Rot und Blau und Grün für den festlichen Auftritt

Nach 7 Jahren Sanierung: Die Gemäldegalerie in Dresden wird wiedereröffnet!

Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 Staatliche Kunstsammlungen Dresden © SKD | Foto: Oliver Killig

Nach siebenjähriger Sanierung eröffnet die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wieder – und zeigt nun neben der Malerei auch Skulpturen.


Raffael ist zurück! Und Bellotto. Und Mantegna. Auch Rembrandt, Rubens, Cranach und Liotard. Sie hatten Dresden zwar nie verlassen, doch während der siebenjährigen Sanierung der Galerie Alte Meister im Semperbau am Dresdener Zwinger war nur die Hälfte der 700 Gemälde in verschiedenen Ausstellungskonstellationen zu sehen.

Am 29. Februar wird die sanierte Gemäldegalerie Alte Meister nun endlich wieder geöffnet. Auch wenn die technischen Veränderungen groß sind, werden für die Besucher Brandschutz-, Sicherheits- und Klimatechnik sowie ein neues Lichtsystem – zum Glück – weitgehend unsichtbar bleiben. Es war Gemäldegalerie-Direktor Stephan Koja wichtig, dass nichts „technoid“ wirkt. Vielmehr geht es Koja um den „festlichen Auftritt“ der Galerie, um Räume, die wegen ihrer Eleganz und Einmaligkeit in Erinnerung bleiben, und um Beziehungen zwischen Malerei und Skulptur.

Auch wenn sich vieles verändert hat, Raffaels „Sixtinische Madonna“ hängt, wie immer, an der Ostwand des Ostflügels.

Uta Baier

Denn neben den 700 Gemälden sind nun 450 Skulpturen aus der Zeit bis 1800 in die Gemäldegalerie eingezogen. Die Osthalle versammelt die Antiken, im Skulpturengang sind Werke der Renaissance und des Barock zu sehen. Ein Großteil der Skulpturen ist jedoch direkt zu den Bildern gezogen, weil Stephan Koja Beziehungen deutlich und Vergleiche möglich machen will. Diese Zusammenstellungen seien sehr präzise und niemals dekorativ, betont Koja.

So steht beispielsweise das „Köpfchen eines greinenden Knaben“ des niederländischen Bildhauers und Architekten Hendrick de Keyser neben Rembrandts „Ganymed in den Fängen des Adlers“. Beide Kindergesichter sind verblüffend ähnlich. Für Stephan Koja ist die Ähnlichkeit nicht überraschend, denn de Keyser und Rembrandt waren befreundet, und um 1700 war es üblich, nach Skulpturen zu zeichnen und zu malen. Während es bei diesen beiden Werken vor allem eine visuelle und zeitliche Nähe gibt, existieren auch direkte Verbindungen, „die wir aufgrund der reichen Sammlung herstellen können“, schwärmt Koja.

Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800Staatliche Kunstsammlungen Dresden © SKD | Foto: Oliver Killig

Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800Staatliche Kunstsammlungen Dresden
© SKD | Foto: Oliver Killig

So existiert in Dresden die antike Skulptur eines trunkenen Selen, die Rubens in Rom in der Sammlung Chigi zeichnete. Van Dyck verwendet diese Rubenszeichnung, um seinen „Trunkenen Selen“ zu malen. In Dresden ergänzen sich nun der antike Selen aus der Sammlung Chigi, die 1728 in Teilen für Dresden angekauft wurde, und das Gemälde von van Dyck.

Die meisten der 450 Skulpturen waren in den vergangenen Jahren nicht zu sehen. Sie kommen direkt aus den Depots. Nur ein Teil stand seit der Flut dicht gedrängt im provisorischen Schaudepot im Albertinum. Dieses Skulpturen-Gedränge hatte durchaus seinen Reiz. Doch der bestand vor allem in der Präsentation von Masse – eine Betrachtung einzelner Werke war so nicht möglich. Insofern gibt es in der neu eingerichteten Gemäldegalerie vieles wieder zu entdecken.

Stephan Koja, Direktor Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 © SKD, Foto: David Pinzer

Stephan Koja, Direktor Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 © SKD, Foto: David Pinzer

Und Stephan Koja inszeniert einen schönen Wechsel dichter und lockerer Aufstellung und Hängung vor nun starkfarbigen Wänden: Rot steht für die italienischen Gemälde, Blau für die Franzosen und Spanier und Grün für die Niederländer und Deutschen, die alle wieder ganz traditionell nach Schulen geordnet wurden.

Auch wenn sich vieles verändert hat, Raffaels „Sixtinische Madonna“ hängt, wie immer, an der Ostwand des Ostflügels. Auch das traditionelle übereinander Hängen von Bildern, das Stephan Koja nicht „Petersburger“, sondern „Dresdener Hängung“ nennen möchte, ist erhalten geblieben.

Staatliche Kunstsammlung Dresden | Gemäldegalerie Alte Meister

Theaterplatz 1, 01067 Dresden
Deutschland

Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800

ab 29. Februar 2020

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