Alte Nationalgalerie Berlin

Paul Gauguin

Paul Gauguin (1848–1903) liebte Tahiti, er erklärte es zu seinem Paradies und sich selbst zum „wilden Künstler“. Traum, Mythen und Kolonialgeschichte sind eng mit seinem viel bewunderten Werk aus dieser Zeit verbunden. Die Berliner Ausstellung „Paul Gauguin – Why are you angry?“ zeigt seine Südsee-Kunst und aktuelle Werke zeitgenössischer Künstler. 


„Why are you angry?“ ist keine Retrospektive und keine reine Gauguin-Ausstellung. Vielmehr konzentriert sie sich auf Gauguins Tahiti-Bilder, von denen sie zehn versammeln kann, erklärt, in welcher Zeit sie entstanden sind, und zeigt, wie zeitgenössische Künstler heute über Gauguins Kunst reflektieren. In dieser Ausstellung wird sehr klar, dass Tahiti zur Zeit Gauguins längst nicht mehr das Südseeparadies war, das der Künstler sich erträumte. Doch er hielt an seinen Träumen fest und malte sein „Paradies“, für das er seine dänische Ehefrau und die fünf Kinder verlassen hatte.

Was ihn nach Tahiti zog, wie stark der Zeitgeist, die Weltausstellungen und die Schriften von Thomas Cook und Louis Antoine de Bougainville auf ihn wirkten, ist Teil der Einführung in die Ausstellung, die Gauguins Leben und Arbeiten dieser Jahre vorstellt. Trotz aller Theorie und aktueller Thematik ist die Ausstellung eine Kunstschau mit insgesamt 75 Werken, darunter zehn Gauguin-Gemälden, Keramikarbeiten, Holzschnitzereien, Grafiken und Texten des Künstlers, der 1903 in Atuona auf Hiva Oa starb. 

Wir kümmern uns in der Alten Nationalgalerie um die Kunst des 19. Jahrhunderts, doch unsere Diskurse sind heutig.

Ralph Gleis, Direktor der Alten Nationalgalerie

Auch wenn es auf Tahiti ein Gauguin-Museum gibt und Schulen seinen Namen tragen, wird sein Leben in der Südsee und sein Bild vom Leben auf den Inseln, die zu Französisch-Polynesien gehören, heute nicht nur positiv gesehen. Deshalb hat die Kopenhagener Kuratorin Anna Kaersgaard Gregersen zeitgenössische Künstler mit Wurzeln in Französisch-Polynesien eingeladen, ihren – eher kritischen – Blick auf den Maler und sein Werk vorzustellen. Zu ihnen zählen Angela Tiatia, Nashashibi/Skaer, Selina Tusitala Marsh, Yuki Kihara und Henri Hiro. Zu sehen ist zum Beispiel Yuki Kiharas vielschichtige, witzige Videoarbeit „First Impressions“, die Gauguins Tahiti-Darstellungen von heutigen Bewohnern Tahitis kommentieren lässt. „Eines der Hauptanliegen der Ausstellung ist es, die Zugehörigkeit des Künstlers zu einer größeren kolonialen, politischen und kulturhistorischen Landschaft zu beleuchten und darüber hinaus die anhaltende Bedeutung zu untersuchen, die Gauguins Kunst hinterlassen hat“, schreibt Kuratorin Anna Kaersgaard Gregersen. Ralph Gleis, Direktor der Alten Nationalgalerie, hat dieses Konzept so sehr überzeugt, dass er die Ausstellung jetzt in Berlin zeigt. Denn: „Wir kümmern uns in der Alten Nationalgalerie um die Kunst des 19. Jahrhunderts, doch unsere Diskurse sind heutig“, so Gleis.

Paul Gauguin (1848-1903), Vahine no te Tiare. The Woman with the Flower, 1891 © Ny Carlsberg Glyptotek

Alte Nationalgalerie

Bodestraße 1-3, 10178 Berlin
Deutschland

Paul Gauguin – Why Are You Angry?
bis 10. Juni 2022

Das könnte Sie auch interessieren