OPEN YOUR EYES | Fotofestival Zürich
Das Fotofestival open your eyes erstreckt sich von der ETH durch die Plätze und Gassen der Stadt bis zum Seeufer. Rund internationale 50 Fotografinnen und Fotografen zeigen eindrucksvolle Bilder zu den 17 nachaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen.
Der Katalog ist auf Graspapier gedruckt und duftet nach frischem Heu, ein Mädchen mit geschlossenen Augen inmitten von Fischen ziert das Cover. Den Texten und Bildern ist ein Zitat von Jane Goodall vorangestellt: „Wir haben die Wahl, das Geschenk unseres Lebens dafür zu nutzen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“
Die UN-Entwicklungsziele (SDGs), die bis 2030 erreicht werden sollen, ergeben ein weites Themenspektrum: Natur- und Klimaschutz, soziale und Gendergerechtigkeit, Kampf gegen Armut und Hunger, für Gesundheit, Bildung, Frieden und Wohlstand für alle, für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Wasser- und Energieversorgung. Die dazu ausgewählten Fotos repräsentieren eine kreative Vielfalt an der Grenze von Kunst und harter Realität: Von den Tränen eines malariakranken Mädchens auf einer Elektroschrott-Müllhalde in Ghana aus der Serie „Living on a Dollar a Day“ der amerikanischen Pullitzer-Preisträgerin Renée C. Byer bis zur faszinierenden Schönheit unseres Planeten auf den Satellitenbildern der Salzburger Edition eoVision. Von Ana María Arévalo Gosens trostlosen Impressionen aus venezolanischen Frauengefängnissen bis zu den subtilen, verschlüsselten Bildkompositionen des New Yorker Künstlerduos Shana und Robert ParkeHarrison, die im Stil von Vintagefotografien absurd anmutende Phantasien in Szene setzen.
„Wir sind zusammengekommen, um die Welt zu retten“, kündigte Intendant und Mastermind Lois Lammerhuber mit ironischem Lächeln zur Eröffnung des Fotofestifals an. „Vor allem aber, um das Leben zu feiern.“ Denn ob all der Krisen und Probleme in Depression zu verfallen, wäre der falsche Weg. Das Besondere dieses Ausstellungsformats ist die enge Verbindung mit der Wissenschaft. Die Kooperation mit der renommierten ETH Zürich manifestiert sich gleich zu Beginn: Auf der Polyterrasse vor dem Universitäts-Hauptgebäude bietet sich nicht nur ein fantastischer Ausblick über die Stadt, sondern in der Sonderausstellung „Der Code des Universums“ auch ein Einblick in die aktuellsten Forschungsergebnisse und -projekte des europäischen Kernforschungszentrums CERN.
Die verschiedenen Wissenschaftszweige liefern die Fakten, die Fotografie – von Kunst bis Reportage – macht diese Fakten anschaulich und weckt Emotionen. Die Gegenüberstellung von wissenschaftlichen Texten und Bilderzählungen auf den Ausstellungsstationen eröffnet beiden Seiten neue Möglichkeiten der Kommunikation mit der Öffentlichkeit, sie kann Denkanstöße vermitteln, Mitgefühl erzeugen und das eigene Handeln verändern, betont ETH-Rektor Günther Dissertori. „Neugier ist das zentrale Motiv, die Schnittstelle zwischen Hochschule, Publikum und Fotografie.“ Zusammen ergibt sich ein Plädoyer für Frieden, Toleranz, Gerechtigkeit.
Dass die Stadt Zürich nicht nur ihr Einverständnis gab, sondern – neben zahlreichen Sponsoren – das Fotofestival auch aktiv unterstützt, war „harte Arbeit“, verrät Hans-Ruedi Strasser, Bankier und Präsident des veranstaltenden Vereins open your eyes. Speziell in den Innenstadtgassen, wo einige der Fotos in direkter Nachbaschaft von Geschäften und Cafés platziert sind, führte er persönlich viele Gespräche und verteilte Informationsmaterial, um das Terrain vorzubereiten; und er stieß auf durchwegs positives Echo.
Lediglich ein Restaurantbesitzer ersuchte, die schaurigen Bilder von Massentierhaltung, Fleischproduktion und extensiver Landwirtschaft des amerikanischen Dokumentarfotografen George Steinmetz genau gegenüber seinem Lokal durch sanftere zu ersetzen. Schließlich soll den Gästen nicht der Appetit verdorben werden. Auch wenn, wie kürzlich bekanntgegeben wurde, bisher erst 15 Prozent der 17 SDGs auf gutem Weg zur Verwirklichung seien.
Ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und verschiedenen Veranstaltungen begleitet das bis 15. Oktober laufende open your eyes Fotofestival Zürich.