Roberto Matta in WIen
Monumentale Bildwelten voll Surrealismus, voll amorpher Figuren und linearer Gebilde, voll Grauen, aber auch voll Humor charakterisieren die Arbeiten von Roberto Matta, dem im Kunstforum Wien bis Juni eine Retrospektive gewidmet ist.
Man betritt die Säulenhalle und ist bereits mitten drinnen im Kosmos des Roberto Matta. Da hängen die Frühwerke des Künstlers aus den 1930er- und 1940er-Jahren, damals, als der junge, aus Chile stammende Architekt den Spanier Pablo Picasso kennengelernt hatte. „Dessen Jahrhundertbild Guernica steht Pate für den Ausnahmekünstler Roberto Matta“, so Ingried Brugger, die Direktorin des Kunstforum Wien. Matta war damals in die Errichtung des Ausstellungsgebäudes für die Weltausstellung in Paris 1937 involviert. Er verbrachte viel Zeit in Picassos Atelier „und erlebte die visionäre Übersetzungsleistung einer politischen, zeitgeschichtlichen Aussage, die bahnbrechende Kunst zu schaffen im Stande ist. Das war die Initialzündung für seine eigene Malerei“, analysiert Ingried Brugger und erläutert weiter,
Inspirationen von Paris bis nach New York
1911 in Santiago de Chile geboren, war Roberto Matta weltoffen und interessiert. „Er war ein Bohemien, ein fescher Mann, fünf Mal verheiratet, extrem kontaktfreudig und theatralisch“, beschreibt ihn Co-Kuratorin Bettina M. Busse. In Paris, wo Matta kurzzeitig für Le Corbusier tätig war, kam er mit den Surrealisten Salvadore Dalí und André Breton in Kontakt. Später im Exil in New York und nach dem Krieg wieder in Europa pflegte er intellektuellen Austausch mit Peggy Guggenheim, Marcel Duchamp oder Jackson Pollock. Roberto Matta selbst gilt als Inspirationsquelle für Daniel Richter und die Leipziger Schule.
Mattas Werke zeigen eine imaginäre Welt in Bewegung. Zeichnungen, die wie ein Storyboard oder ein Science-Fiction-Comic-Panel aufgebaut sind, lassen uns in eine Art vierte Dimension eintauchen“, so wird der Künstler in der Galerie Gmurzynska in Zürich beschrieben, die seinen Nachlass aufgearbeitet hat und eng mit dem Estate Roberto Matta in Rom zusammenarbeitet. Beide Institutionen sind als Leihgeber für die Ausstellung im Kunstforum involviert.
Aus einer Fülle von großformatigen Bildern haben Ingried Brugger und Bettina M. Busse Schlüsselwerke ausgewählt. Wie das farbgewaltige, großformatige Werk mit dem Titel „Coigitum“ von 1972, außerdem „El Burundi Burunda a muerto“, in dem sich Matta auf den Staatsstreich in Chile gegen die Militärjunta bezieht, und „Babbo Napalm“, das als Reaktion auf den Vietnamkrieg entstanden ist. Nicht weniger inhaltsreich ist auch das Triptychon „La Nature Uniee“, das in einem Nachbau der vor etwa 50 Jahren in Amiens gezeigten räumlichen Installation aus mehreren Gemälden zu sehen ist. Dazu gibt es Bühnenbilder für das Royal Opera House in London, Bronzen, die von den chilenischen Wurzeln des Künstlers zeugen, Zeichnungen und kreativ geformte Sitzmöbel, die Roberto Matta in den 1960er-Jahren entworfen hat und die sich vielfältig zu Objekten zusammenstellen lassen.
„Mit seinen kosmischen, oft apokalyptisch anmutenden Projektionen und dem lasierend transparenten Farbauftrag schafft Matta eine neue Vorstellung der Weltlandschaft, die man erst entschlüsseln muss“, meint Ingried Brugger. Für sie ist Roberto Matta ein wichtiger Teil der Kunstgeschichte,
Bank Austria Kunstforum
Freyung 8, 1010 Wien
Österreich
Roberto Matta
bis 2. Juni 2024