Rudolf Goessl ist tot

Wie die Galerie Jünger heute bekanntgab ist der österreichische Maler Rudolf Goessl heute morgen verstorben.

Goessl, 1929 im niederösterreichischen Kronberg im Weinviertel geboren, gehörte zu den großen abstrakt arbeitenden Künstlern Österreichs, der sich bereits früh mit internationalen Entwicklungen der Malerei beschäftigte – insbesondere mit der amerikanischen Farbfeldmalerei. Mit ihr verband Goessl eine Auffassung der Malerei, die viel stärker in den Raum diffundierte und den Fokus auf die Eigenschaften der Farben legte. Farbe und Licht wurden zum eigentlichen Motiv. Folgerichtig wurde Goessl auch in der von Rainer Fuchs kuratierten Ausstellung „Kalkül der Malerei“ im Kontext internationaler Positionen wie Helen Frankenthaler, Agnes Martin, Kenneth Noland, Ad Reinhardt und Mark Rothko gezeigt. Dass seine, zuweilen aus vielen Schichten an Farblasuren bestehende, Malerei hier wie selbstverständlich in Qualität und Relevanz mithalten konnte, wurde evident.

Bis in die 1970er-Jahre war Goessl neben seinem künstlerischen Schaffen als Werbegrafiker , wie unter anderem 1967 im Atelier von Karl Schwanzer für die Expo in Montreal tätig und als Schaufenstergestalter für Wiener Innenstadtgeschäfte tätig. Besondere Erwähnung verdienen hier die kreativen Lösungen, welche er für die „Etoile“ – die jahrzehntelang den Modestil der Wiener Gesellschaft mitprägende Boutique seiner Frau - realisiert. 1970 bis 1980 lebt er zurückgezogen und arbeitet an der Entwicklung seiner spezifischen malerischen Techniken. Reisen führten ihn unter anderem nach Frankreich, Deutschland, in die Niederlande, nach Italien, Ägypten und Griechenland, wo er auf der Insel Patmos viele Sommer mit Zeichnen und Aquarellieren verbrachte. 2000–2005 entstanden ausschließlich große Formate, darunter der 3-teilige Zyklus „Die Große Litanei“. Die Beschäftigung mit dem Metaphysischen wird fortgesetzt und fand in einer einer Reihe von in großen Ölgemälden 2010/11 erneut einen Höhepunkt. 2014 erhielt Rudolf Goessl den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich. Seit 1994 arbeite er kontinuierlich mit der Galerie Jünger zusammen, die im Frühjahr 2023 unter dem Titel „Die Tiefe der Farben“ eine eindrucksvolle Einzelausstellung des Künstlers zeigte.