Interview

Rudolf Leeb schließt seine Galerie

Und macht sie völlig neu wieder auf!

Rudolf Leeb lässt den Galerieraum in der Kaiserstraße hinter sich und beginnt mit einem hybriden Konzept zwischen Projektraum, Geschäftslokal und Online Shop die zweite Phase seines Galeristenlebens. Wie flexibel muss eine Galerie heute agieren und was muss ein Raum leisten? Ein Gespräch mit Rudolf Leeb.


PARNASS: Wir stehen jetzt zwei Monate nach dem Lock-Down und Ihre Galerie ist geschlossen. Wie viel Schuld kann man Corona geben? Und wann fiel die Entscheidung das Galeriemodel neu zu denken?

Rudolf Leeb: Die Entscheidung habe ich mit wenig Vorlaufszeit am 30. März getroffen. Da dauerte der Lock-Down schon zwei Wochen und es gab noch keine Aussicht, wann wir wieder öffnen können. Dann wurden alle Messen abgesagt und es wurde mit der Miete schwierig, auch weil es kein Entgegenkommen vom Hauseigentümer in der Kaiserstraße gab. Es wurde schnell klar, dass ich die Galerieräume unter diesen Umständen aufgeben muss.

Zum Abschluss haben wir noch die Ausstellung „Vom Shutdown in den STAND BY – Modus“ organisiert, eine Schau mit Arbeiten die im Lock-Down produziert wurden. Dann haben wir die Galerie mit 19. Juni geschlossen und den Abbau begonnen.

P: War damals schon klar, dass die Galerie in neuer Form weitergehen wird?

RL: Ja, ich habe parallel zu den Schwierigkeiten begonnen mich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. So bin ich in Kontakt mit einem Kunstverein in der Zieglergasse 1070 gekommen. Der Raum ist nicht groß, etwa 22 Quadratmeter und es ist der Traum des Besitzers ihn mit Kunst zu bespielen. So werden wir uns den Raum teilen und abwechselnd Veranstaltungen organisieren.

Er macht beispielsweise einen Kunstflohmarkt und ich plane wechselnde zweiwöchige Ausstellungen, fünf Termine bis Dezember, die erste Ausstellung versammelt Arbeiten von Verena Gotthardt, Birgit Graschopf, Viktoria Morgenstern und Mariella Lehner, kuratiert von Walter Seidl. Der Raum liegt mitten in der gekühlten Straße, der „kühlen Meile Zieglergasse“, dort werden wir nun das Projekt „coole Kunst in der coolen Meile“ machen.

Vikoria Morgenstern, The Next Episode, Project Space © Mira Klug für Galerie Rudolf Leeb

P: Die neue Ausstellungsfläche ist keine traditionelle Galerie mehr, Sie sprechen von einem „Project Space“, beziehungsweise einer Pop Up Reihe in diesem.

RL: Ein fixer Galerie-Standpunkt mit hoher Miete ist einfach schwierig. Außerdem: Die Project Spaces passen einfach besser zu den Künstlern, die ich betreue, teilweise studieren sie noch. Darüber hinaus kann man in einem Projektraum verrücktere Sachen machen – natürlich auch mit älteren Künstlern.

P: Der Plan für diesen Raum steht also bis Ende des Jahres – und dann?

RL: Dann möchte ich nicht nur im 7. Bezirk bleiben, sondern mich nach anderen Zwischennutzungen umsehen. Eventuell mieten wir wieder selbst etwas an, vielleicht bleiben wir aber auch beim Space-Sharing, ich denke, dass es eine gute Idee ist Räume zu teilen.

P: Geteilt wird nicht nur der Projektraum, auch eine zweite Schiene ist geplant. Was kann man sich unter dem „Stadtgeschäft“ vorstellen?

RL: Die Künstlerin Anita Münz, sie wird gerade in der Sammlung Verbund ausgestellt, betreibt im 1. Wiener Gemeindebezirk ein Geschäft, wo sie selbst entworfenen Schmuck aus afrikanischen Horn verkauft. Da das Problem der hohen Miete in der Coronakrise mehrere Akteure der Kunstbranche betrifft, kam die Idee auf die Räume am Bauernmarkt zu teilen. Unser Plan ist es ab September drei Wände und ein Schaufenster dieses Geschäftslokals zu bespielen. Es wird keine klassische Galerie, dennoch machen wir monatlich wechselnde Ausstellungen und eventuell auch kleine, gezielte Veranstaltungen. Dort will ich Fine Art verkaufen. Ein großes Problem der Kaiserstraße war die mangelnde Frequenz – am Bauernmarkt kommen Leute vorbei, wir probieren nun welchen Unterschied das macht.

Verena Gotthardt, Foto aus der Serie nach einer Reise  vrnitev, analoge Fotografie, 2020 ©  by the artist

P: Warum braucht die Galerie diese Räume – warum konzentrieren Sie sich nicht einfach auf Online?

RL: Seit drei Jahren betreiben wir den Online Shop, doch es hat nie so gut funktioniert. Ich glaube, dass Online Verkäufe bei bekannten Künstlern gut klappen, weil man weiß was man kauft, wie das aussieht, was man erwirbt. Farbe und Form können am Schirm ein anderes Bild vermitteln, im Original sieht die Kunst einfach anders aus.

P: Die „Galerie Rudolf Leeb“ schließt also nicht, sie formuliert sich aber neu?

RL: Die Galerie bleibt ohne festen Raum, doch sie geht weiter. Die Galerie Rudolf Leeb betreibt Project Spaces, sie betriebt das Stadtgeschäft, sie bespielt Messen. Gleichzeitig möchte ich große Ausstellungen auf Galerieniveau machen – zum Beispiel in einer leerstehenden Halle, das ist der Plan für 2021.

Birgit Graschopf, The Next Episode, Project Space © Mira Klug für Galerie Rudolf Leeb

Project Space

Zieglergasse 46, 1070 Wien
Österreich

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