noch bis Sonntag läuft, zog die viennacontemporary schon einmal ein positives Resümee.


Under Construction – so könnte das diesjährige Motto der viennacontemporary lauten. Sowohl der Ort der Messe, das Gebäude der Alten Post, wie auch die künstlerische Konzeption der Messe selbst sind in einer Phase der Neugestaltung und Transformation. Zur Verfügung gestellt hat das Gebäude in der Wiener Innenstadt der jetzige Eigentümer die Hasso Plattner-Stiftung, mit der man, so die Messeleitung, auch für die Zukunft einen Partner gefunden hat. Aus der kommerziellen Messegesellschaft ist 2021 eine Non Profit-Organisation mit einem veränderten Vorstand geworden, in der man nicht nur einen Zugang zu Fördergeldern öffnen will, sondern weiter Partner im Sinne eines breiten Netzwerkes gewinnen möchte. Neben Investor und Mehrheitseigentümer Dimitry Aksenov, gehört dem Vorstand Marta Dziewańska, Kuratorin am Kunstmuseum Bern an, ebenso wie Boris Marte von der Erste Foundation und Marketingberater Tom Wallmann- „Wir wollen weg vom reinen Retailgeschäft“, so der neue künstlerische Leiter Boris Ondreička im Interview mit PARNASS.

viennacontemporary 2021 | Photo: kunst-dokumentation.com

Man wird künftig auch unter dem Jahr von uns hören.

Boris Ondreička, künstlerischer Leiter viennacontemporary

Insgesamt will man inklusiver werden, neue Dialogregionen definieren, Schnittstellen schaffen auch in Richtung Digitaler Kunst in Kooperation mit der Ars Electronica. „Wir verkaufen nicht einfach quadratmeterweise Ausstellungsfläche, wir haben die Stärke Menschen und Interessen zusammenzubringen“, so Ondreička. Diese ambitionierten Vorhaben sollen nicht nur im herkömmlichen Format der Messe passieren, angestrebt werden permanente Strukturen. „Man wird künftig auch unter dem Jahr von uns hören.“, so Ondreička. Die Entscheidung trotz nur sechswöchiger Vorbereitungzeit eine – wenngleich auch reduzierte Messe auf die Beine zu stellen in enger Kooperation mit den Wiener Galerien, hat sich letztlich gelohnt. Ein Experiment mit positivem Ausgang, so die Kuratorin der Zone 1, Franziska Wildförster.

Bereits an den ersten Tagen konnten gute Verkäufe getätigt werden. Unter anderem verkaufte Kisterem Galeria aus Budapest sechs Werke des Künstlers Gabor Kristof, Ural Vision Gallery aus Russland meldete gute Verkäufe und in der italienischen Galleria Doris Ghetta wechselten drei Skulpturen von Walter Moroder für je 5.500 Euro, sechs Werke von Leonardo Silaghi, eine Skulptur von Aaron Demetz für rund 7.000 Euro und zwei Skulpturen von Robert Bosisio für zusammen 15.000 Euro den Besitzer. Die in Dublin ansässige Green on Red Gallery meldete Verkäufe von Werken Alan Butlers sowie von Damien Flood, Kirstin Arndt und Mark Joyce im Wert von rund 40.000 Euro an Sammler aus Wien, Bulgarien, Bahrain und Irland. Die Salzburger Galerie Elektrohalle Rhomberg konnte vier Werke der jungen japanischen Künstlerin Haruko Maeda für insgesamt über 70.000 Euro verkaufen. Von der Zone 1 lagen zu Messeschluss leider keine Informationen über Verkäufe vor. Doch insgesamt machte die von Franziska Wildförster kuratierte Sektion einen guten Eindruck. Besonders aufgefallen sind uns Arbeiten von Michèle Pagel bei Galerie Meyer Kainer, Nikita Kadan bei der Voloshyn Gallery aus Kiew und Jelena Micić bei Galerie3. 

Haruko Maeda | Elektrohalle Rhomberg | viennacontemporary2021 | Photo: kunst-dokumentation.com

Doch nicht nur hinsichtlich der Verkäufe, sondern auch für die Präsenz der Marke viennacontemporary war die Präsenz von Vorteil und schuf eine Plattform, in der Geschäftsführung und Vorstand über die Zukunft Auskunft gaben. Mit den Talks im Xpedit wurde ebenfalls eine inhaltliche Richtung andiskutiert. Ob man künftig die Marxhalle weiterbespielen wird ist offen, doch gibt es, wie man betont einen bestehenden Vertrag. So oder so möchte man ein Standbein in der Innenstadt behalten, um eine engere räumliche Anbindung zu den Galerien zu garantieren.

Es ist uns endlich gelungen, mit der florierenden Wiener Kunstszene zu verschmelzen und sie einem neuen lokalen und internationalen Publikum vorzustellen. (...)

Dimitry Aksenov, Vorstandsvorsitzender von viennacontemporary

 

Green On Red Gallery | viennacontemporary2021| Photo: kunst-dokumentation.com

„Die diesjährige Ausgabe war ein abenteuerliches Experiment, und ich bin froh, ein so mutiges Team zu haben, das von unseren KundInnen sicher sehr geschätzt wird. viennacontemporary hat Agilität erwiesen, ohne ihr gewohnt hohes Serviceniveau zu verlieren. Es ist uns endlich gelungen, mit der florierenden Wiener Kunstszene zu verschmelzen und sie einem neuen lokalen und internationalen Publikum vorzustellen. Wir sind entschlossen, die Kunst aus der CEE-Region und Österreich weiter zu fördern und ihr die Aufmerksamkeit zu geben, die sie auf dem internationalen Kunstmarkt verdient”, sagte Dimitry Aksenov, Vorstandsvorsitzender von viennacontemporary. Der CEE Fokus soll also jedenfalls beibehalten und sogar noch vertieft werden, wie auch Boris Ondreička betont. Die politische Bedeutung der Messe sei nicht zu unterschätzen vor allem Sammler aus den CEE Ländern möchte man nun verstärkt für die Messe gewinnen. Mit dem neuen künstlerischen Leiter hat man jedenfalls einen Experten dafür gefunden, der stärker als bisher den kuratorischen Aspekt verfolgen wird. Man darf gespannt sein.

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